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Rheinmetall: Großes Interesse für neuen Schützenpanzer Lynx

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Der deutsche Rüstungskonzern Rheinmetall hat nach eigener Aussage eine große Resonanz auf seinen in der vergangenen Woche auf der Messe Eurosatory in Paris erstmals vorgestellten Schützenpanzer Lynx erhalten. Man habe auf dem Stand ein hohes  Besucheraufkommen aus allen Teilen der Welt verzeichnet, hieß es.

Würde sich farblich gut in die australischen Streitkräfte einfügen: Der neue Lynx. Foto: lah
Würde sich farblich gut in die australischen Streitkräfte einfügen: Der neue Lynx. Foto: lah

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Der von Rheinmetall mit Eigenmitteln in weniger als einem Jahr entwickelte Lynx soll nach Vorstellungen des Unternehmens eine Angebotslücke in der Klasse der 30- bis 40-Tonnen-Schützenpanzer schließen. Rheinmetall erwartet in den kommenden Jahren in einer Reihe von Ländern große Beschaffungsprogramme – etwa in Osteuropa und Australien. So war das in Paris ausgestellte Muster in den Farben der australischen Armee gespritzt. Der  von Rheinmetall angebotene bemannte Lance-Turm mit so genannter Hunter-Killer-Fähigkeit kann nach Aussage von Ben Hudson, dem Chef von Rheinmetalls Fahrzeugsystem-Sparte, sowohl mit einer 30 mm  als auch 35mm-Kanone ausgerüstet werden.  Hudson sprach von augenblicklich acht Zielmärkten für das Fahrzeug. Während die 30mm-Variante bereits auf den Radpanzern der spanischen Marineinfanterie im Einsatz ist, stehen die Schießtests mit der größeren Waffe noch aus.

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Koaxial-MG mit drei Läufen

Als Koaxial-Waffe für den Lynx hat Rheinmetall das im Haus entwickelte RMG 7.62 mit drei Rohren für den automatischen Laufwechsel vorgesehen. Die Bundeswehr testet gegenwärtig, ob diese elektrisch angetriebene Waffe oder aber das MG 5 als zukünftiger Ersatz für das als unzureichend geltende MG4 im Schützenpanzer Puma eingesetzt werden soll. Das RMG, das speziell auf ferngelenkte Waffenstationen und  auf die Rolle als Zweitwaffe in Türmen zugeschnitten ist, befindet sich laut Hersteller im Vorserienstadium.

Der in Paris präsentierte Lynx verfügt als weitere Hauptbewaffnung überdies über einen Doppelwerfer für Spike-Panzerabwehrraketen auf der linken Seite. Beim gegenüber dem Rheinmetall-Stand  aufgestellten Schützenpanzer Puma fehlte dagegen auf der rechten Turmseite der für die gleiche Rakete konstruierte Mells-Werfer. Probleme mit Schwingungen haben dem Vernehmen nach die Entwicklung des Werfers verzögert. Informierten Kreisen zufolge sollen die Tests jedoch noch in diesem Jahr zum Abschluss gebracht werden.

Rheinmetall will mit dem Lynx nach eigener Aussage ein preislich marktfähiges Fahrzeug anbieten. Der bei der Bundeswehr in der Einführung befindliche Puma ist offenbar für viele Länder zu teuer.

Liebherr-Motor verfügt über 750 PS

Für den auf der Eurosatory präsentierten Lynx in der 38-Tonnen-Gewichtsklasse mit Drei-Mann-Crew und sechs Soldaten Absitzstärke, hat das Unternehmen auf bewährte Komponenten aus dem Marder und dem Puma zurückgegriffen. Wie beim Marder wurde der Frontmotor rechts in Fahrtrichtung und der Fahrer links angeordnet. Allerdings wurde den Angaben zufolge ein gegenüber dem Marder-Motor volumenmäßig deutlich kleinerer Motor von Liebherr eingebaut – was Platz für zusätzliche Tankkapazitäten lässt. Laut Hersteller verfügt der Motor über 750 PS und ist laut Presseberichten mit einem automatischen Allison-Getriebe gekoppelt. Im Gegensatz zum Marder wurde die Lüftung ins Heck verlegt. Klima- und ABC-Schutzanlage sind kombiniert und die Filter von außen zu wechseln.

Rheinmetall will das Fahrzeug auch in einer vergrößerten Variante mit bis zu 44 Tonnen und für acht Soldaten im hinteren Kampfraum anbieten. Dazu sollen die sechs Laufräder weiter auseinandergezogen und die Wanne verlängert werden. Außerdem ist ein stärkerer Motor mit 1050 PS vorgesehen.

Neue Gummikette von DST

Erstmals wurde auf dem Lynx die segmentierte Gummikette der KMW-Tochter DST – früher Diehl – für höhere Gewichtsklassen aufgezogen. Anders als bei Endlosgummiketten – etwa aus kanadischer Fertigung – können  bei der DST-Kette einzelne Segmente ausgetauscht werden. Da die Gummiketten jedoch breiter als herkömmliche Stahlketten sind, muss dies beim Abstand der Räder zur Wanne berücksichtigt werden.  Der Einsatz dieser Technik dürfte das Fahrzeug nicht nur leiser machen, sondern auch den Kraftstoffverbrauch reduzieren.

Während der ausgestellte Lynx keine spezielle Panzerung gegen RPG- Geschosse aufweist, ist laut Unternehmen grundsätzlich eine Ausrüstung mit allen gängigen Schutzkonzepten möglich. Rheinmetall plant, das noch in Entwicklung befindliche eigene aktive Schutzsystem einzurüsten.

Weiter Interesse am Marder

Während der Lynx eine neue Schützenpanzer-Generation verkörpert, zeigen noch immer einige Staaten Interesse am Vorgängermodell Marder. Ein Fahrzeug, das  immerhin bereits Anfang der 70er Jahre in die Truppe eingeführt wurde. So ist  jüngst Jordanien als Marder-Nutzerstaat dazukommen. Das Land soll Medienberichten zufolge in diesem Jahr 25 der Fahrzeuge erhalten, die von Rheinmetall überholt und mit einem Service-Paket versehen werden. Die dafür erforderlichen Mittel in Höhe von etwa 25 Mio EUR, sollen aus dem neuen 100-Mio-Ertüchtigungstopf kommen, der von Außen- und Verteidigungsministerium verwaltet wird.
lah/17.6.2016