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HX8x8 Heavy Recovery Vehicle – Rheinmetall zeigt Bergefahrzeug für Mittlere Kräfte

Waldemar Geiger

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Im Zuge der jüngst in Wien erstmalig abgehaltenen „Recovery Days 2024“ haben die Partnerfirmen Rheinmetall MAN Military Vehicles (RMMV), Rotzler und Miller Industries mit dem HX8x8 Heavy Recovery Vehicle ein vielseitiges Bergefahrzeug gezeigt. Rheinmetall sieht das Fahrzeug als einen möglichen Kandidaten für den Nachfolger des in die Jahre kommenden Bergefahrzeuges Bison sowie als Bergefahrzeug für die neu in Aufstellung befindliche Kräftekategorie „Mittlere Kräfte“ des deutschen Heeres.

Gegenüber einer Lösung auf einer Boxerplattform böte das HX8x8 Heavy Recovery Vehicle RMMV zufolge mehrere Vorteile. Der integrierte Millner-Kran ist nicht nur stark genug, um Boxer-Fahr- bzw. Missionsmodule zu heben, sondern auch zu ziehen. Mittels der Hubbrille können die geborgenen Boxerfahrzeuge zudem schnell aus der Gefahrenzone geschleppt werden, selbst wenn ganze Achsen des Schadfahrzeuges gebrochen sind. Zudem soll das gesamte Fahrzeug, selbst in der geschützten Variante, günstiger sein als ein Boxer-Fahrmodul. Überdies lassen sich ISO-Container mit dem Fahrzeug heben.

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Bei dem HX 8×8 Heavy Recovery Vehicle handelt es sich im Grunde um eine Kombination aus einer 8×8 HX2-LKW-Plattform und einem Bergeaufbau für schwere Lasten, wie er beispielsweise bereits seit Jahren in den australischen und norwegischen Streitkräften auf einer 10×10-Plattform in Nutzung ist. Nach Aussagen von RMMV-Vertretern könnte der gleiche Aufbau bei Bedarf auch vergleichsweise leicht auf einer HX3-Plattform – egal ob 8×8 oder 10×10 – realisiert werden, da die HX2- und HX3-Fahrzeugfamilien über verwandte Chassis verfügen. Zudem besteht die Option, das Fahrzeug mit einer geschützten oder ungeschützten Kabine zu beschaffen und zu betreiben, der Bergeaufbau bleibt davon unbetroffen.

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In der in Wien gezeigten Variante wurde ein Fahrzeug mit geschützter Kabine genutzt, welches RMMV-Angaben zufolge jüngst Testversuche der kanadischen Streitkräfte erfolgreich absolviert hat. Zudem sollen auch die französischen und die britischen Streitkräfte starkes Interesse an dieser spezifischen Fahrzeugkonfiguration haben, die gegenüber einer 10×10-Plattform Gewichtsvorteile bietet und zudem günstiger ist.

Mitverantwortlich für den „Heavy Recovery“-Bergeaufbau zeichnet die Firma Rotzler. Das Modul wurde als ein aufeinander abgestimmtes System konfiguriert. Im Fokus der Entwicklung stand die Gesamtfunktionalität des Bergefahrzeuges und nicht die Maximalleistung einer einzelnen Bergefähigkeit. „Manchmal muss man sich in einzelnen Punkten zurücknehmen, um das Gesamtsystem besser zu machen“, erklärt Jürgen Rotzler, CEO des gleichnamigen Unternehmens, gegenüber hartpunkt die Entwicklungsphilosophie hinter dem Bergemodul. Seiner Ausführung zufolge hätte man beispielsweise eine noch stärkere Winde nutzen können, diese wäre wiederum schwerer, was wiederum die Mobilität des Fahrzeuges negativ beeinflusst hätte. In der gewählten Konfiguration aus Fahrzeug, Winde, Kran und Systemsteuerung habe man ein in puncto Kosten-Leistung optimierte Lösung gefunden, die maximale Gesamtperformance in dem Dreieck Mobilität, Leistung und Funktionalität herausholt.

Der Kranarm des HX8x8 Heavy Recovery Vehicle ist drehbar und kann auf eine Länge von bis zu 10 m ausgefahren werden. (Bild: Rheinmetall)

Rotzler ist zudem für die intelligente Steuerungssoftware des Bergeaufbaus verantwortlich, die dem Unternehmen zufolge eine „sichere und einfache“ Bergung ermöglicht. So würde das System beispielsweise einen Bergevorgang automatisch verhindern, wenn das Fahrzeug nicht abgestützt ist und so kippen könnte, nur um ein Beispiel zu nennen. Auch eine Fehlbedienung sei praktisch unmöglich.

Die Unternehmen verweisen darüber hinaus darauf, dass es sich bei dem HX8x8 Heavy Recovery Vehicle um ein kampferprobtes Fahrzeug handelt. Die einzelnen Fahrzeugkomponenten sind bereits in unterschiedlichen Streitkräften im Einsatz. Über die dadurch existierende User Nation Group können zahlreiche Erkenntnisse generiert werden, welche im Anschluss sukzessive in Verbesserungen – Hardware und Software – für alle Kunden umgesetzt werden könne.

HX8x8 Heavy Recovery Vehicle

Basis für diese „Multitool“-Bergefahrzeug bildet eine 8×8 HX2-Plattform mit einem für militärische Anwendungen gehärteten Chassis. Das maximale Gesamtgewicht des Bergefahrzeuges beträgt 41 Tonnen in der geschützten bzw. 38 Tonnen in der ungeschützten Variante. Das Fahrzeug wird einem 12,4l MAN D26 Sechszylinder-Dieselmotor angetrieben, welcher 397 kW leistet geliefert. Zudem verfügt das Fahrzeug über ein vollautomatisches Getriebe ZF Ecolife 7 mit Retarder.

Die integrierte Hubbrille erlaubt nicht nur die Bergung, sondern auch das Abschleppen der Schadfahrzeuge aus der Gefahrenzone. (Bild: Rheinmetall)

Das HX 8×8 Heavy Recovery Vehicle verfügt über eine 250-kN-Bergewinde mit einer Seillänge von 103 m sowie einen drehbaren Kranarm des Typs Rotator 1050M. Der Kran selbst verfügt über zwei Winden mit je einer Zugkraft von 100 kN bzw. 66 kN, je nach Ausfahrlänge des Seils. Die Hebekraft wird mit 55 kN angegeben. Bei 30 Grad Elevation kann der auf volle Länge (10 m) ausgefahrene Kran so immer noch 13 t heben. Darüber hinaus verfügt das Fahrzeug über eine Hubbrille mit bis zu 15 t Hubkraft. Im voll ausgefahrenen Zustand (4,7 m) beträgt die Hubkraft immer noch 8 t.

Waldemar Geiger