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Russische Streitkräfte wollen Instandsetzung neuer Handwaffen optimieren

Kristóf Nagy

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Die russischen Streitkräfte haben ein neues Programm für die vorbeugende Wartung und Reparatur beschädigter Handwaffen aus dem Ukrainekrieg erarbeitet. Dies gab der für der Erstellung und Umsetzung verantwortliche Rüstungskonzern Kalaschnikow bereits Anfang Februar bekannt. Die Bemühungen zur Verbesserung der Instandsetzung könnten ein weiterer Indikator für die steigenden Verluste auf russischer Seite sein, welche sich auch im Handwaffenbereich widerspiegeln.

Laut Mitteilung von Kalaschnikow hat das Unternehmen Teams von Spezialisten in die Ukraine entsandt, um die häufigsten Beschädigungen an den Sturmgewehren des Typs AK-12 und dem Präzisionsgewehr SWD zu untersuchen. Die Zusammensetzung der Teams ist laut dem Unternehmen bewusst interdisziplinär ausgewählt worden. Die Ergebnisse der Erkundung werden aktuell ausgewertet und sollen im Anschluss in einen Maßnahmenkatalog münden. Das Untersuchungsfeld der Experten fokussierte sich schwerpunktmäßig auf das Sturmgewehr AK-12 als primäre Handwaffe der russischen Streitkräfte. Die ebenfalls weit verbreitete kompakte AKS-74U und das für die Feuerkraft der Infanteriegruppe überdurchschnittlich relevante Maschinengewehr PKM sowie seine modernen Varianten scheinen hingegen bereits mit einem funktionierenden Instandsetzungskonzept versehen zu sein.

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Die Optimierung der Wartung und Reparatur der in der Ukraine verwendeten und im Laufe von Kampfhandlungen beschädigten AK-12 überrascht nicht, wenn man die Kommunikation des Kalaschnikow-Konzerns der letzten Monate verfolgt. Das Sturmgewehr macht Unternehmensangaben zufolge über 50 Prozent der Handwaffenproduktion des Rüstungskonzerns aus und deckt trotz Rekordproduktion nicht den Bedarf der russischen Streitkräfte. Zudem ist das Gewehr trotz Produktionsbeginn der neusten AK-12M-Version im Herbst 2023, welches laut Kalaschnikow noch immer nicht die Erkenntnis des Ukrainekrieges umsetzt, weiterhin eine recht neue Waffe, deren Betrieb von den Streitkräften noch vollumfänglich erlernt werden muss. Daher setzen die Maßnahmen laut der Mitteilungen des Herstellers an mehreren Stellen gleichzeitig an.

Im Fokus steht die Zusammenstellung eines den aktuellen Bedarfen entsprechenden Ersatzteilpaketes, um eine vorbeugende Instandhaltung durchführen zu können. Daneben sollen Ersatzteile für die häufigsten auf dem Gefechtsfeld auftauchenden Beschädigungen verfügbar gemacht werden, um Waffen in Frontnähe reparieren und nicht ins Werk zurücksenden zu müssen. Als weitere Maßnahme wurde die Erstellung einer umfangreichen Dokumentation für Wartung und Reparatur angekündigt. Diese soll auch in Form von Lernvideos verfügbar gemacht werden. Mit der Bereitstellung von Videos für Ausbildungszwecke und der gezielten Verbreitung über Telegram-Kanäle haben die russischen Streitkräfte bereits im Bereich der Nutzung von Drohnen weitreichenden Erfahrungen gemacht. Es ist daher anzunehmen, dass in diesem Fall ein ähnlicher Ansatz verfolgt werden soll.

Die offenkundige Bemühung, den Klarstand der im Operationsgebiet befindlichen Waffen durch präventive Maßnahmen zu erhöhen, muss von außen objektiv betrachtet werden. Die angesprochenen Ersatzteilpakete müssen erst von Kalaschnikow gefertigt und für die Logistik der Streitkräfte bereitgestellt werden. Inwieweit dies parallel zu der im angestrengten Tempo laufenden Fertigung möglich sein wird, wird sich zeigen. Zudem muss eine Nutzungskultur innerhalb der Streitkräfte durchbrochen werden, welche der Wartung von Handwaffen eine teilweise ungenügende Priorität einräumt. Der vom Autor unterstellte Ansatz, die Anwender über soziale Medien und einfach rezipierbare Videos zu erreichen und in die Pflicht zu nehmen, könnte einen deutlichen Beitrag dazu leisten. Unbenommen von allen potenziellen Problemen und Mängeln zeigt das aktuelle Beispiel erneut, dass sich sowohl die russischen Streitkräfte als auch die wehrtechnische Industrie des Landes weiterhin an die sich stetig verändernden Rahmenbedingungen des Krieges in der Ukraine anpassen können.

Kristóf Nagy