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Schwerer Waffenträger Infanterie – Rheinmetall übergibt Nachweismuster an Bundeswehr

Lars Hoffmann

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Der Düsseldorfer Rüstungs- und Automotive-Konzern Rheinmetall hat heute auf seinem Firmengelände im niedersächsischen Unterlüß das erste Nachweismuster des „Schweren Waffenträgers Infanterie“ an die Bundeswehr übergeben. Das Fahrzeug mit einem bemannten 30mm-Turm auf Boxer-Fahrgestell basiert auf dem in Australien eingeführten Combat Reconnaissance Vehicle (CRV) von Rheinmetall.

Die symbolische Schlüsselübergabe erfolgte in Anwesenheit der parlamentarischen Staatssekretärin im Bundesverteidigungsministerium Siemtje Möller sowie von Generalmajor Christian Freuding, Leiter Planungsstab BMVg, dem stellvertretenden Inspekteur des Heeres, Generalleutnant Andreas Marlow, und dem Abteilungsleiter Rüstung im Bundesministerium der Verteidigung, Vizeadmiral Carsten Stawitzki.

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Die Auslieferung der Serienfahrzeuge soll ab 2025 beginnen, im kommenden Jahr ist der Zulauf von 19 weiteren Boxern geplant.

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Erst vor wenigen Wochen war Rheinmetall mit der Lieferung von insgesamt 123 Waffenträgern beauftragt worden. Der Auftragswert für den Konzern liegt bei rund 2,7 Milliarden Euro, wobei auch Serviceleistungen einbezogen sind.

Nach Aussage von Björn Bernhard, Chef von Rheinmetall Landsysteme, sind die Schweißarbeiten für die Türme bereits im Gange. Und auch der Standort Kassel bereite sich auf die Produktion vor.

Die Fertigung soll nach dem Erreichen der Serienreife hauptsächlich am australischen Rheinmetall-Standort Redbank erfolgen. Die Nutzung der australischen Kapazitäten dient vorrangig dem Ziel, die Fahrzeuge für die Bundeswehr so schnell wie möglich zu beschaffen. Laut Bernhard können die europäischen Fertigungskapazitäten für Boxer-Fahrzeuge, etwa für die Niederlande, Litauen, Deutschland, Großbritannien oder die Ukraine genutzt werden.

Substanzielle Leistungsanteile sollen Rheinmetall zufolge jedoch aus Deutschland kommen, so auch die ersten zwanzig Serienfahrzeuge sowie wesentliche Schlüsselkomponenten aller Serienfahrzeuge. Die Rheinmetall Landsysteme GmbH wird zudem für das komplette Leistungspaket aus Logistik, Wartung und Instandsetzung verantwortlich sein und der Bundeswehr über die gesamte Nutzungsdauer der Fahrzeuge als Ansprechpartner in Deutschland dienen.

Bereits ab 2025 soll der Schwere Waffenträger Infanterie den Mittleren Kräften, der neuen Kräftekategorie des Deutschen Heeres, als Kernelement zusätzliche Feuerunterstützung geben.

Der Schwere Waffenträger dient dabei als Ersatz für das Kettenfahrzeug Wiesel in den Versionen mit Kanone sowie Lenkflugkörper zur direkten taktischen Feuerunterstützung der Infanterieverbände. Dem Vernehmen nach ist der Schwere Waffenträger prinzipiell in der Lage, auch den Lenkflugkörper Spike LR zu verschießen. Laut Bernhard handelt es sich um das „modernste radbasierte Gefechtsfahrzeug der Welt“.

Da der Schwere Waffenträger Infanterie auf dem Combat Reconnaissance Vehicle (CRV) aufbaut, dem Radspähpanzer der australischen Streitkräfte, basiert er auf einer australisch-deutschen Forderungslage.

Es handelt sich um ein 8×8-Gefechtsfahrzeug mit einem Radspähpanzer-Missionsmodul einschließlich des Zwei-Mann-Turms Lance. Als Hauptwaffe dient die Maschinenkanone MK30-2 ABM, die auch im deutschen Schützenpanzer Puma verbaut ist. Als Zweitbewaffnung wird ein Maschinengewehr des Typs FN MAG im Kaliber 7,62mm X 51 eingesetzt, wie es die australischen Streitkräfte nutzen.

Die für die Bundeswehr vorgesehenen Fahrzeuge werden mit Masse unter Nutzung von Produktionskapazitäten des Rheinmetall-Kompetenzzentrums für militärische Fahrzeuge (MILVEHCOE) in Redbank im Südosten von Queensland gebaut – zusammen mit den für die australischen Streitkräfte produzierten Radspähpanzern.

Noch offen ist die Entscheidung, welchen Radschützenpanzer die Mittleren Kräfte erhalten werden. Hier gibt es nur zwei Möglichkeiten: Den modifizierten Schweren Waffenträger oder einen Boxer mit dem Turm des Schützenpanzers Puma. Voraussetzung für eine Beschaffung ist, dass der neue Radschützenpanzer kompatibel mit dem bei den Panzergrenadieren genutzten Soldatensystem „IdZ – erweitertes System“ ist. Fachkreise gehen davon aus, dass in der zweiten Jahreshälfte die parlamentarische Befassung des Radschützenpanzers erfolgen soll.

Lars Hoffmann