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Ministerinnen machen Vorgaben für FCAS und MGCS

Die französische und die deutsche Verteidigungsministerin haben bei ihrem Treffen Anfang vergangener Woche weitere Schritte bei der Umsetzung der beiden bilateralen Rüstungsprojekte Future Combat Air System (FCAS) sowie Main Ground Combat System (MGCS) vereinbart. Wie das BMVg in einer Mitteilung schreibt, soll bereits Ende 2018 im Projekt MGCS unter deutscher Führung der nächste Meilenstein erreicht werden – das so genannte Statement of Requirements für eine Konzeptstudie. „Darüber hinaus wird von den deutschen Firmen Rheinmetall und KMW zusammen mit der französischen Firma Nexter bis Mitte 2019 ein Vorschlag erwartet, wie weitere Studien und Forschungs- und Entwicklungsvorhaben initiiert werden können“, heißt es weiter.

Damit wird erstmals Rheinmetall als wichtiger Player in dem Vorhaben genannt. Bislang schien MGCS  in erster Linie auf KNDS – das Joint Venture von KMW und der französischen Nexter – zugeschnitten zu sein. Wie es in einem Artikel des Handelsblattes heißt, hat das BMVg Rheinmetall-CEO Armin Papperger und KMW-Chef Frank Haun aufgefordert, eine engere Zusammenarbeit zu prüfen, entweder in einer Langzeit-Partnerschaft oder durch eine Fusion. Papperger wolle  nun mit den Gesellschaftern von KMW Gespräche über einen Erwerb führen. KMW befindet sich im Besitz der Familie Bode.

Selbst bei der Zustimmung zum Verkauf dürfte es schwierig werden, ein Gemeinschaftsunternehmen zu gründen. Schließlich befindet sich Nexter im Besitz des französischen Staates. Sollte sich dennoch die Landsystemtechnik in Deutschland und Frankreich neu aufstellen, bringen Unionskreise eine finanzielle Beteiligung des deutschen Staates an dem neuen Konglomerat ins Gespräch. Blaupause für diese Forderung dürfte der Einstieg des Bundes beim Sensorspezialisten Hensoldt sein. Die Bundesregierung hat sich die Mitsprache an dem Unternehmen über  eine Goldene Aktie gesichert. Während beim FCAS eine französisch-deutsche Partnerschaft als notwendig erachtet wird, um diese Großprojekt budgetär und technologisch zu bewältigen, stellt sich beim MGCS eine andere Situation dar. Nach Einschätzung von Beobachtern sind Rheinmetall und KMW der französischen Nexter technologisch mindestens ebenbürtig. Möglicherweise hätte Deutschland auch die finanziellen Ressourcen, um das Projekt rein national umzusetzen. Denn für MGCS wird  nur ein Bruchteil der Kosten des  FCAS veranschlagt.

Laut Pressemitteilung des BMVg haben beide Ministerinnen überdies vereinbart, dass Dassault und Airbus in einer Studie über ein gemeinsames Konzept für das Luftkampfsystem FCAS zusammenarbeiten. Ein entsprechender Vertrag solle unter französischer Führung von beiden Ländern Anfang 2019 unterzeichnet werden. „Im Rahmen dieses Übereinkommens planen die Ministerinnen, Forschungs- und Entwicklungsstudien über das Kampfflugzeug und sein Triebwerk auf der nächsten Pariser Luftfahrtshow 2019 vorzustellen“, heißt es weiter.

In der Meldung wird der französische Rüstungskonzern Thales nicht erwähnt. Das Unternehmen, das sich im Mehrheitsbesitz des französischen Staates und Dassaults befindet, hatte in den vergangenen Monaten bei FCAS eine größere Rolle für sich eingefordert und mit der Führung beim Gesamtsystem geliebäugelt. Welche Rolle das deutsche Unternehmen Hensoldt bei dem Gemeinschaftsprojekt übernehmen soll, wird auch nicht weiter thematisiert.

Gut informierten Kreisen zufolge soll für die Studien in den kommenden zwei  Jahren ein zweistelliger Millionenbetrag aufgewendet werden. Allerdings gab es zuletzt Unklarheiten, wer welche Aufgaben übernehmen soll. Neben einer Konzeptstudie in Kooperation von Dassault und Airbus Defence and Space, sollen neben den beiden Unterstudien zu Zelle und Antrieb auch zwei Studien zu Bewaffnung und System vergeben werden. Bei den beiden vom BMVg genannten Forschungs- und Entwicklungsstudien über das Kampfflugzeug und sein Triebwerk sollen dem Vernehmen nach Dassault und Safran die Führung haben.

Nach Einschätzung von Insidern ist Dassault nicht nur beim neuen Kampfflieger  als Nachfolgemuster für Rafale und Eurofighter im Lead, sondern auch bei der Entwicklung der unbemannten Plattform für FCAS, also der Kampfdrohne. Wie es aus Kreisen des Bundestages heißt, ist für zahlreiche Abgeordnete jedoch unabdingbar, dass die Kampfdrohne in Manching gebaut wird und Airbus die Führung beim so genannten System of Systems übernimmt. Einige Parlamentarier beobachten offenbar mit Sorge, dass das BMVg aus ihrer Sicht zu leichtfertig auf französische Forderungen eingeht, die dem Wirtschaftsstandort Deutschland langfristig schaden.
lah/26.11.2018

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