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Hensoldt will in Kürze an die Börse

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Die Hensoldt AG  plant gemeinsam mit ihrem Eigentümer Square Lux Holding II S.à r.l., einer Gesellschaft im indirekten Besitz von Fonds, die von Beteiligungsgesellschaft KKR beraten werden, die Notierung ihrer Aktien im Prime Standard am regulierten Markt der Frankfurter Wertpapierbörse zu beantragen. Wie Hensoldt in einer heute veröffentlichten Mitteilung weiter schreibt, soll vorbehaltlich des Kapitalmarktumfelds der geplante Börsengang bis Ende des Jahres 2020 abgeschlossen werden.

Das Angebot umfasse voraussichtlich Aktien aus dem Bestand von Square Lux Holding II S.à r.l. sowie neue Aktien aus einer Kapitalerhöhung. Es würde ein öffentliches Angebot an private und institutionelle Anleger in Deutschland sowie Privatplatzierungen in anderen Ländern umfassen. Die erwarteten Nettoerlöse aus dem Verkauf neuer Aktien will Hensoldt unter anderem dafür nutzen, den Wachstumskurs fortzusetzen, die Investmentstrategie weiterzuführen und die Bilanz zu stärken. Hensoldt-CEO Thomas Müller wollte in einer Telefon-Pressekonferenz keine Aussage darüber treffen, wie groß der an die Börse gebrachte Anteil von Hensoldt sein wird.  Er ließ auch offen, ob der Bund einen größeren Anteil an Hensoldt übernehmen könnte. Bislang hält der deutsche Staat lediglich eine so genannten goldene Aktie und entsendet Vertreter in den Aufsichtsrat. Hintergrund der Beteiligung ist die Positionierung von Hensoldt als Hersteller von Schlüsseltechnologie, die für Bundeswehr von großer Bedeutung ist.

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„Mit der heutigen Ankündigung schlagen wir ein neues Kapitel für Hensoldt auf. Dank der Leistung unseres hochmotivierten Teams und der Unterstützung unseres Eigentümers hat sich Hensolt zu einem erfolgreichen eigenständigen Unternehmen entwickelt – mit strategischen und technologischen Führungspositionen sowie einer weltweit etablierten Marke“, wird Müller in der Mitteilung zitiert. Die wegweisenden Vertragsabschlüsse in der ersten Hälfte des Jahres 2020 seien das Ergebnis von Hensoldts führender Position im Bereich der Verteidigungselektronik. Der geplante Börsengang sei daher für uns der nächste logische Schritt, um die Position als führender Anbieter von elektronischen Sensorlösungen in Europa zu stärken.

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„Dabei werden wir unsere starke Marktposition in Deutschland und Europa nutzen, um unsere geographische Expansion voranzutreiben und von einer starken, nachhaltigen Wachstumsdynamik in der globalen Verteidigungsindustrie und in unseren Kernmärkten zu profitieren“, so Müller.

Axel Salzmann, CFO des Unternehmens, sagte: „Der geplante Börsengang wird die ehrgeizigen Wachstumspläne von Hensoldt unterstützen, während wir gleichzeitig unser Produktportfolio erweitern und unser Vertriebsnetzwerk ausbauen. Zudem werden wir unsere Bilanz stärken und wollen unser nachhaltiges, profitables Wachstum noch weiter ankurbeln.“

Hensoldt profitiert laut Mittelung von langjährigen und engen Beziehungen zur deutschen Regierung, zu ausländischen Regierungen sowie zu supranationalen Organisationen, wie der NATO, und den jeweiligen Streit- und Sicherheitskräften. Beobachtern zufolge verfügt Hensoldt über ein leistungsfähiges Team, dass die Interessen des Unternehmens im politischen Umfeld in Berlin mit Erfolg vertritt.

Service-Geschäft wird wichtiger

Nach Aussage von CEO Müller gewinnt das Service-Geschäft zunehmend an Bedeutung. Bei Lebenszyklen von 40 Jahren und mehr handele es sich um „eine starke Ertragsquelle“. Hensoldt beziffert den Anteil des After-Sales-Geschäftes am Gesamtumsatz im Jahr 2019 auf  22 Prozent.

Das Unternehmen sei zudem sehr erfolgreich darin, innovative Technologien in Produkte mit vielversprechendem Marktpotenzial zu überführen. Ein Beispiel hierfür ist das innovative Passivradarsystem TwInvis. Dieses nutzt die bestehende Radio- und TV-Sendeinfrastruktur, um bewegliche Ziele in niedriger Höhe zu orten. Wie ein Sprecher des Unternehmens auf Nachfrage mitteilte, befinde man sich mit dem Passivradarsystem in einer Zahl von Ausschreibungen – zum Teil bereits in Vertragsverhandlungen. Ein System befinde sich bei einem großen NATO-Partner im Testbetrieb.

Ein anderes Beispiel für innovative Technik sei das Drohnenabwehrsystem Xpeller: eine auf Multisensor-Fusion basierende Lösung mit Anwendungsmöglichkeiten im militärischen sowie im polizeilichen Bereich.

Die geopolitische Lage, notwendige Modernisierungen von Streitkräften und alternden Plattformen sowie der wachsende Anteil elektronischer Systeme in Verteidigungsplattformen führen nach Einschätzung des Unternehmens voraussichtlich weltweit zu einem Anstieg der Verteidigungsausgaben. Besonders schnell werde das Segment der Verteidigungselektronik wachsen. Aktuelle Plattformgenerationen enthalten laut Hensoldt bereits bis zu doppelt so viele Elektronikbauteile wie ihre Vorgängermodelle – es werde erwartet, dass dieser Anteil in künftigen Plattformen weiter zunehmen wird. Nach Angaben des Konzerns beträgt der Anteil der Elektronik-Komponenten an den Gesamtkosten eines Leopard 2A7+ mittlerweile rund 45 Prozent. Beim Modell 2A4 habe der Anteil noch 25 Prozent betragen.

Aktivitäten auch im zivilen Markt

Der globale Markt für Verteidigungselektronik belief sich laut Mitteilung 2019 auf 102 Mrd EUR, von denen 46 Mrd EUR von Hensoldt adressierbar seien. Davon wiederum gehörten 15 Mrd EUR zu den für das Unternehmen zugänglichen Märkten.

Der Sensorik-Spezialist stelle  daneben auch Lösungen für die steigende Nachfrage zum Schutz ziviler Einrichtungen und kritischer Infrastruktur zur Verfügung – etwa in den Bereichen Grenz- und Flughafensicherung, Energieversorgung und zum Schutz von Wildtieren. Das zivile Geschäftsfeld mit einem Zielmarkt von 1,3 Mrd EUR trug 2019 rund 16 Prozent zum Umsatz des Unternehmens bei. Unter anderem kamen Drohnenabwehrsysteme des Unternehmens bei großen nationalen Veranstaltungen und Fußballspielen zum Einsatz.

2019 erzielte Hensoldt einen Umsatz von 1,11 Mrd EUR, was einer durchschnittlichen jährlichen Umsatzsteigerung von 4,6 Prozent seit 2017 entspricht. Das Unternehmen weist überdies eine bereinigte EBITDA-Marge von 15,2 Prozent im Jahr 2017, die im Jahr 2019 auf 19,3 Prozent gesteigert.

Hensoldt weitete im ersten Halbjahr 2020 den Umsatz im Vergleich zum ersten Halbjahr 2019 um 6 Prozent auf 440,3 Mio EUR aus (H1 2019: 415,6 Mio EUR), was sich in einer bereinigten EBITDA-Marge von 9,4 Prozent (H1 2019: 9,8 Prozent) niederschlug. Für das Gesamtjahr 2020 erwartet Hensoldt ein Umsatzwachstum auf mehr als 1,15 Mrd EUR. Für 2021 strebt das Unternehmen eine Umsatzspanne zwischen 1,4 Mrd EUR bis 1,6 Mrd EUR an.

Vertrag für Pegasus im ersten Halbjahr 2021

In den vergangenen Monaten konnte das Unternehmen wichtige Verträge abschließen. Zu diesen Großaufträgen zählt auch der Vertrag über mehr als 1,4 Mrd EUR  zur gemeinsamen Entwicklung und Herstellung eines neuen Radars für die deutsche und spanische Eurofighter-Flotte.

Zudem sieht sich Hensoldt gut positioniert, den Hauptvertrag für Pegasus zu erhalten, ein Programm für ein deutsches Signalaufklärungsflugzeug mit einem Volumen von rund einer Mrd EUR. Nachdem der Bundestag die Mittel zur Bestellung der Trägerflugzeuge in Kanada freigegeben hat, rechnet Hensoldt-CEO Müller mit einem Abschluss des Hauptvertrages im ersten Halbjahr 2021.

Dem Unternehmen zufolge hat sich der  kombinierte bestehende und erwartete Auftragsbestand (firm and soft order backlog) zum 30. Juni 2020 auf insgesamt rund 5,4 Mrd EUR erhöht. 1,9 Mrd EUR dieser Summe muss noch beauftragt werden. Bei den offenstehenden Beauftragungen handelt es sich um etwa 800 Mio EUR für Folgeaufträge für das Eurofighter-Radar, eine Mrd für das SIGINT-Vorhaben Pegasus sowie 150 Mio für die Radare auf der Fregatte MKS 180.

Mehr Ausgaben für F&E

Das Unternehmen will das künftige Wachstum und den adressierbaren Markt durch anhaltend hohe Investitionen in F&E weiter ausbauen. Von 2017 bis 2019 hat Hensoldt die selbstfinanzierten F&E-Ausgaben den Angaben zufolge nahezu verdoppelt, auf 86 Mio EUR im Jahr 2019. Das entsprach rund 8 Prozent des Umsatzes im Jahr 2019 (von 5 Prozent im Jahr 2017). Eine besondere Stärke von Hensoldt sei die erfolgreiche Umsetzung von F&E-Initiativen in marktreife Produkte: Auf Basis von Management-Schätzungen standen 2019 etwa 80 Prozent des Umsatzes von Hensoldt in Verbindung mit dem Verkauf und After-Sales-Geschäft von Produkten, die in den vergangenen fünf Jahren neu eingeführt oder aktualisiert wurden.

Das Unternehmen will außerdem seine starke Position auf seinem Heimatmarkt Deutschland für künftiges Wachstum nutzen. Als strategischer Zulieferer für seinen wichtigsten Endkunden Deutschland, der 2019 für etwas mehr als zwei Fünftel des Umsatzes verantwortlich war, sieht sich Hensoldt gut positioniert, Aufträge aus einer Pipeline bestehend aus potentiellen nationalen und internationalen Projekten zwischen 2021 und 2023 in Höhe von rund 10 Milliarden Euro gewinnen zu können. Einem Sprecher zufolge entfällt rund ein Drittel dieser Summe auf das wiederkehrende Basisgeschäft. Ein Drittel des Umsatzes wolle Hensoldt durch große nationale Programme wie den Upgrade des Tiger zu Mark III sowie den VJTF-Tiger, Beschaffung NH-90, TLVS oder Schwerer Transporthubschrauber erwirtschaften. Etwas weniger als ein Drittel wolle man in internationalen Ausschreibungen und den Export generieren.

MAWS-Vorhaben vor dem Start

So plant der Konzern, an allen drei gemeinsamen europäischen Verteidigungsplattformen der nächsten Generation zu partizipieren: Future Combat Aircraft System (FCAS), Main Ground Combat System (MGCS) und Maritime Airborne Warfare System (MAWS). Angaben des Verteidigungsministeriums zufolge steht noch in diesem Jahr die Vergabe einer zweijährigen Machbarkeitsstudie für MAWS an. Gut informierten Kreisen zufolge wird die Beauftragung voraussichtlich durch die französische Rüstungsagentur DGA erfolgen. Offenbar sollen in der Studie auch unabhängig von der Trägerplattform die Sensorik-Fähigkeiten von MAWS bewertet werden. Ursprünglich war vorgesehen, die Studie im Sommer 2020 zu vergeben.

Mit dem Auftragsbestand, der globalen Präsenz in 19 wichtigen zugänglichen Verteidigungsmärkten (Stand: 31. Dezember 2019) und einer starken Erfolgsbilanz bei der Entwicklung und Umsetzung von innovativen Technologien sei Hensoldt der Überzeugung, eine hervorragende Ausgangsbasis für zukünftiges Wachstum zu bieten, schreibt das Unternehmen in der Mitteilung. „Der Zeitpunkt für einen Börsengang kann nicht besser liegen“, kommentiere CEO Müller in der Presserunde.

Wie es abschließend in der Mitteilung heißt, fungieren BofA Securities, J.P. Morgan, KKR Capital Markets und Deutsche Bank im Zusammenhang mit der geplanten Transaktion als Joint Global Coordinators. Citigroup, COMMERZBANK, UniCredit Bank AG und Crédit Agricole CIB würden die Transaktion als Joint Bookrunners unterstützen. Mizuho International werde als Co-Manager fungieren.
lah/12/8.9.2020