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NNbS: Parlamentarische Befassung im Januar erwartet

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Trotz der riesigen Lücken bei der Luftverteidigung des Heeres bleibt die Bundesregierung bei ihrem über viele Jahre eingeübten gemächlichen Beschaffungstempo. So wurde zuletzt die sogenannte 25-Millionen-Euro-Vorlage für die Entwicklung eines Luftverteidigungssystems zum Nah- und Nächstbereichsschutz (NNbS) nicht wie geplant im vergangenen Jahr dem Haushaltsausschuss zur Billigung vorgelegt. Wie es aus Fachkreisen heißt, soll das Finanzministerium die Vorlage zu spät übermittelt haben, so dass eine Behandlung nicht mehr erfolgen konnte.

Beobachter hatten sich bereits vor der letzten Ausschusssitzung des Bundestages im alten Jahr gewundert, warum auf der Liste des Verteidigungsausschusses ein Vertrag im Volumen von mehr als 25 Millionen Euro im Sondervermögen der Bundeswehr das „Entwicklungsvorhaben Luftverteidigungssystem für den Nah- und Nächstbereichsschutz in einem Truppenverband gegen Ziele aus der Luft (Teilprojekt 1)“ stand, während dieser beim Haushaltsausschuss fehlte. Überdies hatten kurz vor der Sitzung zahlreiche Medien darüber berichtet, dass sich die Kosten für NNbS, drastisch verteuert hätten. Das Magazin „Der Spiegel“ schrieb im Dezember, dass das Projekt mit 1,3 Milliarden Euro fünfmal mehr koste als die ursprünglich veranschlagten rund 240 Millionen Euro. Dabei war Insidern schon länger klar, dass die Umsetzung von rund 4.000 Einzelforderungen bei NNbS – so soll unter anderem während der Fahrt eine Radaraufklärung erfolgen und Lenkflugkörper gestartet werden – mehr als eine Milliarde Euro kosten würde.

Da das Projekt von entscheidender Bedeutung für den Schutz von mobilen Heeresverbänden gegen Bedrohungen aus der Luft ist, wäre eine weitere Verzögerung vor dem Hintergrund der russischen Bedrohung des NATO-Bündnisgebietes problematisch. Gut informierten Kreisen zeigen sich deshalb optimistisch, dass eine parlamentarische Behandlung noch in der dritten Kalenderwoche dieses Jahres erfolgen könnte. Sollte dies nicht erfolgen, müsste das Angebot womöglich überarbeitet werden, da die Angebotsbindefrist des Industriekonsortiums aus Rheinmetall, Diehl und Hensoldt Ende Januar ausläuft.

Neben NNbS liegt auch die Sofortbeschaffung von 19 Flak-Panzern des Typs Skyranger auf Boxer-Fahrgestell im Kaliber 30mm hinter dem Zeitplan. Dem Vernehmen nach hätte das aus dem Sondervermögen finanzierte Projekt ebenfalls 2023 dem Parlament zur Billigung vorgelegt werden sollen, was jedoch offenbar nicht geschehen ist. Jetzt gehen Insider von einer parlamentarischen Behandlung nicht mehr vor Februar aus. Ob dann der geplante Zulauf der Systeme im Jahr 2025 noch zu gewährleisten ist, scheint deshalb ungewiss.

Unterdessen hat die NATO Support and Procurement Agency (NSPA) Ende vergangenen Jahres angekündigt, für Deutschland, Italien und die Niederlande 940 moderne Stinger-Flugabwehrraketen beschaffen zu wollen, hartpunkt berichtete. Diese als FIM-92K Stinger Block I bezeichneten Waffen sollen im Gegensatz zu den bei der Bundeswehr genutzten Stinger-MANPADS über einen für die Bekämpfung unbemannter Systeme besser geeigneten Suchkopf und Zünder verfügen. Insider gehen davon aus, dass diese Flugkörper auch als Zweitbewaffnung für den Skyranger eingesetzt werden, bis eine speziell zur Abwehr von Drohnen entwickelte Rakete verfügbar ist. An letzterer arbeiten sowohl MBDA als auch Diehl.

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