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Bundeswehr: Truppe muss länger auf neue Raketenartilleriesysteme warten

Waldemar Geiger

Der Kampf in der Tiefe wird neben luftgestützten, weitreichenden Effektoren maßgeblich durch die Raketenartillerie getragen, wie man im aktuellen Ukraine-Kriege plakativ sehen kann. Genau an dieser Stelle hat die Bundeswehr sowohl qualitative als auch quantitative Schwächen.  

Nach Abgabe von 5 Raketenartilleriesystemen des Typs MARS II an die Ukraine verfügt die deutsche Artillerie – deren Aufwuchs, wenn auch nicht bis ins letzte Detail ausgeplant, bereits beschlossene Sache ist – aktuell nur noch über 35 Raketenwerfer MARS II. Zu wenig, um selbst den aktuellen Bedarf zu decken. Zudem ist mit den aktuell verfügbaren Raketen bei knapp über 80 Kilometern Wirkdistanz Schluss. Die fünf abgegebenen Systeme sollen den Plänen der Bundesregierung zufolge mit dem Raketenartilleriesystem PULS ersetzt werden. Eine entsprechende 25-Mio-Vorlage für die Beschaffung dieser Systeme über den Partner Niederlande soll dem Parlament im Sommer 2024 vorgelegt werden, wie aus einer Antwort der Bundesregierung vom 10. Januar 2024 auf eine Kleine Anfrage der CDU/CSU-Bundestagsfraktion mit dem Titel „Die Zukunft der Artillerie in der Bundeswehr“ hervorgeht.

Diese Systeme sollen jedoch nicht an die Truppe gehen, sondern nur für den Ausbildungsbetrieb genutzt werden, wie die Autoren der Antwort schreiben. Zudem wir darauf verwiesen, dass die Beschaffung dieser Systeme nicht als Vorentscheidung für das zukünftige Raketenartilleriesystem der Bundeswehr zu werten sei, welches im Rahmen der Realisierung des Projektes „Zukünftiges System Indirektes Feuer großer Reichweite“ (ZukSysIndFgRw) erfolgen wird. 

Mit dem ZukSysIndFgRw plant das deutsche Heer bereits seit längerem ein Nachfolgesystem zu beschaffen, welches das zukünftige Hauptwaffensystem der deutschen Raketenartillerietruppe auf Divisions- und Korpsebene bilden und im Entfernungsband zehn bis 300 Kilometer wirken soll. Wann diese Systeme in die Truppe kommen sollen und in welcher Anzahl, ist derzeit jedoch noch nicht abschließend geklärt, wie der Antwort der Bundesregierung zu entnehmen ist. „Die tatsächliche Zulaufplanung ist Gegenstand laufender Untersuchungen, da die strukturellen Umfänge des Heeres noch nicht abschließend festgelegt sind“, schreiben die Autoren des Verteidigungsministeriums (BMVg) auf die Frage, wie viele Raketenartilleriesysteme der Bundeswehr 2031 zur Verfügung stehen werden. 

Ein Umstand, der vom Berichterstatter der CDU/CSU-Fraktion für das Heer und Verteidigungsausschussmitglied Jens Lehmann deutlich kritisiert wird. „Was mich erschreckt ist die Tatsache, dass der strukturelle Umfang des Heeres immer noch untersucht wird. Wir sind im Jahr 2 der Zeitenwende und an allen Ecken und Enden wird noch immer geprüft und untersucht“, so Lehmann in einer am 11. Januar 2024 verschickten Pressemitteilung. „Dass das Fähigkeitsprofil der Bundeswehr in den Jahren 2027, 2031 und 2035 den sukzessiven Aufwuchs der Artillerietruppe beschreibt, ist in der heutigen Zeit eine sicherheitspolitische Bankrotterklärung. Das ist viel zu spät. Wir müssen mit der Division 2025 ein klares Bild vom Aufwuchs der Artillerietruppe haben“, wird Lehmann in der Mitteilung zitiert. 

Waldemar Geiger

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