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Gedanken zu der zukünftigen Nutzung von Drohnen mit langer Reichweite

Christian Rucker und Kristóf Nagy

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Medium und High Altitude Long Endurance (MALE/ HALE) Drohnen sind unlängst in Diskussionen und auf dem Gefechtsfeld unter Druck geraten. Nichts zeigt dies so deutlich, wie das vermeintliche Verschwinden des ehemaligen Shootingstars, der Bayraktar TB-2 aus dem Ukrainekrieg. Aber sind diese noch während des Berg-Karabach-Konflikt als „Gamechanger“ postulierten Systeme tatsächlich bereits wieder obsolet, oder ist durch die Anpassung in Bezug auf Ausstattung und Taktik auch zukünftig eine Nutzung nicht nur wieder breitgefächert möglich, sondern unter Umständen sogar ausbaufähig? Diese und verwandte Fragestellungen will dieser Beitrag diskutieren.

Dabei ist es zunächst wichtig, hervorzuheben, dass es sich auch bei dem Einsatz von unbemannten Systemen (AUS) und der Drohnenabwehr (Counter-AUS) stets bis zu einem gewissen Grad um ein Katz-und-Maus-Spiel handelt. So zeigen sich bei näherer Betrachtung auch immer Schwachstellen in der Flugabwehr, die unbemannte fliegende Systeme mit einem angepassten, klugen, taktischen Ansatz ausnutzen können. So hatten russische Flugabwehrsysteme (Surface-to-air missile, SAM) in der Ukraine, welche in erster Linie für die Abwehr gegnerischer bemannter Kampfjets entwickelt wurden, zu Beginn Schwierigkeiten, die bereits erwähnte TB2 aufgrund ihrer geringen Geschwindigkeit und ihres einzigartigen Radarquerschnitts zu erfassen.

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Manche Quellen deuten darauf hin, dass ein erheblicher Teil der Verluste ebendieser russischen Flugabwehrsysteme in der Anfangsphase des Konflikts auf das Konto der TB2 gehen. Zudem flogen und fliegen die ukrainischen TB2 dem Vernehmen nach oftmals unterhalb der Reichweite von Langstrecken-SAMs und limitieren ihre Zeit über feindlichem Gebiet. Dadurch reduzieren die Piloten der UAVs die Wahrscheinlichkeit, von russischen schultergestützten Flugabwehrraketen (Man-portable air-defense system, MANPADS) oder kleineren mobilen SAMs getroffen zu werden.

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Zudem legen einige Vermutungen nahe, dass das ukrainische Militär bewusst die Entscheidung traf, die unbemannten fliegenden Systeme dezentral durch einzelne Kommandos zu betreiben. Dadurch gelang es, die TB2 und auch andere UAVs trotz russischer Angriffe und elektronischer Kriegsführung weiter einsatzfähig zu halten. Der Konflikt zeigt somit, dass auch die Nutzung kommerzieller Netzwerke in einem Krieg mit unbemannten fliegenden Systemen effektiv sein kann.

Eine Kampfdrohne des Typs Bayraktar TB2 der ukrainischen Streitkräfte zu Beginn des Krieges. (Bild: Verteidigungsministerium Ukraine)

Dennoch lässt sich festhalten, dass die Anfang dieses Jahrzehnts verfügbaren MALE/HALE-Drohnen in ihrer Grundausstattung nicht spezifisch für die Nutzung in einem hochintensiven Konflikt mit integrierter Flugabwehr und querschnittlich vorhandenen Mittel des elektronischen Kampfes entworfen wurden. Vielmehr lag der Schwerpunkt auf asymmetrische Konflikte, gekennzeichnet durch teilweise gewaltige geografische Räume und einer niedrigen Intensität. Dies zeigt nicht zuletzt die erfolgreiche Nutzung von Systemen wie der MQ-1 Predator, welche in fast zwei Jahrzehnten in zahllosen Konflikten zum Einsatz kam.

Dass diese Systeme jedoch durch moderne Flugabwehr gefährdet sind, belegten bereits erste Verluste im Kosovo-Krieg 1999. Dennoch werden UAS dieser Klasse bis heute beispielsweise im Pazifik, Syrien, Libyen und zuletzt mit großem Erfolg in Äthiopien eingesetzt. All diesen Konflikten sind gemein, dass der Gegner über nur sehr eingeschränkte und zerfaserte Flugabwehrfähigkeiten verfügt und diese, teilweise über den Zeitraum eines Jahrzehntes sich weniger anpassungsfähig zeigten als die russische Flugabwehr innerhalb weniger Monate.

Jedoch spielen gerade MALE-Systeme auch mittelbar in so genannten „Grey Zone“ bzw. Hybriden Konflikten eine zentrale Rolle. Ein Beispiel ist die Seefernaufklärung und der Bereich „Elektronischer Kampf“, da derartige UAS neben EO/IR-Systemen und Multimode-Radaren auch mit ELINT/COMINT/SIGINT-Sensoren sowie AIS-Empfängern ausgerüstet sind.

Der Zwischenfall über dem Schwarzen Meer am 14. März 2023, bei dem ein UAS vom Typ MQ-9A Reaper durch unprofessionelles Flugverhalten von einer russischen Su-27 gerammt wurde, führte diesen Nutzen einer breiten Öffentlichkeit vor Augen: UAS mit langer Stehzeit und hoher Reichweite sowie hohem Automatisierungsgrad sind mit Blick auf ein geringeres Einsatzrisiko vorteilhaft, um maritime Lagebilder schnell aufbauen und dauerhaft halten zu können. Zudem können die unbemannten Plattformen, im Falle einer der Ukraine unterstützenden, aber ansonsten neutralen Partei tief in das Russische Hinterland hinein aufklären und das bei deutlich geringeren Betriebskosten und Risiko als bei bemannten Systemen.

General Atomics Aeronautical Systems hat jüngst erst in Zusammenarbeit mit dem Naval Air Systems Command erfolgreich eine Reihe von Tests des Sonarbojen-Abwurfsystems der MQ-9B SeaGuardian durchgeführt. (Bild: GA-ASI)

Im Gegensatz zu bemannten Seefernaufklärer besitzen unbemannte Systeme dieser Größenordnung eine weniger komplexe Flugzeugzelle, eine geringere Radarrückstrahlfläche und die Anforderungen an die betriebliche Unterstützung sind wesentlich geringer. Daraus ergibt sich gerade in hybriden Konfliktszenaren ein Vorteil, da bei unbekanntem Bedrohungsniveau kein größeres menschliches Risiko eingegangen werden muss, um z.B. ein dimensionsübergreifendes Lagebild zu erhalten. Auf diese Weise können bemannte Plattformen im Konfliktfall in ihrem strategischen Einsatzwert länger einsatzfähig gehalten werden, da sich diese demselben Vorwurf wie größere UAS ausgesetzt sehen, gegen einen „Peer Level Competitor“ bspw. im Wirkbereich moderner Überwassereinheiten nicht sehr durchsetzungsfähig zu sein.

Anforderungen an die MALE/HALE-Drohne von Morgen

Da sich die NATO allgemein auf einen möglichen Krieg gegen (technologisch) ebenbürtige bzw. gleichwertige (staatliche) Akteure vorbereiten muss, werden sich folglich auch die Programme für derartige UAS ändern, um diesen neuen Anforderungen gerecht zu werden. Das Bündnis wird neue Generationen offensiver, leistungsfähiger unbemannter fliegender Systeme benötigen, welche in feindlichem bzw. umkämpftem Luftraum bestehen können. Der Einsatz einer großen Anzahl von hoch automatisierten, kollaborativen – und gleichzeitig entbehrlichen – Stealth-UAS (in Verbindung mit bemannten Tarnkappenflugzeugen) stellt den nächsten logischen Schritt dar, um innerhalb einer modernen gegnerischen Luftverteidigung zu operieren und sogar, um Flugabwehreinheiten mit großer Reichweite zu sättigen und direkt anzugreifen. In Zukunft ist auch die von passiven Radarsystemen ausgehende Gefährdung zu berücksichtigen.

Die U.S. Navy setzt die von Boeing hergestellte MQ-25 Stingray als Tankdrohne von Flugzeugträgern ein. (Bild: U.S. Navy / Brandon Roberson)

Ein weiterer Schlüssel zur Sicherstellung der Überlebensfähigkeit ist die Anpassung des Flugprofils. Daher ist es unerlässlich, dass die NATO ihre Fähigkeiten hinsichtlich des Einsatzes von unbemannten fliegenden Systemen durch fortgeschrittenes, bereichsübergreifendes Training verbessert, um die Bereitschaft zu erhöhen, auf den Multidomänen-Gefechtsfeldern der Zukunft gegen einen ebenbürtigen Gegner bestehen zu können.

Mit der Veränderung des Konfliktes können und müssen sich auch bestehende MALE/HALE-Systeme anpassen: Durch die vergleichsweise langen Flugzeiten können gerade MALE UAVs in einem sicheren Orbit gleichsam lauern und sich durch im Verbund mit anderen eigenen kinetischen und elektronischen Mitteln bietenden Lücken nutzen, um in den umkämpften Luftraum einzudringen. Dies zeigt sich aktuell am Beispiel der zunehmend dokumentierten Einsätze der russischen Kronshtadt Orion, welche bis dato kaum eine Rolle im Ukrainekrieg gespielt hat. Beobachter gehen davon aus, dass die russische Seite Anpassungen an Avionik und Sensorik der MALE-Drohne unter Realbedingungen erproben, um die Plattform mit vormals bescheidenere Performance zukunftsfähig zu machen.

Der technische Fortschritt in der Sensorik, Kommunikation und Energieeffizienz ermöglichen in Zukunft zudem genauere Aufklärung auf Distanz und längere Flugzeiten. Im Falle der Wirkmittel tragenden Drohne können Stand Off fähige Air Launched Effects, wie sie etwa im Konzept des US-Vorhabens Future Attack Reconnaissance Aircraft (FARA) vorgesehen waren, die Eindringtiefe in den gegnerischen Luftraum reduzieren bzw. vollumfänglich unnötig machen. Aber auch das Nachrüsten von teilweise bereits vorhanden und erprobten On Board Störsysteme, welche zur Zeit des Einsatzes in einem asymmetrischen Konflikt unnötig erschien, sind in Zukunft zwingend notwendig und eine technische sowie taktische Integration in den Verbund bemannter Luftkriegsmittel und bodengebundenen Effektoren ist unerlässlich. Große Drohnen der MALE-Klasse – wie z.B. die MQ-9B – können so zu Trägern zahlreicher Wirk- und Aufklärungsmittel werden, die außerhalb der gegnerischen Flugabwehr operieren bzw. diese umgehen und anschließend kleine, schwer detektierbare und ebenfalls unbemannte Flügelmänner absetzen, welche schließlich innerhalb der gegnerischen Reichweite von Flugabwehrsystemen operieren und entsprechende Ziele finden und markieren sowie ggf. angreifen.

MALE/HALE-Drohne der Zukunft

Der Trend entwickelt sich Beobachtern zufolge dahin, militärische Fähigkeiten wie zum Beispiel Aufklärung und Überwachung auf mehrere kleinere bzw. schwer erfassbare Plattformen mit geringer Signatur zu verteilen, um eine große Anzahl kooperativer, missionsorientierter und hoch automatisierter unbemannter Luftfahrzeuge neben bemannten Kampfflugzeugen einsetzen zu können. Ein Pilot eines Kampfflugzeugsystems der nächsten (6./7.) Generation benötigt zwingend mehrere unbemannte Teammitglieder, die für eine entsprechende Einsatztiefe sorgen bzw. das Kampfgebiet überwachen, Informationen verarbeiten und weitergeben. Dabei werden aktive wie auch passive Maßnahmen zur Vermeidung der Detektion durch den Gegner weiterhin eine überragende Rolle spielen. Falls erforderlich, soll der Pilot allein oder gemeinsam mit dem Rest des kollaborativen Verbundes an Plattformen wirken können.

Im Zuge der ILA 2024 hat Airbus mit dem Wingem ein Konzept für eine zukünftige MALE-Drohne vorgestellt, die zum kollaborativen Kampf befähigt sein soll. (Bild: Airbus)

Es existieren hierbei weltweit verschiedene Ansätze und Forschungsbemühungen, allerdings ist die oben beschriebene Tendenz fast immer identisch. Länder, welche entsprechende Programme unterhalten und an derartigen fliegenden Netzwerkverbünden arbeiten, sind unter anderem Südkorea, Russland, die USA (Skyborg), Australien, Frankreich, Deutschland und Spanien (FCAS), die Türkei sowie China.

In den technischen Konzepten ist die Lesart zumeist ähnlich: Bemannte Plattformen wie Kampflugzeuge der 6. und 7. Generation mit Remote Carriern bzw. unbemannten begleitenden Verbänden aus kollaborativen Plattformen (für Aufklärung und Wirkung) dringen ins Zielgebiet ein. Dabei fliegen die UAS die ersten Angriffswellen, lokalisieren feindliche (Flugabwehr)Stellungen, Radare, sowie für die Operationsführung der ersten Stunde relevante Hochwertziele und schalten diese aus. Auf die zukünftige Nutzung solcher Systemverbunde gegen feindliche Flugabwehrmittel wird im späteren noch genauer eingegangen.

General Atomics Aeronautical Systems (GA-ASI) zeigte im Rahmen der Air Force Association’s Air, Space & Cyber Conference, 16. bis 18. September 2024, mit dem XQ-67A OBSS eine Option für ein zukünftiges Collaborative Combat Aircraft, welches bereits Testflüge absolviert hat. (Bild: GA-ASI)

Die bemannten Plattformen dringen dann mit weiteren unbemannten Komponenten – welche sowohl weiterhin Aufklärungs- und Wirkungsfunktionen übernehmen – weiter in den Einsatzraum ein. Der elektronische Kampf, bzw. die Fähigkeit dazu, nimmt in diesem Sensor-Effektor-Verbund dementsprechend eine besondere Rolle ein. Im selben Zug fliegen möglich Weise unbemannte Flugsysteme ins Zielgebiet und setzen dort weitere kleinere unbemannte Systeme ab. Diese übernehmen dann Aufklärung und auch Sättigung der feindlichen Flugabwehr und nutzen den Träger-UAS zum Starten, Wiederaufnehmen und sogar zum Auftanken, während die Träger-Drohne zeitgleich weitere Effektoren zum Einsatz bringt oder zusätzliche kollaborative, fliegende Plattformen anfordert.

Konstruktive Forderungen

Taktische Forderungen und technische Möglichkeiten hinsichtlich der Aufklärungs- und Wirkungsfähigkeit künftiger UAS stehen immer in einem Spannungsverhältnis. Dies betrifft Nutzlast und Gewicht, Auftrieb und Flughöhe, Geschwindigkeit und Antrieb, Sensorik und Effektor, geophysikalische und meteorologische Bedingungen während des Auftrages und Flugdauer, Energieverbrauch und Energieart, Größe und Formgebung, Information und Kommunikation. Dennoch werden die Systeme kontinuierlich verbessert und müssen es auch, um unter anderem widerstandsfähiger u.a. gegen Mittel des elektronischen Kampfes zu werden.

MALE UAS werden daher zunehmend fortschrittliche GNSS-Empfänger, adaptive Antennen und Frequenzhopping-Techniken verwenden. Beispiele bilden etwa Controlled Reception Pattern Antennas (CRPA). Auch schwer zu störende Satellitenkommunikation über LEO-Satelliten sowie Laserkommunikation und nicht zuletzt ein hohes Maß an Automatisierung werden zukünftig Drohnen in dieser Klasse noch resilienter machen.

Die projektierten niedrigen Anschaffungs- und Betreiberkosten für die Nutzer sind dabei genauso entscheidend wie einfache Bedienbarkeit für Piloten, Kommandeure und weitere unterstützende Elemente. Dennoch birgt das Konzept auch gewaltige Herausforderungen. Um verschiedene Kategorien von kollaborativen fliegenden unbemannten Systemen für verschiedene, auch offensive Missionen in modernen Innovationszyklen (ca. 2 Jahre) in ausreichender Menge zu produzieren und anzupassen, muss die Industrie zwingend parallel mit militärischen Kunden zusammenarbeiten, um eine fortgeschrittene offene und modulare Systemarchitektur zu erreichen, welche in einem handhabbaren Kostenrahmen bleiben.

SEAD als Schlüssel zum Erfolg

Die Fähigkeit zur Unterdrückung und idealerweise auch Zerstörung feindlicher Flugabwehrmittel (Suppression of Enemy Air Defence/ SEAD) galt bis zum Golfkrieg 1991 als wesentliche Fähigkeit zur Erlangung der eigenen Operationsfreiheit im Luftkrieg. Durch die Fokussierung auf Konflikte niedriger Intensität geriet auch die SEAD-Fähigkeit zunehmend aus dem Fokus. Mittlerweile verfolgt jedoch die NATO einen klaren Fahrplan zur Wiederbelebung ihrer Fähigkeiten, die feindliche Flugabwehr zu unterdrücken. Unbemannte Systeme bilden hierbei eine zentrale Komponente.

Der Einsatz einer großen Anzahl von hoch automatisierten, kollaborativen Stealth-UAVs (in Verbindung mit bemannten Tarnkappenflugzeugen) stellt den nächsten logischen Schritt dar, um innerhalb einer modernen gegnerischen Luftverteidigung zu operieren und sogar, um Flugabwehreinheiten mit großer Reichweite zu sättigen und direkt anzugreifen. Die U.S. Air Force setzt hierbei beispielsweise auf die rasche Einführung von UAS der nächsten Generation, welche als „autonome kollaborative Plattformen“ (Autonomos Collaborative Platfoms, ACPs) bezeichnet werden. Dieses Konzept ist vor allem in Europa eher als Loyal Wingman bekannt.

Im Rahmen dieses Konzeptes werden unbemannte Luftfahrzeuge entwickelt, die Stealth-Eigenschaften mit der Leistungsfähigkeit eines Jagdflugzeuges kombinieren sollen. Diese Luftfahrzeuge sollen kostengünstig herzustellen, zu beschaffen und zu betreiben sein und die Schlagkraft der Luftstreitkräfte erhöhen.

Das Konzept sieht vor, dass diese UAS die Piloten von Kampfflugzeugen im Kampf hoch automatisiert unterstützen. Dabei sollen Sie ein breites Aufgabenspektrum abdecken, indem sie unter anderem automatisiert Luftkämpfe führen, Luftnahunterstützung leisten, Begleitschutzaufgaben übernehmen und für Aufgaben der elektronischen Kampfführung, Zielmarkierung sowie zur Durchführung von ISTAR-Aufgaben eingesetzt werden können.

Durch die genannten Qualitäten werden zukünftige unbemannte Systeme zu idealen Luftkriegsmittelns für SEAD-Einsätze. Diese richten sich unter anderem gegen Kommandozentralen oder -schnittstellen, Radargeräte von Frühwarnsystemen, mobile Werfer oder Feuerleitstellen. Hinzu kommen Angriffe auf Lager und teilmobile Stellungen von Flugabwehrraketen und -kanonen sowie schiffsgestützte Flugabwehr und im erweiterten Kontext sogar Flugplätze oder Luftfahrzeuge. Ein entscheidender Vorteil, der aus dem Einsatz derartiger kollaborativer unbemannter Systeme erwächst, ist eine erhöhte militärische Flexibilität und Risikobereitschaft – zieht aber auch eine entsprechende Vertrauensbildung in derartige hochautomatisierte Systeme mit sich.

Konklusion

Drohnen MALE/HALE Klasse in ihrer aktuellen Ausprägung sind weiterhin unerlässliche Mittel in Konflikten niedriger und hoher Intensität. Beispielsweise leisten sie für die Seeraumüberwachung, die Zielerfassung und Zieldatenübermittlung, beim Sammeln von unterschiedlichsten Aufklärungsdaten im Spannungsfall bis hin zum sprichwörtlichen Vorabend eines großen zwischenstaatlichen Konfliktes wie auch anschließende Stabilisierungsoperationen einen wichtigen Beitrag. Auch im Bereich „Elektronischer Kampf“ sind die verfügbaren Systeme geeignet. Für den in der Zukunft erwarteten Konflikt hoher Intensität ist jedoch ein umfassender Maßnahmenkatalog zu berücksichtigen. Die Integration bereits vorhandener Mittel, wie entsprechenden Pods und weiteren Mitteln zum Selbstschutz, kann ein erster Schritt sein. Mittelfristig sind jedoch Ergänzungen sowohl in der taktischen Anwendung als auch in der Ausgestaltung von MALE/HALE-Drohnen unerlässlich, damit diese grundsätzlich kostengünstigen Luftkriegsmittel ihr Potenzial erneut voll entfalten können.

Autoren: Christian Rucker und Kristóf Nagy arbeiten in der Sicherheits- und Verteidigungsindustrie und sind freie Autoren. Dieser Beitrag gibt ihre persönliche Meinung wieder.