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Keine Zeitenwende bei der Aufstellung neuer Artillerieverbände

Waldemar Geiger

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Die herausragende Bedeutung der Feuerunterstützung im Krieg im Allgemeinen und der Artillerie im Speziellen ist nach nunmehr über zwei Jahren Krieg in der Ukraine selbst für die breite deutsche Öffentlichkeit nicht im Verborgenen geblieben. Umso überraschender ist der Umstand, dass bei der beschlossenen Aufstellung neuer Artillerieverbände der Bundeswehr keine besondere Eile geboten scheint.

Wie aus einer auf den 1. März datierten Antwort der Bundesregierung auf eine Frage des Bundestagsabgeordneten Jens Lehmann, Berichterstatter der CDU/CSU-Fraktion für das Heer im Verteidigungsausschuss, hervorgeht, wird das Heer mit der bereits zum 1. Oktober 2023 erfolgten Aufstellung des Panzerartilleriebataillons (PzArtBtl) 375 in Weiden sowie den bereits entschiedenen aber noch nicht umgesetzten Aufstellungen des ArtBtl 215 für die Panzerbrigade 21 und eines Panzerartilleriebataillons für die zukünftige Brigade Litauen zeitnah über sieben Artillerieverbände verfügen. Bis die Artillerietruppe die geplante Stärke erreichen wird, sollen allerdings noch elf weitere Jahre vergehen. „Gemäß den Fähigkeitsplanungen der Bundeswehr sind bis zum Jahr 2035 insgesamt 13 Artillerieverbände auf Korps-, Divisions- und Brigadeebene vorgesehen“, heißt es in der Antwort des BMVg.

Was aus der Antwort nicht hervorgeht, ist der Umstand, dass das Heer selbst nach Aufstellung der angesprochenen Verbände weiterhin über keine zusätzliche Feuerkraft verfügen wird, da die Anzahl der Rohre und Raketenwerfer sowie fertig ausgebildeter Artilleristen weiterhin auf Vorkriegsniveau bleiben werden. Die Beschaffung zusätzlicher Radhaubitzen ist zwar in Planung, aber noch lange nicht in trockenen Tüchern.

Die Notwendigkeit angesichts der aus dem Ukrainekrieg gewonnen Erkenntnisse Änderungen in der Aufwuchsplanung der Artillerietruppe vorzunehmen, sieht das Ministerium nicht. Das BMVg verweist darauf, dass die im Rahmen der NATO-Verteidigungsplanung an Deutschland zugewiesenen NATO-Fähigkeitsziele als wesentliche Eingangsgröße für die Fähigkeitsplanungen der Bundeswehr verankert sind. „Sie nehmen bereits wesentliche Erkenntnisse aus dem Ukrainekrieg auf. Daher wird an den bestehenden Planungen zum Aufwuchs der Artillerietruppe festgehalten“, so das BMVg weiter.

Der Heeresberichterstatter der CDU kritisiert diesen Umstand. „Es ist ein Trauerspiel, wenn das BMVg die Artillerietruppe erst im Jahr 2035 vollständig aufgebaut hat“, erklärt Lehmann gegenüber hartpunkt. Die Ursache für das langsame Aufbautempo sieht der Oppositionspolitiker jedoch weniger im BMVg, als vielmehr in der Bundesregierung und den Entscheidern im Haushaltsausschuss des Bundestages. „Die Bundesregierung und die Ampelhaushälter setzen keine Prioritäten zu Gunsten des Heeres. Deshalb muss das BMVg sich weiterhin am Fähigkeitsprofil orientieren, dass weit vor der Zeitenwende aufgestellt wurde und die Erkenntnisse des Ukrainekrieges nicht berücksichtigt. Hier muss die Zeitenwende endlich ankommen“, fordert Lehmann.

Waldemar Geiger

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