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Vom Leopard 2 A8 zum MGCS – Bundeswehr plant mit Brückenlösung

Waldemar Geiger

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Bis das zukünftige Main Ground Combat System (MGCS) in die deutsche Panzertruppe eingeführt wird, werden sicherlich noch 20 bis 25 Jahre vergehen. Schließlich befindet sich das deutsch-französische Entwicklungsprojekt nach mehreren Jahren Verzögerung noch in der konzeptionellen Anfangsphase. Um in der Zwischenzeit den Bedarf der Streitkräfte an einer duellfähigen Panzerwaffe zu decken, plant die Bundeswehr offenbar, zusätzliche Leopard 2 A8 sowie einen noch zu definierenden Kampfpanzer als Brückenlösung zu beschaffen, bis die aus dem MGCS-Vorhaben hervorgehenden Gefechtsfahrzeuge verfügbar sind.

Wie hartpunkt aus gut unterrichteten Kreisen bestätigt bekommen hat, sollen in einem ersten Schritt rund 35 zusätzliche Kampfpanzer des Typs Leopard 2 A8 aus dem bestehenden Rahmenvertrag mit KNDS Deutschland abgerufen werden. Die Beschaffung der Systeme ist offenbar als kurzfristiger „Stützpfeiler für die Brückenlösung“ notwendig, welche erst mittelfristig realisiert werden kann. Die für die Beschaffung der etwa 35 Kampfpanzer notwendigen Haushaltsmittel dürften sich dem Vernehmen nach auf etwa eine Milliarde Euro belaufen. Sollte der Beschaffungsvertrag noch 2024 unterzeichnet werden, dürften die Panzer wohl ab 2026 der Truppe zulaufen können, wenn man den jüngsten Medienaussagen von Verteidigungsminister Boris Pistorius sowie KNDS-Chef Ralf Ketzel Glauben schenken darf, wonach es zwei Jahre dauert, bis ein neu bestellter Leopard-2-Kampfpanzer fertig produziert ist.

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Plan der Bundeswehr ist es, das zukünftig in Litauen stationierte Panzerbataillon vollständig mit diesem aktuell modernsten Panzertyp auszustatten. Da die Bundeswehr bereits die Beschaffung von 18 Leopard 2 A8 beauftragt hat, um die im Rahmen der an die Ukraine abgegebenen Kampfpanzer der Bundeswehr zu ersetzen, würde die Panzertruppe dann insgesamt über rund 53 dieser Systeme verfügen. Für eine Vollausstattung eines Panzerbataillons sind 44 Kampfpanzer notwendig.

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Ob dies das Ende der Beschaffung von Leopard 2 A8 für die Bundeswehr sein wird, ist jedoch fraglich. So hat das niederländische Verteidigungsministerium erst im Februar 2024 bestätigt, dass es Überlegungen über die Aufstellung eines eigenen Panzerverbandes in den Niederlanden gibt. Der Bedarf dafür ist offenbar da, die Entscheidung darüber muss aber eine neue Regierung treffen, deren Bildung sich bereits über mehrere Monate hinzieht, hartpunkt berichtete. Sollte der Plan in die Tat umgesetzt werden, könnte sich auch der Bedarf der Bundeswehr erhöhen, da die Niederlande die Aufstellung des Verbandes mit einer deutschen Panzerkompanie planen. Dem niederländischen Verteidigungsministerium nach, würde der Verband mit Leopard 2 A8 ausgestattet werden, was folglich dazu führen müsste, dass auch die deutsche Kompanie mit solchen Systemen bestückt werden dürfte. Daras würde sich ein Bedarf von zusätzlichen 14 Kampfpanzern dieses Konstruktionsstandes ergeben.

Brückenlösung

Beginnend ab den 2030er Jahren müsste dann ein moderneres System eingeführt werden, welches in seiner Leistungsfähigkeit dem aktuellen Bedrohungsstand angepasst ist und im Vergleich zum A8 über zusätzliche Fähigkeiten verfügt. Dieser Kampfpanzer soll dann als Brückenlösung bis zur Einführung des MGCS dienen. Es wird offenbar mit einer Nutzungszeit von rund 25 Jahren geplant.

Die genaue Ausprägung dieses Kampfpanzertyps soll wohl erst 2026 getroffen werden, wenn die Ergebnisse unterschiedlicher F&T-Studien vorliegen, die derzeit in Vorbereitung sind. Welche genau es sind, ist nicht öffentlich bekannt. Beobachter gehen jedoch davon aus, dass mehrere Studien vergeben werden, die sowohl Mobilität, Schutz als auch die Wirkung des Kampfpanzers erhöhen werden. Dazu zählen wohl unter anderem eine 130mm- Kanone, ein neues leistungsfähiges Powerpack, neue Sensorik sowie Schutzsysteme.

Sollten alle F&T-Studien erfolgreich abgeschlossen werden und die Bundeswehr sich für die Implementierung dieser Fähigkeiten in einem neuen Kampfpanzer entschließen, gehen Beobachter davon aus, dass sich dieses System grundlegend von einem aktuellen Leopard 2 unterscheiden würde.

Fraglich ist derzeit aber, wie viele dieser „Brückenpanzer“ beschafft werden sollen, da in einem ersten Schritt entschieden werden müsste, welche Leopard-2-Modelle durch den neuen Kampfpanzer abgelöst werden sollen. Im Raum dürften daher Zahlen zwischen rund 90 und 300 Systemen stehen, je nachdem ob nur Modelle unterhalb des Rüststandes A7 ersetzt werden sollen oder auch modernere Systeme.

Waldemar Geiger