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Forderungslage bei NNbS leicht modifiziert

Der starke Wunsch der ukrainischen Regierung nach Lieferung von Mitteln zu Luftverteidigung und die Diskussion um die Nutzung von Flakpanzern Gepard durch die ukrainischen Streitkräfte zeigen die Bedeutung dieser Verteidigungssysteme in einem realen Krieg. Deutschland ist hier bekanntlich schlecht aufgestellt und will im Rahmen des Vorhabens Nah- und Nächstbereichsschutz (NNbS) seine großen Lücken im Bereich der bodengebundenen Luftverteidigung schließen. Durch NNbS sollen unter anderem die mobilen Heeresverbände gegen Bedrohungen aus der Luft geschützt werden.

Nachdem gut informierten Kreisen zufolge ein Bieterkonsortium aus Diehl, Hensoldt und Rheinmetall zur Abgabe eines Angebotes für das NNbS-Teilprojekt 1 bis Ende April aufgefordert wurde, scheint sich die Angebotsfrist mittlerweile in den Sommer verschoben zu haben. Dem Vernehmen nach hängt dies mit einer Ergänzung der Forderungen zusammen. So soll offenbar ein alternatives Angebot erstellt werden, in dem der Transportpanzer Boxer als Trägerfahrzeug für die Kurzstrecken-Rakete Iris-T SLS statt des geschützten Radfahrzeuges Eagle vorgesehen wird. Auch für die Feuerleitung soll offenbar der Boxer verwendet werden. Gegenüber einer Lösung auf Lkw-Basis weist der Transportpanzer eine höhere Mobilität und einen besseren Schutz auf. Wie es heißt, soll das Angebot für die NNbS-Basisvariante bis Jahresmitte, das mit dem Boxer als Alternativfahrzeug einige Wochen später abgegeben werden.

Welche Bedeutung dem Schutz von komplexen Waffensystemen zukommt, zeigen die Bilder aus der Ukraine. Hier scheint es ukrainischen Einheiten immer wieder zu gelingen, russische Luftabwehrsysteme, die auf un- oder nur schwach gepanzerten Plattformen basieren, auszuschalten. Die umfassende Nutzung von zivilen und militärischen Drohnen sowohl zur Aufklärung als auch zum Einsatz mit Wirkmitteln zeigt überdies die Bedeutung dieser neuen Klasse von Fluggeräten für das Gefecht.

Da eine Heeresflugabwehr mit dem leistungsfähigen Flakpanzer Gepard in Deutschland nicht mit existiert, wird bei der Bundeswehr offenbar darüber nachgedacht, die Fähigkeit zur Drohnenabwehr aus dem Teilprojekt 3 von NNbS vorzuziehen. Als Kanonenlösung bietet sich hier womöglich der Flakpanzer Skyranger von Rheinmetall auf Boxer-Fahrgestelle an, der in einer Konfiguration mit 35mm- und 30mm-Turm entwickelt wird. Die Variante mit 30mm-Waffe kann dem Vernehmen nach zusätzlich mit allen gängigen Manpads bestückt werden. Wie es heißt, denkt Ungarn an die Beschaffung eines solchen Turms mit der Mistral Boden-Luft-Rakete auf dem Chassis des Schützenpanzers Lynx.

Der Inspekteur des Heeres, Generalleutnant Alfons Mais, hatte kürzlich angekündigt, eine Fähigkeit zur Abwehr von Bedrohungen aus der Luft in den Artilleriebataillonen aufzubauen. Sollte das Heer dafür den Skyranger einsetzen, würde sich ein logistischer Vorteil aus der Nutzung der 30mm-Munition ergeben, die auch für die Bordkanone des Schützenpanzers Puma benötigt wird. Spannend dürfte überdies werden, welche Boden-Luft-Rakete zusätzlich für einen 30mm-Turm ausgewählt wird. Gerüchten zufolge erwägt MBDA, eine Ableitung des Flugkörpers Enforcer für die Abwehr von UAVs im Nah- und Nächstbereich zu entwickeln. Der Enforcer wird bereits im Heer eingeführt und ist damit im Logistik-System der Landstreitkräfte abgebildet.
lah/11.05.2022

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