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Rheinmetall macht weiteren Schritt zur Einführung der 130mm-Kanone

Der Düsseldorfer Rüstungskonzern Rheinmetall hat offenbar einen bedeutenden Meilenstein für die Erreichung der Serienreife der selbst entwickelten Panzerkanone im Kaliber 130mm erreicht. Wie der CEO des Unternehmens, Armin Papperger, vor wenigen Wochen bei einer Analysten-Telefonkonferenz sagte, hat sein Unternehmen in Deutschland Verträge im Bereich Forschung und Technologie sowohl für die 130mm-Kanone als auch die dafür benötigte Munition unterzeichnet.

Papperger sagte laut Transkript, dass der von Rheinmetall entwickelte Kampfpanzer Panther die 130mm-Kanone erhalten werde. Es handele sich um ein „fantastisches Produkt“, das bis zur Einführung des Main Ground Combat Systems (MGCS) in den 2040er-Jahren als „Leopard 3“ oder als „Leopard 2+“, wie es womöglich die deutsche Regierung nennen werde, als mittelfristige Panzerlösung denkbar sei. Der Rheinmetall-CEO zeigte sich überzeugt, dass eine Reihe von Technologien aus dem Panther auch im Leopard 3 genutzt werden können.

Die Einführung und Nutzung der 130mm-Kanone, die Rheinmetall seit Jahren entwickelt, würde ein neues Kapitel in der Panzerentwicklung aufschlagen. Denn die Hauptwaffe gilt vielen Fachleuten als Haupt-Komponente, um die herum der Rest eines Panzers entwickelt wird.

Erste Vorstellung 2016 in Paris

Erstmals vorgestellt hatte Rheinmetall den Prototyp der 130mm-Glattrohrkanone mit 52 Kaliberlängen und einer Länge von rund 6,6 Metern 2016 auf der Rüstungsmesse Eurosatory in Paris. Nach den damaligen Angaben des Unternehmens führt der Zuwachs von acht Prozent im Kaliber zu einem Plus von 50 Prozent bei der kinetischen Energie im Vergleich mit der 120-mm-Kanone des Leopard 2. Auch diese Waffe wurde von Rheinmetall entwickelt und über die Jahre in Tausenden Panzern weltweit installiert.

Die Präsentation in Paris erfolgte zu einer Zeit, in der Russland eine neue Generation von gepanzerten Fahrzeugen – einschließlich des neuen Kampfpanzers Armata – mit verbessertem Schutz vorgestellt und die Einführung in die Streitkräfte angekündigt hatte.

Erstmals vorgestellt hatte Rheinmetall den Prototyp der 130mm-Glattrohrkanone mit 52 Kaliberlängen und einer Länge von rund 6,6 Metern 2016 auf der Rüstungsmesse Eurosatory in Paris. (Bild: Rheinmetall)

Die seinerzeit gezeigte 130mm-Waffe wog mehr als 3,5 Tonnen im Vergleich zu den etwa 3 Tonnen der 120mm-Kanone und nutzt eine Patrone von mehr als 30 kg und zirka 1,30 Metern Länge. Aufgrund dieser Parameter ist die Waffe nur mit automatischem Lader und einem neuen Turmdesign einsetzbar. Damals hieß es, dass die Rheinmetall-Ingenieure wahrscheinlich noch rund acht bis zehn Jahre benötigen würden, um die Entwicklung von Waffe und Munition abzuschließen.

Bei dem in Paris vorgestellten Prototyp handelte es sich um einen Schießdemonstrator, der nach umfangreichen Simulationen und Studien erstellt worden war. Rheinmetall nutzt nach eigenen Angaben zur weiteren Entwicklung ein mathematisches Modell mit 50 Parametern, von denen drei gesetzt sind und 47 variiert werden, um die optimale Konfiguration der Waffe zu bestimmen. Zwei Schlüssel-Parameter sind demnach die Energie, die ins Ziel gebracht wird, sowie die Genauigkeit auf eine bestimmte Entfernung. Nach Einschätzung von Rheinmetall soll die Waffe auf fünf Kilometer eine hohe Präzision aufweisen. Im Rahmen der Entwicklung wurden laut Hersteller mehr als 1.100 Simulationen durchgeführt.

In puncto Munition setzt Rheinmetall zur Bekämpfung von gepanzerten Fahrzeugen bei der 130mm-Kanone weiter auf unterkalibrige Pfeilgeschosse. Sowohl der Demonstrator als auch die Munition wurde nach der Vorstellung auf der Eurosatory vor acht Jahren umfangreichen Schießtests unterzogen, um Innen- und Außenballistik zu überprüfen. Rheinmetall selbst entwickelt auch den Ladeautomaten. Der Auftrag für die Konstruktion soll 2017 an die unternehmenseigene Luftverteidigungssparte gegangen sein.

KF 51 Panther

Wie Papperger im Gespräch mit den Analysten betonte, soll die 130mm-Kanone in den von Rheinmetall entwickelten Kampfpanzer Panther KF51 integriert werden, der erstmals auf der Eurosatory 2022 in Paris der Öffentlichkeit vorgestellt wurde. Die Waffe sowie der Ladeautomat sind laut Hersteller bei diesem Panzer in einem neu konstruierten Panzerturm integriert.

Neben dem Hauptwaffe kann der Panzer laut Rheinmetall mit einem koaxialen Maschinengewehr im Kaliber 12,7 mm, einer fernbedienbaren Waffenstation und einem Launcher für Loitering Munition sowie Lenkflugkörpern ausgestattet werden.

Nach Angaben des Rüstungskonzerns werden für die neue Hauptwaffe sowohl Wuchtmunition (KE) als auch programmierbare Sprengmunition entwickelt. Darüber hinaus soll es auch Übungsmunition geben. Die Kapazität wird mit 20 Schuss im Ladeautomaten und zehn Schuss Reserve im Fahrzeug angegeben.

Der Panther weist Komponenten auf, die womöglich auch im deutsch-französischen Main Ground Combat System eingesetzt werden könnten. So wurde das Fahrzeug umfassend digitalisiert, so dass die drei Besatzungsmitglieder zum Teil Aufgaben des anderen übernehmen können.  Natürlich sieht Rheinmetall auch das Future Gun System mit der 130-mm-Glatrohrkanone als Lösung für das MGCS. Allerdings ist noch nicht festgelegt, welches Kaliber zum Einsatz kommen wird, da Frankreich an einer Kanone im Kaliber 140mm arbeitet.

Da die wesentlichen neuen Komponenten des Panthers im Turm verortet sind, gehen Fachkreise davon aus, dass dieser mit seiner 130mm-Waffe auch in bereits im Einsatz befindliche Leopard-2-Fahrgestelle integriert werden könnte. Dies würde beispielsweise auch Nutzern der A4-Variante des bewährten Panzers die Möglichkeit zum Upgrade bieten.

Zunächst aber gilt es, die Entwicklung der Kanone und der dazugehörigen Munition abzuschließen. Treffen die Vorhersegen von 2016 zu, könnte womöglich in Kürze die Produktionsreife erreicht werden.
lah

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