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Drohnenabwehr-Kit für Puma-Turm ermöglicht Bekämpfung von Drohnenschwärmen

Waldemar Geiger

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Die immer weiter zunehmende Bedrohung durch Klein- und Kleinstdrohnen stellt selbst stark gepanzerte Fahrzeuge vor große Herausforderungen, wie man anhand der Kriegsbilder aus dem Ukrainekrieg täglich sehen kann. Als eine mögliche Gegenmaßnahme gegen eine solche Bedrohung gilt die Befähigung der einzelnen Plattformen zur Drohnenabwehr. Je nach Vermögen und Leistungsfähigkeit der Plattform besteht die technische Lösung für das angesprochene Problem in einer Spannweite, welche von der leichten Modifikation der Bordmittel bis hin zur Integration zusätzlicher Drohnenabwehrsysteme reicht.

Der RCT30-Turm von KNDS Deutschland, welcher im Schützenpanzer Puma sowie der RCT30-Radschützenpanzerversion des Boxers verbaut ist, bietet beste Voraussetzungen, um die Selbstschutzfähigkeit der jeweiligen Plattform möglichst „einfach“ erreichen zu können. Ausgangsbasis dafür ist nämlich die hervorragende Präzision des Waffensystems, die durch die perfekt aufeinander abgestimmte Zusammenarbeit der MK 30-2/ABM-Maschinenkanone und der dazugehörigen programmierbaren Air Burst Munition (beides von Rheinmetall) sowie der vierdimensionalen Feuerleitung (von KNDS Deutschland) erreicht wird. Dies erlaubt es dem Turm, das Projektil beim Rohraustritt so zu programmieren, dass es in einem genau berechneten Sprengpunkt im Raum zu einer definierten Zeit detoniert. Dabei wird eine große Zahl von Subprojektilen freigesetzt, die eine schnell fliegende Wolke bilden, die auch kleine Drohnen außer Gefecht setzen kann, wie ein für die Entwicklung des Puma-Drohnenabwehrkits verantwortlicher KNDS-Mitarbeiter gegenüber hartpunkt erklärt. Dieses leistungsfähige System ist in der Lage, Kleinstdrohnen auf Entfernungen von bis zu 1.500 m erfolgreich zu bekämpfen, wie der KNDS-Entwickler weiter ausführt.

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KNDS hat das Drohnenabwehrpotenzial des RCT30 bereits vor der russischen Invasion in der Ukraine erkannt und seither stetig weiterentwickelt. Erstmals wurde die Fähigkeit einem Fachpublikum im Sommer 2021 vorgeführt. Zuletzt wurden im Februar 2024 Schießversuche unternommen, bei denen das System in der Lage war, einen Drohnenschwarm, bestehend aus neuen Drohnen, zu bekämpfen. Auch eine erfolgreiche Bekämpfung während der Fahrt konnte KNDS zufolge demonstriert werden.

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Die Herausforderung bei der Drohnenbekämpfung mit dem RCT30 liegt weniger in dem Treffen als dem Aufklären der Drohnenbedrohung, schließlich hat der Turm Herstellerangaben zufolge eine sehr hohe Ersttrefferwahrscheinlichkeit bei Bodenzielen. Dem KNDS-Entwickler zufolge werden diese sehr guten Ergebnisse aus dem Stand erreicht, sie sind aber – abhängig vom Ausbildungsstand des Richtschützen – auch während der Fahrt erreichbar. Denn im Gegensatz zum vordefinierten Schießen aus dem Stand, bildet der Richtschütze beim Feuern in der Bewegung eine zusätzliche Variable für die Ermittlung der Präzision.

Bei der Bekämpfung von Drohnen ist dies noch „einfacher“, da diese Aufgabe gänzlich automatisiert übernommen wird. Der Kommandant ist lediglich für die Auslösung des Bekämpfungsvorganges zuständig, sobald das System auf die Drohnenbedrohung aufgeschaltet wurde.

Damit dies erfolgreich gelingen kann, muss das Periskop in einem ersten Schritt in Richtung der Drohne geschwenkt werden, so dass die Drohne im Sichtfeld der Optronik wahrnehmbar wird. Die für diesen Schritt notwendige „Initialmeldung“ der Bedrohung durch eine Drohne kann mittels eines zusätzlich am Fahrzeug angebrachten Sensors erfolgen. Mögliche, zu meist passive Sensoren, sind beispielsweise ein RF-Sensor, ein elektro-optischer Sensor oder eine Anbindung an externe Sensorik über Funk. Die Meldung einer Bedrohung durch externe Sensorik kann der Fahrzeugbesatzung z.B. über das Battle Management System mitgeteilt werden. Mit dem Eingang der Bedrohungsrichtung, schwenkt das Periskop auf diese Richtung ein und eine KI-basierte Auswertung des Sichtfeldes unterstützt den Soldaten bei der Identifizierung und Verfolgung der Bedrohung. Der Bekämpfungsvorgang kann der Kommandant selbst vornehmen, indem dieser die Waffe übernimmt, oder der Kommandant übergibt dem Richtschützen das Ziel auf dessen Optronik. Anhand des beobachteten Flugprofils wird eine Feuerleitlösung errechnet und kann vom waffenführenden Soldaten ausgelöst werden. Abhängig von der Art und Anzahl der Drohnenbedrohung kann der Soldat KNDS zufolge über unterschiedliche vorprogrammierte Bekämpfungsprofile wählen, die bei Bedarf einzelne Ziele oder mittels aufeinander abgestimmter Air Bursts spezifische Splitterwolken im Raum erzielen können, um so im Schwarm anfliegende Drohnen effektiv und möglichst schnell treffen zu können.

Wie der Hersteller gegenüber hartpunkt bestätigt, ist das in den finalen Zügen der Entwicklung befindliche Drohnenabwehr-Kit für jeden, auch bereits in Nutzung befindlichen RCT30-Turm nachrüstbar. Grundvoraussetzung dafür ist eine Softwareanpassung der Plattform sowie die Integration zweier zusätzlicher Rechner, die sich um die Identifizierung und die Verfolgung der Drohnen kümmern. Soll der Panzer gänzlich zum alleinigen Selbstschutz gegen Drohnen befähigt werden, müsste das Fahrzeug zusätzlich mit einem Standalone-Sensor ausgestattet werden.

Waldemar Geiger