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Projekt NNbS steuert in Richtung Vertragsschluss

Die Luftverteidigung erlebt in Deutschland vor dem Hintergrund des Krieges in der Ukraine eine Renaissance. So hat der Bundestag erst kürzlich 950 Millionen Euro für die Beschaffung von Flugabwehrsystemen des Typs Iris-T SLM freigemacht. Auch das Projekt „Nah- und Nächstbereichsschutz“  (NNbS) für Luftwaffe und Heer kommt dem Vernehmen nach voran. Wie es aus gut informierten Kreisen heißt, laufen die Verhandlungen zwischen dem BMVg und den in einer Arbeitsgemeinschaft zusammengeschlossenen Anbieterfirmen plangemäß.  So wird angestrebt, dass die Anbieter noch im Sommer ein „Best and final Offer“ für die Fertigentwicklung von NNbS abgeben. Eine sogenannte 25-Millionen-Euro-Vorlage soll danach ins Parlament eingebracht werden, um noch vor Jahresende zu einem Vertragsschluss zu kommen.

Sollte alles wie geplant laufen, könnte noch 2026 die Entwicklung abgeschlossen werden, damit im Folgejahr die Zertifizierung erfolgen kann. 2028 würde dann die Einführung von Systemen für die mittlere Reichweite beginnen und 2029 die Systeme kurzer Reichweite zulaufen. Finanziert wird das Vorhaben über den Wirtschaftsplan des Sondervermögens. Hier sind im aktuellen Entwurf für das Teilprojekt 1 von NNbS im Jahr 2024 knapp 528 Millionen Euro vorgesehen.

Die kürzlich im Rahmen eines Sofortprogramms bei Diehl Defence bestellten sechs Feuereinheiten Iris-T SLM sollen später in NNbS integriert werden.  Ein ähnliches Programm soll Insidern zufolge auch für die kurze Reichweite aufgesetzt werden. Offenbar ist geplant, rund 20 Flugabwehrkanonenpanzer Skyranger – inklusive des Prototyps – auf Boxerfahrgestell von Rheinmetall vorab zu beschaffen. Das erste Fahrzeug soll demnach bereits Ende kommenden Jahres zur Verfügung gestellt werden, um dann 2025 für die Qualifikation genutzt zu werden. Als Sekundär-Bewaffnung für den Skyranger-Boxer ist in einem ersten Schritt – wie an dieser Stelle bereits berichtet – die Flugabwehrrakete Stinger vorgesehen.

Auf Basis des Boxer-Fahrgestells wird auch ein Flugabwehrraketenpanzer entwickelt, der mit der Lenkwaffe Iris-T SLS ausgestattet werden soll. Den Kreisen zufolge wird das Fahrzeug nach augenblicklichem Stand mit Werferarmen für vier Flugkörper konstruiert.

Dem Vernehmen nach zeigt eine Reihe von Ländern Interesse an deutschen Luftverteidigungssystemen. Publik wurde bereits, dass sich Estland und Lettland in Verhandlungen über die Beschaffung von Iris-T SLM mit dem Hersteller Diehl befinden. Unter den weiteren Interessenten sollen sich auch Rumänien und Bulgarien befinden. Auch die beiden Nicht-NATO-Staaten Österreich und die Schweiz sollen an die Beschaffung von Iris-T SLM erwägen. Womöglich könnten die Verteidigungsminister beider Länder am kommenden Freitag bei ihrem turnusmäßigen Treffen mit ihrem deutschen Counterpart den Beitritt zur European Sky Shield Initiative (ESSI) bekanntgeben, wie es in den Medien heißt.

Insidern zufolge sollen Bern und Wien auch bereits Informationen über das Skyranger-Konzept eingeholt haben. Im Falle der Schweiz würde der 30mm-Skyranger-Turm dann – falls es zu einer Beschaffung kommen sollte – voraussichtlich auf einem Piranha-Fahrgestell montiert, während sich für Österreich der heimische Radpanzer Pandur anbieten würde. Dänemark hatte vor einigen Wochen bereits angekündigt, den Skyranger einführen zu wollen. Auch hier könnte der Piranha womöglich als Basis dienen. Bisher scheint lediglich Ungarn vorzusehen, den Skyranger-Turm auf ein Kettenfahrzeug zu montieren.
lah/6.7.2023

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