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Drohnenabwehr aller Truppen – Rheinmetall mit neuem Ansatz

Lars Hoffmann und Waldemar Geiger

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Drohnen unterschiedlichster Ausprägung stellen gegenwärtig ein großes Problem für die Landstreitkräfte dar, wie täglich aus der Ukraine einlaufende Videos zeigen. Die Bundeswehr wird mit der kurzfristigen Beschaffung des Flakpanzers Skyranger 30 einen ersten Schritt unternehmen, um dieser Gefährdung aus der Luft zu begegnen.

Allerdings ist zu erwarten, dass in Zukunft eine so große Zahl von gegnerischen Drohnen in der Luft sein wird, die von den großen Abwehrwaffensystemen wie Flak- und Flugabwehrraketenpanzern nicht vollumfänglich bekämpft werden können. Deshalb kommt der im Rahmen der Fliegerabwehr aller Truppen abgebildeten Drohnenabwehr eine besondere Bedeutung vor.

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Der Düsseldorfer Rüstungskonzern Rheinmetall hat in diesem Zusammenhang Mitte April auf dem Ground Based Air Defence Summit des CPM-Verlags in Berlin ein neues Konzept vorgestellt. Demnach wird die Detektionsfähigkeit der auf einem Flakpanzer Skyranger verbauten Radar-Panels von Hensoldt genutzt, um auf dem Gefechtsfeld befindlichen Fahrzeugen sowie Infanteristen eine Warnung und Voreinweisung beim Anflug von Drohnen zu geben.

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Infanteristische Drohnenabwehr aller Truppen

Wie Knud Michelson, Leiter Vertrieb bodengebundene Luftverteidigung Rheinmetall Electronics GmbH, in seinem Vortag erläuterte, würde ein Skyranger aus dem Luftlagebild und den eigenen Sensoren gewonnene Daten über das im Rahmen von D-LBO genutzte Battle Management System (BMS) beispielsweise an das System „Infanterist der Zukunft – Erweitertes System“ (IdZ-ES) weitergeben, das die Daten dann an den mit dem Smartshooter-Feuerleitvisier SMASH ausgestatteten Einzelschützen übermittelt. Im Visier würde dem Soldaten dann angezeigt, von wo die Drohne anfliegt und wie darauf zu reagieren ist. Nach Aussage von Michelson kann auf diese Weise eine Bedrohung und deren Position besser erfasst werden.

Der israelische Hersteller Smartshooter hat hartpunkt vorliegenden Informationen zufolge ähnliche Lösungsansätze bereits für mehrere NATO-Kunden umgesetzt. Dabei werden von externen Sensoren gewonnene Positionsdaten einer Drohne mittels BMS über unterschiedliche Schritte in Echtzeit kabellos an das SMASH-Feuerleitvisier übermittelt. Zudem bekommt der Schütze einen Warnhinweis, dass eine Drohne detektiert wurde. Sobald der Schütze seine Waffe in Anschlag nimmt, kann er mittels eingespielter Pfeilangaben im Visier sehen, in welche Himmelsrichtung bzw. Höhe er die Waffe heben, senken oder wenden muss, damit die Drohne ins Sichtfeld des Visiers kommt und als Ziel festgelegt wird, was mittels eines Knopfdrucks geschieht.

Ist ein Ziel einmal erkannt und festgelegt, errechnet der Algorithmus eine Schusslösung. Unter Berücksichtigung der jeweiligen Bewegung von Ziel und Schützen berechnet das System kontinuierlich den für einen Treffer erforderlichen Haltepunkt. Dieser dynamische Haltepunkt wird kontinuierlich in dem Okular angezeigt und bietet dem Schützen so eine deutlich höhere Trefferwahrscheinlichkeit für jeden Schuss. Der Schütze betätigt den Abzug, das System erlaubt eine Schussauslösung nur dann, wenn der Schütze den Zielpunkt der Waffe über den errechneten Haltepunkt eines vorher markierten Ziels führt. Der Schuss bricht dann automatisch. Sollte der Schütze die Waffe auf konventionelle Weise (manuell) abfeuern wollen, kann er den SMASH-Sperrmechanismus mittels eines Tastendrucks aus- und wieder einschalten.

Je nach SMASH-Variante und genutzter Handwaffe können dem Hersteller zufolge Kleinstdrohnen bis zu einer Entfernung von bis zu 250 Metern effektiv bekämpft werden. Auch die Bundeswehr hat im Mai 2023 eine nicht näher bekannte Zahl von SMASH X4 als „Zielassistenzsystemen zur Detektion und kinetischen Abwehr von Class 1 UAS“ für das G27P beschafft. Mit Class 1 UAS sind unbemannte Flugsysteme (Drohnen) unterhalb der Gewichtsklasse von 150 Kg gemeint.

Plattformgebundene Drohnenabwehr aller Truppen

Das gleiche Problem der Zieldetektion haben auch Kampf- und Schützenpanzer sowie Logistik-Fahrzeuge, die sich ebenfalls gegen Drohnen schützen müssen. Nach den Vorstellungen von Rheinmetall sollen diesen eine grobe Voreinweisung von den Flakpanzern – und später von den Sensoren des NNbS-Verbundes – übermittelt werden. Um dann erfolgreich gegen die unbemannten Luftfahrzeuge wirken zu können, sieht Rheinmetall die Nutzung eines kleinen zusätzlichen Radar-Panels auf dem Turm oder der Waffenstation vor, dass die genauen Zieldaten ermitteln soll. Dem Unternehmen zufolge gibt es bereits Konzepte, wie ein solches Radar-Panel auch in die hauseigene Waffenstation mit dem Namen Natter integriert werden könnte. Beobachter vermuten, dass hier insbesondere israelische Radar-Hersteller als Anbieter für die Hardware in Frage kommen.

Nach Aussage von Michelson ist die Verwendung eines aktiven Radars – trotz der Eigenstrahlung – erforderlich, da die Datengüte der eigenen passiven Sensoren in der Regel nicht zu einer Bekämpfung mit großer Erfolgswahrscheinlichkeit ausreichen werde. Denn es sei davon auszugehen, dass Drohnen in Zukunft signaturärmer werden, und daher schwerer passiv aufzuklären seien.

Lars Hoffmann und Waldemar Geiger