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Puma-Turm zur Drohnenabwehr

Drohnen gelten als ernsthafte Bedrohung für Landstreitkräfte, weil sie Ziele fast unbemerkt aufklären oder selbst als Waffe fungieren können. Aufgrund der rasanten Entwicklung dieser Technologie in den vergangenen Jahren fehlt vielen Armeen jedoch die Ausrüstung und das Know-how zur Abwehr der unbemannten Flugobjekte. Das deutsche Heer bildet dabei keine Ausnahme.

Da Projekte wie der Nah- und Nächstbereichsschutz (NNBs) für die mobilen Einheiten der deutschen Landstreitkräfte noch Zukunftsmusik sind, könnte die bestehende Fähigkeitslücke womöglich durch die Nutzungserweiterung bestehender Waffensysteme – zumindest partiell – geschlossen werden.

Truppenübungsplatz Klietz: Der PuBo mit dem Sensor zur Drohnen-Detektion sowie zwei Drohnen. Foto: lah

Dabei bietet sich an, auch den Schützenpanzer Puma zur Drohnenabwehr einzusetzen. Denn das Kampffahrzeug der Panzergrenadiere verfügt sowohl über eine leistungsfähige und präzise 30mm-Maschinenkanone, die tempierbare Munition verschießen kann, als auch über hochentwickelte Zieloptiken.  Das Potenzial dieses Ansatzes hat auch Krauss-Maffei Wegmann (KMW) erkannt und eine eigene Lösung entwickelt. So demonstrierte das Unternehmen am vergangenen Mittwoch vor Beobachtern aus dem In- und Ausland auf dem Truppenübungsplatz Klietz nördlich von Magdeburg den Einsatz eines Puma-Turms zur Drohnenabwehr. Um die bei der Vorführung eingesetzten Helikopterdrohnen des Typs Phantom mit vier Probellern aufklären zu können, war der Turm mit einem passiven Radio-Frequency-Sensor der Kasseler Firma Dedrone ausgestattet. Das einem Schuhkarton ähnelnde Gerät war auf einem kleinen Mast auf der linken Seite das Turms angebracht. Der Sensor kann die mit bloßem Auge kaum zu erfassenden Flugobjekte auf eine Entfernung von 1.500 Metern aufklären.

Gezeigt wurde bei der Vorführung, die bei starkem Wind stattfand, auf einem am Rand aufgebauten Bildschirm wie mehrere Drohnen von dem System detektiert wurden. Der Abschuss der sich nähernden Flugobjekte erfolgte dann in einer Entfernung von etwa 250 Metern.  Der für die Demonstration verwendete Puma-Turm war auf dem Fahrmodul eines Radpanzers Boxer montiert – mitunter wird diese Kombination auch als PuBo bezeichnet. Beobachter vermuten, dass dieses Set-Up gewählt wurde, um den anwesenden Vertretern der britischen Streitkräfte und Beschaffungsorganisation die Möglichkeiten des Radpanzers vorzuführen. Großbritannien beschafft mehrere Hundert Boxer.

Nach Angaben von KMW war für die Befähigung des Pumas zur Drohnenabwehr lediglich die Integration des neuen Sensors sowie Anpassungen in der Feuerleitung erforderlich. Dazu wurde ein so genannter Tracker auf Software-Basis integriert. Dieses auf einem Algorithmus basierende Modul soll das typische Flugverhalten und die Eigenschaften von Drohnen erkennen und von anderen Objekten wie etwa Vögeln unterscheiden. Damit erhält der Richtschütze eine wichtige Entscheidungshilfe. Zur Bekämpfung wurde die Standard-Air-Burst-Munition des Schützenpanzers verwendet, wobei typischerweise Tripletten verschossen wurden. Wie es aus Unternehmenskreisen heißt, hat KMW bei vorangegangenen Tests bereits Drohnen auf eine Entfernung von 800 Metern erfolgreich bekämpft. Man traue sich auch den Abschuss auf 1.000 Metern zu. Aufgrund der bei solchen Entfernungen kaum noch mit dem bloßen Auge wahrnehmbaren Drohnen, hat KMW für die Vorführung jedoch die Bekämpfung auf kürzere Distanz gewählt.

Die Reste einer Zieldrohne nach dem Beschuss. Foto: lah

Der Ansatz von KMW dürfte mit Forderungen der Bundeswehr zusammenfallen, in Zukunft möglichst viele Waffensysteme für die Drohnenabwehr im Nächstbereich zu nutzen. In diesem Zusammenhang arbeitet das Unternehmen gegenwärtig mit Kongsberg und Hensoldt an der Umsetzung der so genannten qualifizierten Fliegerabwehr. Hierzu hat das Heer zehn Systeme in Auftrag gegeben, die für den Einsatz bei der VJTF 2023 vorgesehen sind.

Dabei geht es darum, eine 40mm-Granatmaschinenwaffe auf Kongsberg-Waffenstation mit dem Spexer-Radar von Hensoldt auf einem Radpanzer Boxer zu integrieren. KMW obliegt dabei unter anderem die Aufgabe, das Infanterie-Modul des Boxers für die Aufnahme der Waffenstation anzupassen. Dem Vernehmen nach, haben sich dabei jedoch Komplikationen ergeben. So soll es zu unerwünschten Schwingungen durch die Kombination von Waffenstation und Radar gekommen sei. Um diese Schwingungen zu beseitigen, ist es offenbar erforderlich, die Dachplatte des Moduls zu stabilisieren und neue Bohrungen vorzunehmen. Gerade vor dem Hintergrund, dass gegenwärtig nur ein Radar-Panel mit einer Abdeckung von 120 Grad vorgesehen ist, perspektivisch jedoch eine Nachrüstung von zwei weiteren Panels erwartet wird, dürfte die Stabilität des Systems eine wichtige Rolle spielen.
lah/24.8.2021

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