Der gestern von KNDS Deutschland auf der Messe Eurosatory in Paris vorgesellte Kampfpanzer Leopard 2 A-RC 3.0 bietet aufgrund seiner Parameter offenbar die Voraussetzungen dafür, um ihn als Erprobungsfahrzeug bei der Auswahl der Kanone für das Main Ground Combat System (MGCS) einzusetzen. Denn nach Angaben des Unternehmens lässt sich der unbemannte Turm des als Konzept präsentierten Leopard 2 A-RC 3.0 mit Kanonen der Kaliber 120 bis 140mm ausstatten.
Da im Rahmen des deutsch-französischen MGCS-Vorhabens ab 2025 in einem mehrjährigen Prozess das finale Kaliber für eine zukünftige Kampfpanzer-Plattform ausgewählt werden soll, würde sich der unbemannte Turm für die Schießtests anbieten. Zur Auswahl stehen beim MGCS die 140mm-Kanone von KNDS aus der ASCALON-Familie und die 130mm-Kanone von Rheinmetall. In einem echten Turmpanzer könnten auch die Verstau- und Ladekonzepte für die je nach Kaliber unterschiedlich große Munition getestet werden. Gezeigt wurde in Paris ein Panzer mit einer 120mm-Waffe.
Wie auf einem Video zu sehen ist, hat KNDS mit der neuen Leopard-Variante auch bereits Tests im scharfen Schuss mit der 120mm-Kanone durchgeführt. Beim vorgestellten Leopard 2 A-RC 3.0 haben die Entwickler den klassischen Turm entfernt und durch einen unbemannten ersetzt, dessen Waffenaufnahme mittels zwei Achsen das Eintauchen der Kanone in den Rumpf verhindert. Diese konstruktive Lösung ermöglicht es, die dreiköpfige Besatzung, bestehend aus Kraftfahrer, Kommandanten und Richtschützen in der Wanne unterzubringen. Kommandant und Richtschütze sitzen direkt unter dem Turm. Zugang in ihre Mannschaftszelle erhalten die Soldaten über zwei Schiebeklappen im vorderen Wannenbereich. Die kompakte Positionierung der Besatzung erlaubt es, den passiven Schutz der Zelle von allen Seiten zu verstärken.
Die Hauptwaffe im relativ flach gehaltenen Turm wird von einem sogenannten linearen Autolader versorgt, der auf ein 20-Schuss-Magazin im Turmheck zugreifen kann. Die 20 Patronen sind dort in einer Art um 90 Grad gedrehten Box, ähnlich einer Getränkekiste, untergebracht. Die Geschossspitzen zeigen in Richtung Hauptwaffe, um das Laden zu erleichtern. Da keine Besatzung im Turm untergebracht ist, kann diese auch bei einem Munitionsbrand der möglichen Zündung der Patronen nicht gefährdet werden. Nach Angaben von KNDS soll der Leopard 2 A-RC 3.0 bei Bedarf über den gleichen Munitionsvorrat verfügen wie heutige Leoparden, also über 42 Schuss. 22 Patronen würden deshalb weiter im Bug positioniert. Entweder kompakt neben dem Fahrer oder links und rechts von ihm, falls seine Position in die Mitte gerückt werden sollte. Eine Entscheidung dazu sei noch nicht gefallen, heißt es bei KNDS. Im nächsten Entwicklungsschritt will das Unternehmen in den kommenden beiden Jahren das Besatzungskonzept in der Wanne optimieren. Aufgrund des innovativen Munitionskonzeptes und des modularen Autoladers können laut Hersteller bis zu drei Granaten in zehn Sekunden verschossen werden.
Nach Angaben des Unternehmens ist das neue Turmkonzept kompatibel mit allen eingeführten Leopard-Varianten, da das Fahrgestell und der Drehkranz nicht verändert wurden. Mit anderen Worten: Leopard-Nutzer könnten ihre Fahrzeuge auf die neue Version umrüsten lassen, wobei laut KNDS viele Komponenten aus existenten Türmen wiederverwendet werden.
Das Konzept sieht überdies eine ferngesteuerte Waffenstation im Kaliber 30X113 mm vor, um unter anderem Drohnen zu bekämpfen. Als Sensoren könnten dafür die Radar-Panels des aktiven Schutzsystems fungieren. In Paris wurde eine 30mm-Kanone des US-Herstellers ATK gezeigt. Das Kaliber ist laut KNDS ausgewählt worden, weil es in vielen Armeen eingeführt ist und die Verfügbarkeit von Zerlegmunition gewährleistet ist. Der Munitionsvorrat in der Waffenstation liegt bei 40 bis 50 Schuss. Darüber hinaus kann der Panzer auch mit einem Lenkflugkörpersystem ausgestattet werden. Hier sind verschiedene Modelle denkbar.
Zum Schutz der Besatzung kommen neben den passiven auch reaktive und aktive Schutztechnologien zum Einsatz, je nach Wünschen des Kunden. Der auf der Messe gezeigte Panzer verfügt über ein aktives Schutzsystem Trophy von Rafael.
KNDS sieht den Leopard 2 A-RC 3.0 als mögliche Brückenlösung bis zur Einführung des MGCS und als dessen technologischen Vorläufer. Das Gesamtgewicht des neuen Kampfpanzers soll unterhalb von 60 Tonnen liegen, was das Fahrzeug deutlich leichter macht, als die aktuellsten Varianten des Leopard 2. Angetrieben wird die gezeigte Variante des Leopard 2 A-RC 3.0 mit einem bewährten Triebwerk, was eine Leistung von 1.100 KW bzw. 1.500 PS bietet. Es ist jedoch davon auszugehen, dass der Antrieb auch mittels eines modernen Triebwerks bewerkstelligt werden könnte.
In der ausgestellten Variante mit einer 120-mm-Waffenanlage beträgt die Höhe des Kampfpanzers 2,44 m bzw. 2,84 mit PERI. Die Länge wird mit 7,95 m ohne bzw. 11,17 m mit Kanone angegeben.
Lars Hoffmann