Der deutsche Rüstungs- und Automotivekonzern Rheinmetall könnte schon in wenigen Jahren eine neue Panzerkanone im Kaliber 120 mm mit verringertem Rückstoß auf den Markt bringen. Wie es am Rande der Messe MSPO im polnischen Kielce am Donnerstag hieß, ist die Serienreife der als L47 LR bezeichneten Waffe binnen zwei Jahren zu erreichen. Die auf dem Rohling der L55 basierende Glattrohrkanone mit einer neuen Mündungsbremse soll den Rückstoßimpuls um 30 bis 40 Prozent reduzieren. Offenbar laufen im Zusammenhang mit der Waffe auch Studien für die Bundeswehr. Dem Vernehmen nach wurde Munition des Typs DM11 bereits erfolgreich getestet.
Gut informierten Kreisen zufolge wird noch an der Verchromung des Rohres gearbeitet, um die Haltbarkeit zu erhöhen. Gegenwärtig soll Rheinmetall noch keinen Kunden für das Produkt haben. Allerdings wird international wieder über den Einsatz einer 120mm-Waffe auf einer schwach gepanzerten Plattform nachgedacht. Beispielsweise hat sich Norwegen noch nicht entschieden, ob die vorhandenen Leopard-2-Panzer modernisiert oder gegen eine leichtere Plattform mit gleicher Hauptwaffe ausgetauscht werden sollen. Eine Entscheidung soll in wenigen Monaten getroffen werden.
Auch im Zusammenhang mit der Beschaffung von neuen Schützenpanzern in Tschechien taucht immer wieder das Gerücht auf, dass eine der diversen Varianten eine 120mm-Kanone beinhalten könnte. Teilnehmer am Wettbewerb können dies allerdings nicht bestätigen. Zumindest hatte BAE Systems auf der MSPO ein Modell eines CV90 mit 120mm-Turm ausgestellt. Diese Waffe würde im Fall einer Order laut BAE Systems allerdings von der belgischen CMI Defence kommen. Die L47 LR würde sich womöglich nicht nur für Schützenpanzer-Plattformen, sondern auch für die Kampfwertsteigerung von älteren Panzern der Leopard-1-Klasse anbieten, die nicht genug Platz für eine L44 oder L55 aufweisen.
lah/7.9.2017