Mit dem nun offiziell vollzogenen Beitritt Deutschlands zum Forschungs- und Entwicklungsvereinbarung des „Common Armoured Vehicle System“-Programms (CAVS) überwindet das Vorhaben Transportpanzer Neue Generation die nächste Hürde. Im Rahmen des Vorhabens beabsichtigt die Bundeswehr, rund 1.000 in die Jahre gekommene Transportpanzer Fuchs zu ersetzen.
Wie aus einer heutigen Mitteilung des finnischen Verteidigungsministeriums hervorgeht, erhält Deutschland nach der nun erfolgten Unterzeichnung des Research and Development Agreements (Forschungs- und Entwicklungsvereinbarung) Zugang zu den Ergebnissen der CAVS-Produktentwicklungspakete und kann sich zugleich an der Weiterentwicklung des Fahrzeugsystems beteiligen. „Langfristig plant Deutschland, seine bestehende Fuchs-Flotte durch gepanzerte 6×6-Fahrzeuge von Patria zu ersetzen. Patria setzt auf die industrielle Zusammenarbeit mit Deutschland, einschließlich der Herstellung von CAVS-Fahrzeugen in Deutschland in Kooperation mit deutschen Partnern“, schreibt das finnische Ministerium.
Beobachtern des Vorhabens zufolge werden auf Basis des Entwicklungsvorhaben die CAVS-Fahrzeugvarianten entwickelt, die die Bundeswehr einzuführen gedenkt. Diese sind wiederrum Grundlage für eine Vertragsgestaltung. Im Zuge des CAVS-Programms ist es vorgesehen, dass die Verträge zwischen den teilnehmenden Nationen und dem Hersteller geschlossen werden.
Patria 6×6
Der Patria 6×6 leitet sich von einem dreiachsigen Radpanzer ab, den ursprünglich die finnische Firma Sisu produzierte. Dieses Fahrzeug wurde auch Patria XA genannt. Der neue Patria 6×6 weist den Angaben von Patria zufolge gegenüber seinem Vorgänger eine verbesserte Einzelradaufhängung, einen leistungsstärkeren Motor mit 294 kW sowie Verbesserungen des elektrischen Systems auf. Das deutsche Unternehmen ZF liefert laut Patria das Getriebe.
Der Patria 6×6 hat laut Hersteller ein maximales Gewicht von 24t und der Schutz entspricht STANAG 4569 Level 2, wobei auch ein höherer Schutz gemäß Level 4 bei Bedarf möglich sein soll.
Produktion in Deutschland
Der finnische Rüstungskonzern Patria hat angekündigt, dass der überwiegende Teil der Fahrzeugproduktion durch die Nutzung lokaler Industriekapazitäten in den CAVS-Mitgliedsländern erfolgt. Dazu hat Patria sich bereits Mitte Februar 2024 mit den beiden deutschen Unternehmen DSL Defence Service Logistics GmbH (DSL), einer Tochter des KNDS-Konzerns, sowie der FFG Flensburger Fahrzeugbau Gesellschaft mbH (FFG) zusammengeschlossen, um der Bundeswehr im Rahmen der Nachfolge des Transportpanzers Fuchs die Entwicklung, Produktion und Wartung von Varianten des 6×6-Transportpanzers von Patria anzubieten.
Die Aufteilung der Arbeitspakete sieht vor, dass Patria im Rahmen des internationalen CAVS-Programms als Hauptauftragnehmer fungieren wird, wenn Deutschland sich für die Beschaffung des Fahrzeuges entscheiden sollte. Der finnische Konzern wird zudem die Federführung bei der Konzeption und Entwicklung des Systems übernehmen. DSL und FFG – mit der Tochter Jungenthal Wehrtechnik (JWT) – sollen hingegen für das lokale Engineering, die Produktion und den Life-Cycle-Support aus den Standorten Freisen, Flensburg und Kirchen sorgen. „Neben der nun beginnenden detaillierteren Vorbereitung der Lokalisierung wird das Team auch andere deutsche Unternehmen in das Programm einbinden“, hieß es in der Mitte Februar verschickten Pressemitteilung der drei Kooperationspartner. Nach Aussage von Jörg Kamper, Geschäftsführer der Jungenthal Wehrtechnik und Mitglied der Geschäftsführung der FFG Flensburger Fahrzeugbau GmbH, wird der Löwenanteil der Fertigung in Deutschland erfolgen.
wg