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German Naval Yards Kiel vor Stellenabbau

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Die Corona-Krise trifft neben den großen Werften für Fahrgastschiffe mittlerweile auch deutsche Marinewerften. So will German Naval Yards Kiel (GNYK) aufgrund der schlechten Auftragssituation zahlreiche Arbeitsplätze abbauen – wie bereits vergangene Woche berichtet. Die Kieler Nachrichten spekulieren in ihrer aktuellen Ausgabe, dass womöglich über 200 Stellen in Gefahr sein könnten. Andere  Beobachter gehen zwar von weniger Arbeitsplätzen aus, die zur Disposition stehen,  rechnen allerdings trotzdem mit einer dreistelligen Zahl. GNYK beschäftigt in Kiel dem Vernehmen nach etwa 500 Mitarbeiter.

Hintergrund der Maßnahmen sind nach Angaben eines GNYK-Sprechers Umsatzeinbußen aufgrund stornierter Aufträge. „Vor diesem Hintergrund müssen wir uns als Unternehmen neu und zukunftssicher aufstellen, um das Überleben der Werft langfristig zu sichern“, so der Sprecher. Hierzu seien unterschiedliche Maßnahmen notwendig. Diese umfassen laut GNYK Kurzarbeit, Altersteilzeitmodelle und einen zeitweiligen Verleih von Arbeitnehmern an andere Unternehmen, aber auch einen Personalabbau.

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„Im Einzelnen sind wir in Verhandlungen mit den Arbeitnehmervertretern und Gewerkschaften“, heißt es von GNYK. Es sei das Ziel, möglichst sozialverträgliche Lösungen zu finden. „Da die Gespräche gerade erst aufgenommen wurden, können wir derzeit allerdings noch keine Angaben zu konkreten Zahlen und den Zeitlinien machen.“​

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Von Gewerkschaftsseite heißt es, dass man um jeden Arbeitsplatz kämpfen werde. Dabei will man auch aktiv an der Verbesserung der Prozesse und der Qualifizierung auf der Werft mitarbeiten, um Kosten zu reduzieren. Entscheidungen könnten in den kommenden Monaten fallen.

Das Grundproblem sind jedoch fehlende Aufträge und damit vermutlich Herausforderungen für die  Finanzierung des Unternehmens. Vom Ausleihen einiger Arbeitnehmer an die Lürssen-Werft in Bremen erwarten Gewerkschaftsvertreter aufgrund der geringen Zahl jedoch kaum Entlastung. Und kurzfristig dürften auch keine Aufträge der Deutschen Marine hereinkommen. Denn nach Meinung von Insidern, wird ein drittes Los Korvette 130 keinesfalls in diesem Jahr und womöglich nicht einmal in der laufenden Legislaturperiode ausgeschrieben. Auch scheinen sich Gerüchte, wonach ein drittes Los aus dem Einzelplan 60 finanziert werden könnte, nicht zu bewahrheiten. Beim Bau des zweiten Loses der Korvetten K130 ist GNYK beteiligt.

Und selbst wenn neue Verträge gezeichnet würden, dauert es mitunter Monate, wenn nicht Jahre, bis diese beschäftigungswirksam werden. So etwa beim Bau der neuen Fregatten der Klasse F-126 (ehemals als MKS 180 bezeichnet), an dem auch GNYK einen Anteil haben wird. Insider rechnen jedoch nicht vor dem kommenden Jahr mit dem Stahlschnitt.

Interesse an weiterem Korvetten-Los

Dass das BMVg bei neuen Korvetten nicht aufs Tempo drückt, könnte daran liegen, dass eine ganze Reihe anderer Rüstungsprojekte anstehen. Außerdem müssen zunächst die neuen fünf Korvetten zulaufen. Dies ist für den Zeitraum Februar 2023 bis August 2025 vorgesehen, wie aus der Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der FDP hervorgeht. Grundsätzlich scheint das BMVg jedoch an einem dritten Los der kleinen Kriegsschiffe Interesse zu haben. So heißt es in der Antwort an die FDP: „Die fünf Korvetten K130 1. Los werden aufgrund von Obsoleszenzen den Fähigkeitsanforderungen nicht mehr gerecht.“  Deshalb werde die Option der Modernisierung des ersten Loses mit der Möglichkeit des Neubaus eines dritten Loses in einer Wirtschaftlichkeitsuntersuchung gegenübergestellt. Schließlich seien technische Maßnahmen zur Sicherstellung der Einsatzverfügbarkeit der Boote 1-5 durch eine Umrüstung komplex und  zeitintensiv.

Während die Beauftragung für ein drittes Korvetten-Los noch in den Sternen steht,  sieht es offenbar bei der Beschaffung von neuen Tankern und Flottendienstbooten besser aus. So rechnet Ingo Gädechens, Marine-Experte der Union im Bundestag, noch in diesem Jahr mit so genannten 25-Mio-Vorlagen für beide Schiffstypen, wie er am Mittwoch in Berlin erläuterte.

Bei der Beschaffung von Tankern ist der Wettbewerb bereits vor der Sommerpause angelaufen – angeblich unter Beteiligung von Lürssen/Meyer-Werft sowie TKMS/MV Werften. Bei den für die strategische Aufklärung vorgesehenen Flottendienstbooten soll eine Studie von Plath und Lürssen zur elektromagnetischen Verträglichkeit der Sensoren bereits vorliegen. Im Falle einer Vergabe dürften auch für Sensorik-Spezialisten wie Hensoldt oder Rohde & Schwarz Aufträge folgen.

Vor dem Hintergrund der anstehenden Stellenkürzungen am Standort Kiel sind Politiker und Gewerkschaften erzürnt über die europaweite Ausschreibung von Instandsetzungsleistungen für die Deutsche Marine, während das Wirtschaftsministerium gleichzeitig mit finanziellen Überbrückungsleistungen Corona-bedingte Härten für Betriebe abfedern will.

Im Fokus des Streits stehen  Ausbesserungsarbeiten  am Tender Donau, die im März auf der Ausschreibungsdatenbank der EU veröffentlicht wurden.  Für Siemtje Möller, Verteidigungspolitikerin der SPD im Bundestag, gehört auch die Instandsetzung von Militärschiffen zur Schlüsseltechnologie Marine-Überwasserschiffbau. Das habe die Koalition verabredet. Aufgrund der deutlich geäußerten Kritik zählreicher Politiker aus SPD und Union an der gegenwärtigen Ausschreibungspraxis, rechnet die SPD-Politikerin mit Bewegung im Ministerium. Alles andere sei ein Schlag gegen die Werftstandorte, sagte die Verteidigungsexpertin am Mittwoch in Berlin. Dem Vernehmen wird gegenwärtig  im BMVg die Vergabepraxis überprüft.

Unterdessen wurde vergangene Woche die Ausschreibung für die planmäßige Instandhaltung der Hafenschlepper Klasse 725 Nordstrand der Deutschen Marine im Volumen von etwa 1,4 Mio EUR auf der EU-Datenbank veröffentlicht.
lah/16.9.2020