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Ministerium will neue Kampfpanzer beschaffen

Nachdem in Norwegen lange unklar war, wie es mit der Nutzung von Kampfpanzern weitergehen soll, hat das Verteidigungsministerium offenbar eine wegweisende Entscheidung getroffen. Wie aus dem vor kurzem veröffentlichten Beschaffungsplan der norwegischen Streitkräfte für die Jahre 2019 bis 2026  hervorgeht, stellt das skandinavische Land ab 2025 die Summe von 4.000 bis 8.000 Mio NOK für die Beschaffung eines neuen Kampfpanzers bereit. Eine Konzeptstudie über die Zahl und Fähigkeiten der zu beschaffenden Fahrzeuge wurde offenbar beim Forschungsinstitut der norwegischen Streitkräfte in Auftrag gegeben.

Die Gefechtsfahrzeuge sollen laut Plan in drei mechanisierte Bataillone integriert werden. Da das norwegische Heer im Augenblick pro gemischtem Bataillon über ein Kompanie mit 14 Kampfpanzern verfügt, würde dies eine Mindestzahl von 42 Panzern bedeuten. Gut informierten Kreisen zufolge gibt es allerdings innerhalb der Streitkräfte Diskussionen, ob die Zahl der Panzerkompanien pro Bataillon erhöht werden sollte oder generell ein anderer Zuschnitt der Einheiten erforderlich ist. Dies und Diskussionen im politischen Raum über höhere Verteidigungsausgaben könne womöglich auch zu höheren Stückzahlen führen. Ursprünglich wollte Norwegen lediglich 38 seiner ursprünglich 52 Leopard 2 A 4 modernisieren, was allerdings nicht weiter verfolgt wird.  Die Panzer sollen jetzt lediglich ein Upgrade zum Lebenszeit-Ende von 75 bis 200 Mio NOK bis 2024 erhalten.

Da in den vergangenen Jahren in Norwegen auch die Möglichkeit erwogen wurde, ganz auf Kampfpanzer zu verzichten und stattdessen ein Kampffahrzeug auf Basis des CV90 zu entwickeln, kann der Beschaffungsplan als Statement  für ein Festhalten an dieser Waffenklasse gelesen werden. Verstärkt wird diese Einschätzung durch das Vorhaben, weitere Brückenleger, Berge- und Pionierpanzer auf Basis des Leopard-2-Chassis zu beschaffen. So wurde die deutsche Firma FFG bereits mit der Lieferung des Unterstützungsfahrzeugs Wisent 2 AEV beauftragt.  Und ein  moderner Brückenlegepanzer ist schließlich nur dann erforderlich, wenn schwere Kampfpanzer Wasserhindernisse überqueren sollen.

Wie es aus gut informierten Kreisen heißt, bedeutet die Beschaffung eines „neuen“ Kampfpanzers nicht zwangsläufig, dass existierende Leopard-2-Plattformen von der Modernisierung ausgeschlossen werden müssen. Womöglich könnten neben dem Upgrade alter Leoparden weitere Exemplare neu gebaut werden. Damit dürften gute Chancen für eine Beschaffung des Leopard 2A7V bestehen. Zumindest, wenn das norwegische Heer auf Synergien bei der Logistik mit den eigenen Peripheriefahrzeugen und NATO-Partnern wie der Bundeswehr Wert legt. Vielleicht könnten auch die bereits ausgearbeiteten Upgrade-Pläne für die seinerzeit geplante Kampfwertsteigerung verwendet werden. Darin enthalten sind bereits bestimmte norwegische Anpassungen wie das eigene Battle-Management-System und Munition von Nammo.

Als einzigen Konkurrenten für den Leoparden bei einer Neubeschaffung sehen Beobachter den koreanischen Kampfpanzer K2 Black Panther. Die deutsche Rüstungsindustrie hat bereits Erfahrungen mit der koreanischen Konkurrenz  in Norwegen gemacht: Bei der Auswahl für ein neues Artilleriesystem unterlag ein renommiertes deutsches Systemhaus mit der Panzerhaubitze 2000 im Wettbewerb gegen die koreanische K9 Thunder.
lah/15.3.2019

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