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Leichter Kampfhubschrauber – Spezialkräfte der Bundeswehr erhalten neue Fähigkeiten

Waldemar Geiger

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Mit der Einführung des leichten Mehrzweckhubschraubers H145M als Light Utility Helicopter – Special Operation Forces oder kurz LUH SOF hat die Bundeswehr 2016 erstmals ein Hubschraubermuster erhalten, welches speziell auf die Bedürfnisse der Spezialkräfte des Heeres zugeschnitten ist – auch wenn das Luftfahrzeug inklusive Besatzung zu den 2016 neu aufgestellten Spezialkräften der Luftwaffe gehört. Die 15 beschafften LUH SOF und deren Besatzungen sind in der 4. Staffel des Hubschraubergeschwaders 64 in Laupheim beheimatet.

Der als vergleichsweise leise geltende Hubschrauber eignet sich in Kombination mit seinem kleinen Rotordurchmesser besonders dafür, Spezialkräfte im Rahmen des taktischen Lufttransportes zu unterstützen. Der ummantelte Heckrotor, die Fachbezeichnung lautet Fenestron, macht den H145M zu einem der leisesten Hubschrauber seiner Leistungsklasse und begünstigt eine unerkannte Annäherung. Dank eines integrierten Hochleistungskamerasystems lassen sich Aufklärungsmissionen sowie eine begrenzte Feuerunterstützung – limitiert durch die MG6-Doorgunner-Bewaffnung – mit dem LUH SOF abbilden. Dies wird sich in naher Zukunft jedoch deutlich ändern.

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Mit der Dezember 2023 getroffenen Entscheidung, sogenannte Leichte Kampfhubschrauber (LKH) zu beschaffen – von denen fünf Systeme an die Spezialkräfte der Luftwaffe gehen werden – wird sich die Fähigkeit der Feuerunterstützung deutlich verbessern. Auch eigenständige Operationen der Luftwaffenspezialkräfte wären mit den bewaffneten Systemen möglich. Interessant in diesem Zusammenhang ist der Umstand, dass es sich bei den fünf neuen Hubschraubern um die neueste Version des H145M, die sogenannte D3-Version, handeln wird. Diese mit einem Fünfblatt-Hauptrotor ausgestatteten Maschinen werden gegenüber dem LUH SOF nicht nur eine höhere Nutzlast bieten, sondern einen nochmals kleineren Rotordurchmesser sowie geringere Geräuschsignatur, was die Einsatzfähigkeit des Systems im Rahmen von Spezialkräftemissionen noch weiter steigert.

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Fähigkeit Direct Action

Im Rahmen der NATO ist es genau geregelt, welche Kernaufgaben eine Truppe erfüllen muss, damit diese als Spezialkräfte gelten kann. Für eine Klassifizierung als Spezialkräfte (Special Operation Forces oder SOF) müssen die jeweiligen Verbände gemäß NATO-Vorgaben dazu befähigt sein, alle drei Einsatzarten von Spezialkräften eigenständig ausführen zu können. Diese sind:

  • Direct Action (DA: Letale und nicht letale Kampfeinsätze gegen Ziele strategischer und/oder operativer Bedeutung)
  • Special Reconnaissance (SR: Spezialaufklärung – Gewinnen von Schlüsselinformationen für die strategische und operative Führungsebene)
  • Military Assistance (MA: Zusammenarbeit mit und Ausbildungsunterstützung für Spezialkräfte von Partnerstaaten)

Der Umstand, dass die Kräfte der 4. Staffel des Hubschraubergeschwaders 64 als Spezialkräfte klassifiziert sind, lässt den Schluss zu, dass alle drei benannten Kernaufgaben eigenständig erfüllt werden können. Unterschiede gibt es sehr wohl in der möglichen „Qualität“, die ein als SOF klassifizierter Verband leisten kann.

US-Spezialkräfte setzen im Rahmen von Spezialkräfteeinsätzen bewaffnungsfähige Varianten eingeführter Luftfahrzeugmuster des Typs MH-60 DAP (links) und AH-6 (rechts) bereits seit Jahrzehnten erfolgreich ein. (Bilder: U.S. Army / 160th SOAR)

Im Gegensatz zu den Hubschrauberkräften der US-Spezialkräfte, welche im 160th Special Operations Aviation Regiment (Airborne), kurz 160th SOAR, auch als Night Stalkers bekannt, konzentriert sind, verfügen die Spezialkräfte der Luftwaffe aktuell über keine bewaffnungsfähigen Varianten der im Einsatz befindlichen Hubschraubermuster. Während die 160th SOAR mit AH-6M Little Bird und dem MH-60M DAP Black Hawk – das DAP steht für Direct Action Penetrator – über bewaffnete Varianten des Little Bird und des Black Hawk verfügen, können die Luftwaffenspezialkräfte aktuell ausschließlich mit dem MG6 (Dillon Aero M134D Gatling-Minigun im Kaliber 7,62 x 51 mm) als Bewaffnungsoption aufwarten. Je nach Konfiguration können wahlweise ein oder zwei MG6 mit einem Munitionsvorrat von je 4.000 Patronen lafettiert und von sogenannten Tactical Operators bedient werden.

Mittels des in der Seitentür des LUH SOF lafettierten MG6 lässt sich keine vollumfängliche taktische Feuerunterstützung abbilden. (Video: Bundeswehr)

Ein breites Einsatzportfolio an „Direct Action“-Missionen lässt sich mit dieser Bewaffnung nicht abbilden. Anders wird dies mit dem LKH SOF, wie die Luftwaffe auf Anfrage von hartpunkt bestätigt hat. Demnach wird für den Hubschrauber „die Fähigkeit Feuerunterstützung aus der Luft mit der vorgesehenen achsparallelen Bewaffnung um den Anteil Wirken gegen leicht gepanzerte Ziele in/über 500m Entfernung erweitert“.

LKH SOF

Der im Dezember mit dem Hersteller Airbus Helicopters geschlossene Vertrag für die Lieferung von 62 H145M-Hubschraubern sieht gut informierten Kreisen zufolge vor, dass 24 Systeme in der Rolle Kampf, 33 in der Rolle Ausbildung/Professionalisierung sowie fünf in der Rolle SOF beschafft werden. Weiterhin sieht der Vertrag eine Lieferung von Bewaffnung und Munition für Qualifizierungszwecke vor. Welche dies genau sein wird, ist derzeit öffentlich nicht bekannt.

Alle 62 Hubschrauber werden in der Basisvariante mit dem Waffen-Managementsystem HForce von Airbus Helicopters ausgestattet sein. HForce erlaubt es, verschiedene Sensorik, ballistische und gelenkte Flugkörper sowie Kanonenbewaffnung unterschiedlicher Hersteller zu integrieren und so unbewaffnete Hubschraubermuster nachträglich zu bewaffnen.

Je nach zugewiesener Rolle werden die zulaufenden Hubschrauber jedoch mit unterschiedlicher Missionsausrüstung geliefert. Die erste SOF-Maschine soll dem Vernehmen nach Ende 2025 in Laupheim landen. Die genaue Missionsausstattung sowie Bewaffnung der neuen Spezialkräftehubschrauber sind seitens der Bundeswehr nicht öffentlich kommuniziert worden. Da Airbus Helicopters eigenen Angaben zufolge seit zwei Jahren den Focus auf die D3-Variante des H145M gelegt hat, wird es sich bei den Hubschraubern um Systeme mit einem Fünfblattrotor handeln.

Mit dem Waffen-Managementsystem HForce ausgestattete H145M verfügen auf jeder Seite über einen Waffenaufhängepunkt, der wahlweise mit einem Gun-, Raketen-Pod oder mehreren Lenkflugkörpern bestückt werden kann. (Bild: Airbus Helicopters / Cara Irina Wagner)

H145M D3

Abseits der Aussage, dass fokussiert nur noch D3-Varianten der H145M gefertigt werden, wollte sich Airbus Helicopters auf Anfrage von hartpunkt nicht zu den genauen Ausstattungsmerkmalen der zukünftigen Bundeswehrhubschrauber äußern. Das Unternehmen äußerte sich nur zu grundsätzlichen Ausstattungs- und Leistungsportfolio des HForce H145M D3:

Mobilität

Die mit einem Fünfblattrotor leistungsgesteigerte H145M D3 ist seit 2020 zugelassen, deren Erstauslieferung an einen Kunden für den Laufe dieses Jahres geplant ist. Im Gegenzug zu der D2 Vierblattrotor-Variante (beispielsweise dem LUH SOF) bietet die D3 mehrere technische und logistische Vorteile.

So wurde die Nutzlast der Maschine um effektiv 150 Kilogramm gesteigert, dies wiederum führte zu einer Erhöhung des maximalen Startgewichts auf 3.800 kg. Weiterhin wurde der Rotordurchmesser verringert, damit die H145M in engerem Umfeld operieren kann. Das fünfte Blatt führt auch zu größerer Laufruhe und geringerer Geräuschsignatur. Zudem werden die Wartungsarbeiten durch die einfache Ausführung des neuen lagerlosen Hauptrotors erleichtert.

Bereits beim D2 war eine Vorbereitung für den Lufttransport sowie eine im Anschluss an die Landung anknüpfende Inbetriebnahme mit einer A400M vergleichsweise einfach möglich, wurde diese Airbus Helicopters zufolge bei der D3 noch weiter verbessert. Für den Transport in einer A400M müssen lediglich die Rotorblätter abgenommen und im Anschluss wieder aufgesetzt werden, was jeweils nur 20 Minuten dauern soll. Nach Anbringung der Rotorblätter ist die Maschine sofort einsatzbereit was den Einsatz des Systems im Rahmen von Spezialkräfteoperationen in weit entfernten Konfliktzonen begünstigt. Ein A400M kann jeweils einen H145M Hubschrauber samt Ausrüstung transportieren.

Technische Daten H145M D3
max. Startmasse3.800 kg
Nutzlast inkl. Treibstoff1.893 kg
Kabinenvolumen6,03 m³
Passagierevier voll ausgerüstete Spezialkräftesoldaten
Reichweite ohne Zusatztanksbis zu 637 km (entspricht 723 kg Treibstoff)
max. Flugzeit ohne Zusatztanksbis zu 3 Stunden und 30 Minuten
Hinweis: Im Rahmen der militärischen Nutzung werden die Hubschrauber mit unterschiedlicher Missionsausrüstung (u.a. Schutz-, Kommunikations- und Waffensysteme) bestückt, die sowohl die effektive Nutzlast als auch die Reichweite verringern.

Die „Light Attack“-Variante ist Airbus Helicopters zufolge die fortschrittlichste Version der H145M, die der Hersteller derzeit im Portfolio führt.

Schutz

In dieser Konfiguration kann der Hubschrauber unter anderem mit sogenannten Light Armament Protection Plates ausgestattet werden, die Piloten und Copiloten vor Handwaffenbeschuss bis zum Kaliber 7,62 mm schützen. Dazu werden Matten am Cockpitboden sowie rund um die Sitze verlegt. Bei Bedarf kann auch der Boden des hinteren Kabinenraumes mit den Schutzmatten ausgelegt werden. Auch ein selbstverschließender Treibstofftank ist verfügbar, welcher Einschusslöcher bis zum Kaliber 7,62 mm abdichten und dem Luftfahrzeug so 20 bis 30 Minuten Flugzeit verschaffen kann, um sich der Gefahrensituation entziehen zu können.

Zudem bietet Airbus Helicopters unterschiedliche Ausprägungen des Electronic Warfare Systems (EWS) an. So kann das Luftfahrzeug mit aktiven Selbstschutzsystemen wie beispielsweise Missile-, Laser- und Radarwarnern sowie Chaff- und Flare-Auswerfern ausgestattet werden, die zum Schutz des Systems gegen feindliche Bedrohungen beitragen.

Führung

Die offene Rechnerarchitektur des Hubschraubers erlaubt dem Hersteller zufolge eine vergleichsweise einfache Integration unterschiedlicher taktischer Kommunikationssysteme. Auch die Adaptierung taktischer Datenlinks lasse sich so bewerkstelligen. Airbus zufolge verfügt der H145M über eine Adaptierbarkeit, welche es dem Luftfahrzeug ermöglicht, ein Teilnehmer im vernetzten Gefechtsfeld zu werden und über einen spezifischen Kanal eingehende Daten nahtlos an ein angeschlossenes Subsystem – beispielsweise eine Waffe – weiterzureichen, ohne dass die Piloten mit der Übermittlung der Daten belastet werden. Mittels Digitally Aided Close Air Support Systemen eingehende 9-Liner eines Forward Air Controllers oder eines Joint Terminal Attack Controllers werden so direkt auf der Missionscockpitanzeige angezeigt und mögliche Zielkoordinaten automatisch an das zur Bekämpfung ausgewählte Waffensystem übermittelt, was den Luftnahunterstützungsprozess um mehrere Minuten verkürzen kann.

Die Missionscockpitanzeige, dabei handelt es sich um einen zusätzlichen Monitor für den Co-Piloten, welcher im Rahmen der Aufgabenteilung die Missionsseite übernimmt, erlaubt es der Besatzung zudem, unbemannte Systeme aus dem Cockpit des Hubschraubers zu steuern. Möglich macht dies eine Zusammenarbeit mit der HAT.tec GmbH, welche die für die Steuerung der Drohnen notwendige Software liefert.

Nach Aussagen von Airbus Helicopters lässt sich mit dem System ein Manned – Unmanned Teaming (MUM-T) Level of Interoperability der Stufe 4 erreichen. Was bedeutet, dass eine Drohne bis auf Start und Landung aus dem Cockpit des Hubschraubers überwacht und gesteuert, inklusive der Sensorik und Effektorik der Drohne, werden kann. Auch die Steuerung mehrerer Drohnen gleichzeitig soll im Rahmen des Möglichen liegen, Voraussetzung ist, dass die Drohne „integriert“ ist. Für den taktischen Einsatz bedeutet dies, dass eine oder mehrere Drohnen vom Boden aus gestartet werden. Sobald die unbemannten Systeme in die Steuerungsreichweite des Hubschraubers kommen, kann der Co-Pilot die Systeme übernehmen und im Rahmen seiner Missionserfordernisse – beispielsweise für die Zielaufklärung – nutzen. Für die Landung wird das System wieder an den Drohnenpiloten am Boden übergeben.

Wirkung

Schlussendlich lässt es das HForce-Waffen-Managementsystem zu, dass eine breite Palette von tag- und nachtkampffähigen elektrooptischen Sensoren samt der für die Wirkung notwendigen Bewaffnung für die Konfiguration des Hubschraubers zur Verfügung steht. Dank der bei der Montage des Hubschraubers verlegten Verkabelung ist Airbus Helicopters in der Lage, vielfältige Sensoren und Waffen zu integrieren.

Bereits in HForce sind folgende Waffensysteme integriert und qualifiziert, welche auch für die Bundeswehr von Interesse sein könnten:

  • 12,7 mm MG-Pod HMP400,
  • 20-mm Kanonen-Pod NC621,
  • 12-Schuss 70-mm-Raketenwerfer-Pod (ungelenkt) FZ231, wobei die obere Reihe des Pods alternativ auch mit drei lasergelenkten 70-mm-Raketen bestückt werden kann.

Die Steuerung der oben aufgeführten axialen Waffensysteme erfolgt über die Mittelkonsole, so dass je nach Lage und Waffe, der rechts im Cockpit sitzende Pilot und oder der links sitzende Co-Pilot das Waffensystem auslösen kann. Die Ziellenkung der lasergelenkten Raketen kann mittels Selbstbeleuchtung des Ziels durch einen im Hubschrauber vorhandenen Laserzielmarkierer erfolgen oder durch eine Fremdbeleuchtung eines anderen Hubschraubers oder Kräften am Boden.

In der Qualifikation befindet sich zudem das Lenkflugkörpersystem Spike ER2. Erste Schießtests wurden im ersten Halbjahr 2022 durchgeführt.

Ein H145M – in der Variante D2 – im Rahmen einer Schießkampagne mit dem Spike ER 2. An einem Waffenaufhängepunkt können mehrere Lenkflugkörper des Typs Spike ER 2 mitgeführt werden. (Bild: Airbus Helicopters / Cara Irina Wagner)

Je nach Bedarf kann der Flugkörper in den Modi Fire and Forget oder Fire and Observe/Update verschossen werden. Bei ersterem wir der Spike auf ein aufgeschaltetes Ziel abgeschossen und führt im Anschluss die Bekämpfung selbstständig durch. Beim Modus Fire and Observe/Update kann der für die Steuerung des Waffensystems zuständige Co-Pilot den Flugkörper über die gesamte Flugphase hinweg steuern. Der Spike ER2 wiegt rund 35 kg und ist für Bekämpfungsreichweiten von bis zu zehn Kilometern ausgelegt, wenn die Lenkung des Flugkörpers mittels eines Lichtwellenleiters erfolgt. Im Fire and Forget Modus oder bei Steuerung über Funk kann der vom Hubschrauber verschossene Spike ER2 auch Reichweiten von bis zu 16 Kilometern erreichen.

Neben der aufgeführten Bewaffnung hat das Unternehmen entsprechend spezifischen Kundenwünschen bereits mehrere andere Effektoren integriert und qualifiziert, welche für die Bundeswehr von geringerem Interesse sind. Laut eigener Aussage beobachtet Airbus Helicopters auch andere Entwicklungen, die die Zukunft militärischer Operationen betreffen. Aus gut informierten Kreisen ist zu hören, dass Airbus Helicopters an der Integration von Loitering Munition arbeitet.

Fazit

Mit dem H145M D3 werden die Spezialkräfte der Bundeswehr ein aufwuchsfähiges und potentes Waffensystem für eine breite Paletten an Spezialkräftemissionen erhalten, wie sie heute so nicht leistbar wären. Zudem punktet der Hubschrauber mit einer bereits beim LUH SOF gezeigten hohen Einsatzverfügbarkeit und verbesserter Logistik.

Waldemar Geiger