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NNbS-Vorhaben ist angelaufen

Das lange erwartete Projekt zum Aufbau eines Nah- und Nächstbereichsschutzes für Bedrohungen aus der Luft ist auf den Weg gebracht worden. Wie es aus gut informierten Kreisen heißt, hat der Generalinspekteur der Bundeswehr, Eberhard Zorn, vor wenigen Wochen die so genannte Auswahlentscheidung unterschrieben. Damit beginnt formal der Beschaffungsprozess für das Projekt. Mit NNbS sollen  insbesondere mobile Heeresverbände geschützt werden. Nach Abschaffung der Heeresflugabwehr klafft hier eine große Fähigkeitslücke.

Dem Vernehmen nach setzt die Bundeswehr bei NNbS auf eine Kombination aus den Flugkörpern Iris-T SL und Iris-T SLS von Diehl. Damit wären der von Saab produzierte RBS-70 Bolide und die Mistral von MBDA für die Nahbereich aus dem Rennen. Die ursprünglich als Luft-Luft-Flugkörper entwickelte Iris-T SLS wird bereits von den schwedischen Streitkräften in einer Boden-Luft-Variante genutzt. Auch die norwegische Armee will den Flugkörper in Zukunft zur bodengebundenen Luftverteidigung einsetzen. Die Deutsche Luftwaffe verfügt über zahlreiche Iris-T, die bereits „abgeflogen“ sind. Das heißt, die Flugkörper müssten überholt werden, damit sie weiter im Luft-Luft-Einsatz eingesetzt werden dürfen.  So könnten die Iris-T dem Vorhaben aus bestehenden Reserven beigestellt werden.

Die für NNbS ausgewählte Iris-T SL ist bereits als Zweitflugkörper für das Taktische Luftverteidigungssystem (TLVS) zusammen mit  einem Mittelbereichsradar vorgesehen.  Beim Radar stehen Produkte von Saab, Thales und Hensoldt im Wettbewerb, wobei letzterem Anbieter seit kurzem bessere Chancen eingeräumt werden.

Wie es heißt, ist im Augenblick bei NNbS eine Kanone als Effektor nicht vorgesehen. Damit dürfte die Bekämpfung von kleinen UAVs, wie etwa Helikopter-Drohnen, nicht möglich sein. Diese Lücke soll durch die qualifizierte Fliegerabwehr des Heeres geschlossen werden, für die Kongsberg als Lieferant ausgewählt wurde. Allerdings stützt sich das Heer lediglich auf eine 40mm-Granatmaschinenwaffe als Effektor, die gegen schnell fliegende Ziele nur beschränkt wirksam sein dürfte. Beobachter vermuten, dass sich die Unternehmen Diehl, Hensoldt und Rheinmetall als Anbieter bei NNbS zusammenfinden könnten. Ob jedoch noch in diesem Jahr Ausschreibungen im Rahmen von NNbS erfolgen werden, scheint ungewiss.
lah/12/22.4.2020

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