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Leopard 2 A8 IT – Fortschritt bei Kampfpanzer-Beschaffung in Italien?

Lars Hoffmann

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Einem Bericht der italienischen Fachpublikation „Rivista Italiana Difisa“ zufolge sind die Beschaffungsunterlagen für 132 Kampfpanzer Leopard 2 A8 IT sowie 140 Leoparden als Unterstützungsfahrzeuge – dazu zählen Berge- und Pionierpanzer – den beiden Kammern des italienischen Parlaments zugeleitet worden. Das Vorhaben weise dem Bericht zufolge ein Volumen von rund 8,25 Milliarden Euro auf.

Wie es in dem Beitrag der Fachpublikation heißt, sollen die Fahrzeuge auf einer Fertigungsstraße in La Spezia hergestellt werden. Vereinbarungen mit den industriellen Akteuren, darunter Leonardo, Krauss-Maffei Wegmann (KMW) und Rheinmetall, stehen demnach allerdings noch aus. Während KMW offenbar der Partner für die Kampfpanzer ist, zeichnet Rheinmetall für die Unterstützungsfahrzeuge verantwortlich. KMW wollte sich auf Anfrage nicht zu dem Bericht äußern.

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Beobachter gehen davon aus, dass die große Zahl von Unterstützungsfahrzeugen benötigt wird, um damit auch italienische Panzerverbände auszustatten, die nicht über den Leopard 2 verfügen. Träfe dies zu, würden vermutlich überwiegend Bergepanzer beschafft.

Im Dezember vergangenen Jahres hatte der italienische Rüstungskonzern Leonardo und das französisch-deutsche Landsystemhaus KNDS, zum dem auch KMW gehört, angekündigt, im Bereich der Elektronik für Landsysteme enger zusammenarbeiten und überdies einen echten europäischen Verteidigungskonzern schaffen zu wollen.  

Eine solche strategische Allianz werde die nationale industrielle Basis und die Entwicklung einer neuen Generation von gepanzerten Fahrzeugplattformen, einschließlich des Main Ground Combat System (MGCS) fördern, und so die Umsetzung von Kooperationsprogrammen zwischen den europäischen Staaten ermöglichen, hatte Leonardo seinerzeit in einer Mitteilung geschrieben.

Wie es damals hieß, hätten Leonardo und KNDS eine Vereinbarung zur gemeinsamen Umsetzung des Beschaffungsprogramms für Kampfpanzer auf der Grundlage des Leopard 2 A8 geschlossen. Die beiden Unternehmen würden bei der Entwicklung, Herstellung und Wartung des Leopard 2 A8 für die italienische Armee sowie bei den Unterstützungsplattformen zusammenarbeiten. Neben der Modernisierung der Kampfpanzer-Flotte will Italien auch neue Schützenpanzer beschaffen.

Wie es aus gut informierten Kreisen heißt, laufen gegenwärtig die Verhandlungen darüber, wie Leonardo Anteile an KNDS übernehmen und womöglich eigene Unternehmensbestandteile in ein erweitertes Gemeinschaftsunternehmen einbringen kann. Voraussetzung für eine Beteiligung von Leonardo ist allerdings, dass der französische Staat sowie die deutsche Eigentümerfamilie Bode Anteile an KNDS abgeben. Unklar ist, wann mit Ergebnissen der Gespräche zu rechnen ist.

Bei den in Italien zu produzierenden Leopard 2 A8 IT gehen Marktkenner davon aus, dass nur wenige spezifische Komponenten aus Italien kommen werden, da das Fahrzeug bereits ausdefiniert ist. Dem Artikel der „Rivista Italiana Difisa“ zufolge wird Leonardo optische Komponenten und das Battle Management System zuliefern.

Die beiden deutschen Landsystemhäuser und italienische Partner sind dem Vernehmen nach überdies im Anbieterkonsortium beim Projekt zur Entwicklung eines Kampfpanzers (Main Battle Tank, MBT) im Rahmen des European Defence Fund (EDF) vertreten, das von der EU-Kommission mit 20 Millionen Euro unterstützt wird. Dagegen mussten die französischen Systemhäuser das Konsortium auf Anordnung der französischen Beschaffungsbehörde DGA verlassen, wie Insider berichten. Als Grund werden Unstimmigkeiten über die Ausgestaltung der Führungsverantwortung in der Bietergruppe genannt. Beobachter gehen jetzt davon aus, dass sich ein zweites Konsortium unter französischer Führung und mit der französischen Sparte von KNDS um das Vorhaben bewirbt.

Designmerkmale Leopard 2 A8

Der Leopard 2 A8 ist gegenüber den Vorgängervarianten ein von Grund auf neu hergestellter Kampfpanzer mit einem Gefechtsgewicht von rund 70 Tonnen. Als Hauptbewaffnung dient eine Rheinmetall-Waffenanlage mit einem 120mm/L55A1-Rohr. Damit ist der Panzer zum Verschuss von programmierbarer HE-Munition und von KE-Munition neuester Bauart befähigt. Das Fahrzeug soll Brancheninformationen zufolge über eine volldigitale Feuerleitanlage und Tag- und Nachtsicht-Aufklärungs- und Zieloptiken für Kommandant und Richtschütze verfügen. Auch eine aus optischen sowie thermographischen Sensoren fusionierte Rundumsicht ist vorhanden. Zudem soll der A8 über eine vom Haupttriebwerk entkoppelte Stromversorgung mit mindestens 20 kW Dauerleistung verfügen.

Das Triebwerk sowie das anders untersetzte Seitenvorgelege entspricht der Konfiguration des Leopard 2 A7V. Ein neuer Bombletschutz am Turmdach sowie die neueste Version des abstandsaktiven Schutzsystems Trophy verbessern das Schutzniveau des A8 gegenüber den früheren Modellen.

Lars Hoffmann