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Airbus muss Entschädigung für Lieferschwierigkeiten bei A400M zahlen

Der europäische Flugzeugkonzern Airbus muss dem Verteidigungsministerium aufgrund der verspäteten Auslieferung des Transportflugzeugs A440M und einem nicht vertragsgemäßen Bauzustand eine deutliche Entschädigung zahlen. Wie „Spiegel Online“ berichtet, erhält die Bundeswehr im laufenden Jahr für die Nicht-Einhaltung der Lieferfristen eine Summe von 13 Mio EUR. Darauf habe sich das Ministerium mit dem Hersteller Airbus geeinigt.

Bislang erst eine Maschine im Einsatz

Gegenwärtig hat die Luftwaffe lediglich eine Maschine in Dienst gestellt. Bis Ende Dezember dieses Jahre könnten dem Vernehmen nach noch ein bis zwei Flugzeuge des Typs abgenommen werden – vorausgesetzt der Abnahmeprozess wird erfolgreich absolviert. Auf diese beiden Flieger beziehen sich nach Aussage eines Sprechers des Bundesverteidigungsministeriums die Entschädigungsvereinbarungen, zu deren Details er keine Stellung nehmen wollte. Ursprünglich sollte die Luftwaffe 2015 insgesamt fünf neue Maschinen erhalten, um bis Ende des Jahres sechs im Bestand zu haben. Die Abnahme dauere im Durchschnitt etwa vier Wochen, wobei es in erster Linie um eine Qualitätskontrolle gehe, so der Sprecher weiter.

Laut Spiegel ist einer weiterer Bestandteil der Vereinbarung, dass Airbus die A400M unentgeltlich auf den vereinbarten Bauzustand nachrüsten muss, da die beiden Flugzeuge nicht spezifikationsgemäß abgeliefert werden. So können die Maschinen weder – wie vertraglich festgelegt – Lasten aus der Luft absetzen noch auf unbefestigten Pisten operieren.

17 Prozent der Kaufsumme werden einbehalten

Als Druckmittel behalte die Bundeswehr deswegen für die beiden auszuliefernden Flugzeuge 17 Prozent des Kaufpreises ein, schreibt der Spiegel. Wie es dazu aus gut informierten Kreisen heißt, liegt der Wert der geblockten Zahlungen bei 42 Mio EUR. Zudem soll die Bundeswehr bei Abnahme in nicht vereinbartem Rüststand pro Maschine eine Gutschrift von 2,2 Mio EUR erhalten. Nach Angaben des Spiegel schätzen Insider, dass der Bundeswehr durch die A400M-Lieferprobleme bereits ein Schaden von mehr als 300 Millionen Euro entstanden sei.

Neben der Bundeswehr beschaffen auch die Streitkräfte anderer Staaten wie Frankreich, Großbritannien und der Türkei den Transportflieger. Aufgrund der Lieferverzögerungen muss die Luftwaffe ihre altersschwachen Transall-Transporter jetzt länger im Dienst halten. Die Flugzeuge fallen jedoch häufig aus und gelten mittlerweile als unzuverlässig.

Noch kein verbindlicher Lieferplan

Deutschland ist von dem verspäteten A400M-Zulauf im Gegensatz zu den europäischen Ländern stärker betroffen, da es nur auf die Flugzeugmuster Transall und A400M setzt. Frankreich, das ebenfalls die Transall nutzt, betreibt daneben Transportflieger des Typs C-130 Herkules und diskutiert gerade die Beschaffung neuer Maschinen dieses Typs in den USA. Großbritannien nutzt neben der C-130 auch den amerikanischen Großraumtransporter C-17 und hat bereits mehrere A400M im Bestand. Deutschland will in der Zielstruktur 40 Maschinen des Typs A400M betreiben. Da anfangs 53 Flugzeuge bestellt waren, sollen 13 veräußert werden.

Wie es aus dem Verteidigungsministerium heißt, hat Airbus noch keinen verbindlichen Lieferplan für weitere Flugzeuge vorgelegt. Aufgrund des fehlenden Lieferplanes könnten deshalb noch keine Entschädigungen für zukünftig auszuliefernde Maschinen diskutiert werden.

In den Verhandlungen dürften neu aufgetretene Probleme mit den Computerprogrammen zur Missionsplanung einfließen. Laut Spiegel ist die gelieferte Software so kompliziert, dass die Planung eines Fluges bis zu 50 Stunden in Anspruch nimmt. Der Sprecher des Ministeriums bestätigte, dass das System nicht den operationellen Ansprüchen der Luftwaffe entspricht. Er wies allerdings darauf hin, dass es sich um ein Flugzeug in der Einführungsphase handelt.

Laut Airbus hat das Unternehmen zusammen mit dem Kunden Untersuchungen gestartet, wie zusätzliche Funktionalitäten geschaffen werden können. Ein Airbus-Sprecher wies darauf hin, dass der A400M im Einsatz bei fünf Nationen mehr als 1.200 Flüge und fast 5.000 Flugstunden absolviert hat.
lah/17.11.2015

Die englische Version des Beitrags ist am 17.11.2015 bei www.defensenews.com erschienen.

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