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Nächste Schritte beim Nah- und Nächstbereichsschutz

Die mangelhafte Abwehrfähigkeit gegen Bedrohungen aus der Luft gilt als eine der Achillesfersen der Bundeswehr. Bereits seit mehreren Jahren wird deshalb am Konzept des so genannten Nah- und Nächstbereichsschutzes (NNbS) getüftelt, mit dem unter anderem die durch die Auflösung der Heeresflugabwehr entstandene Lücke geschlossen werden soll. Gestartet wurde das Programm mit der Auswahlentscheidung Anfang 2020. Danach war es ruhig um NNbS geworden. Das hat sich jetzt offenbar geändert. Wie aus gut informierten Kreisen zu vernehmen ist, hat das Bundeswehr-Beschaffungsamt BAAINBw noch in den letzten Dezembertagen des vergangenen Jahres ein Industrie-Konsortium zur Abgabe eines Angebots für die Entwicklungsleistungen zum Teilprojekt 1 von NNbS aufgefordert.

Gebildet wird die adressierte Bietergemeinschaft offenbar aus den Unternehmen Diehl, Hensoldt sowie Rheinmetall. Die drei Unternehmen hatte Anfang vergangenen Jahres eine gemeinsame Vereinbarung zur Zusammenarbeit im Rahmen einer Arbeitsgemeinschaft (ARGE) für NNbS unterzeichnet. Ziel der drei deutschen Unternehmen sei es, mittels marktverfügbarer Systeme und Systemkomponenten eine schnell verfügbare, nationale und risikoarme Lösung bereitzustellen, hatte Rheinmetall seinerzeit mitgeteilt. Die Systemkonzeption der ARGE NNbS greife dabei wesentlich auf erprobte Systeme und Teilsysteme zurück, unter Einbindung von sich bereits in der Nutzung durch die Bundeswehr befindlichen Komponenten.

Beobachter gehen davon aus, dass an einer NNbS-Lösung auch Rohde & Schwarz im Bereich der Kommunikation und Airbus Defence & Space für das so genannte Battle Management System (BMS) beteiligt werden. So hat Airbus im Auftrag des Bundes eine BMS-Lösung erarbeitet, die schon seit geraumer Zeit für NNbS als gesetzt gilt. Bei den für das Projekt vorgesehenen Boden-Luft-Flugkörpern war der Ansatz zuletzt, die Iris-T SL von Diehl zu beschaffen. Der gleiche Flugkörper war auch für das im Augenblick ausgesetzte TLVS-Programm vorgesehen. Als Lenkwaffe für die kurze Reichweite hat sich die Bundeswehr dagegen für die im eigenen Bestand befindliche Iris-T SLS entschieden. Eigentlich handelt es sich um eine Luft-Luft-Rakete, die jedoch für den Einsatz vom Boden angepasst werden kann.

Dem Vernehmen nach sollen die Unternehmen ihr Angebot noch im ersten Halbjahr 2022 abgeben. Eine Beauftragung könnte dann womöglich im kommenden Jahr erfolgen. Beobachter rechnen damit, dass der Auftragswert bei deutlich über 100 Millionen Euro liegen könnte. Ob auch andere Unternehmen zur Abgabe eines Angebots aufgefordert wurden, ist nicht bekannt.
lah/10.1.2021

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