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Korsak – Spähfahrzeug Next Generation nimmt nächste Hürde

Waldemar Geiger

Rund vier Monate nach Eröffnung des Teilnahmewettbewerbes für die Entwicklung und Produktion eines „Spähfahrzeugs Next Generation“ hat das Bundeswehrbeschaffungsamt BAAINBw Mitte dieser Woche mit dem Versenden der Leistungsbeschreibungen an die Industrie den Wettbewerb um den „Korsak“ – so der voraussichtliche Bundeswehrname des neuen Spähpanzers – offiziell eröffnet. Der Name Korsak leitet sich vom Tiernamen eines Steppenfuchses her, dessen Verbreitungsgebiet sich von der unteren Wolga bis zur Mandschurei, Tibet und dem nördlichen Teil Irans erstreckt.

Wie aus einer Veröffentlichung des BAAINBw auf der europäischen Online-Vergabeplattform TED hervorgeht, handelt es sich bei dem Korsak „um den Hauptmobilitäts- und Funktionsträger der fahrzeuggebundenen Spähaufklärung. Als gepanzertes, radbasiertes Fahrzeug soll das Spähfahrzeug Next Generation (SpähFz NG) durch hohe taktische Mobilität (inkl. Schwimmfähigkeit), umfassende Ausstattung mit Kommunikations-/Informationssystemen und Navigationsmitteln sowie Mitteln der Durchsetzungs- und Durchhaltefähigkeit die Überlebensfähigkeit der Heeresaufklärungstruppe in der Area of Intellligence Responsibility sicherstellen.“

Der Korsak soll demnach den derzeit von den Heeresaufklärungstruppen genutzten Spähwagen leicht 4-Rad Fennek ablösen, der Ende 2028 sein Nutzungsdauerende erreichen wird. Angestrebt ist die Beschaffung von bis zu 252 Spähfahrzeugen, wovon im ersten Schritt nur 92 Fahrzeuge fest beauftragt werden. Der Zulauf der ersten beiden Systeme, die als Nachweismuster dienen sollen, ist für 2026 vorgesehen. Die 90 weiteren Serienfahrzeuge sollen dann 2027 und 2028 folgen. 162 weitere Spähfahrzeuge sind als Option enthalten. Damit die Entwicklung, Produktion und Einführung des Korsak bis zu diesem Zeitpunkt gelingen kann, „ist die Realisierung über COTS/MOTS-Produkte beabsichtigt“.

Insidern zufolge hat eine hohe einstellige Zahl an Unternehmen Interesse am Teilnahmewettbewerb bekundet. Wie viele davon tatsächlich Angebote abgeben werden, welche bis zum Anfang April eingehen müssen, bleibt abzuwarten. Die Zuschlagsentscheidung ist gut informierten Kreisen zufolge für Mitte September 2024 terminiert. Sollte der Terminplan eingehalten werden, könnte die entsprechende 25-Mio-Vorlage noch dieses Jahr dem Bundestag vorgelegt werden.

Geforderte Designmerkmale

Öffentlich ist bisher nur bekannt, dass der Korsak über eine 25-mm-Maschinenkanone sowie eine D-LBO-Führungsausstattung und Nebelmittelwurfanlage verfügen soll.

Bewaffnung

hartpunkt vorliegenden Informationen zufolge wird die angesprochene Maschinenkanone samt dem dazugehörigen „Turm“ der Industrie „vorgegeben“. Bei diesem als „querschnittliche Waffenanlage mittlere gepanzerte Plattformen“ bezeichnetem System handelt es sich um eine Turm-Maschinenkanone-Kombination, welche im Rahmen des Beschaffungsprojektes „Luftbeweglicher Waffenträger“ entwickelt/ausgewählt wird. Insider gehen davon aus, dass es sich um die KBA-Maschinenkanone von Rheinmetall im Kaliber 25 mm x 137 handeln wird. Die Waffe soll in einem unbemannten Turm des slowenischen Herstellers Valhalla Turrets integriert werden, welcher an den Turm des „Gesamtsystemdemonstrators Luftbeweglicher Waffenträger (GSD LuWa)“ angelehnt sein soll. Für den GSD LuWa wurde die Waffenanlage mit großem Drehring fernbedient. Sie wurde elektrisch angetrieben und konnte geschützt unter Luke eingesetzt werden. Im Grunde handelt es sich bei der Lösung um ein „fernbedienbares Krähennest“ mit einer integrierten Luke, welche es dem Bediener erlaubt, sich bei Bedarf ein Lagebild über Luke zu verschaffen, Störungsbeseitigungen durchzuführen oder die Waffen nachzuladen. Solch eine Lösung gilt vom Integrationsaufwand her als vergleichbar mit einer fernbedienbaren Waffenstation, da kein Platz für einen Turmkorb im Innenraum des Fahrzeuges gebraucht wird. Ein Durchstieg ist jedoch erforderlich.

Für den GSD LuWa wurde eine 27-mm-Waffenanlage mit großem Drehring fernbedient. Sie wurde elektrisch angetrieben und konnte geschützt unter Luke eingesetzt werden. (Bild: IABG)

Ein Panzerabwehrfähigkeit ist dem Vernehmen nach für den Korsak nicht gefordert. Diese Fähigkeit soll offenbar mittels eingeführter Panzerabwehrhandwaffen der Bundeswehr abgebildet werden. Perspektivisch wird aber wohl auch über die Abbildung dieser Fähigkeit mittels Loitering Munition nachgedacht.

Mit der Maschinenkanone an sich kann die Panzerabwehrfähigkeit nur bedingt erfolgen, wie ein jüngst viral gegangenes Video aus dem Ukrainekrieg deutlich zeigt. In dem Video ist zu sehen, wie ein ukrainischer Schützenpanzer Bradley mit seiner 25-mm-Waffenanalge die modernste Version des russischen Kampfpanzers T-90 bekämpft. Einem Interview der Besatzung zufolge war das Panzerabwehrlenkflugkörpersystem des Schützenpanzers nicht einsatzfähig, so dass die Besatzung den Feuerkampf mit der Bordwaffe aufnehmen musste. Auf die kurze Distanz gelang es dem Schützenpanzer, kritische Komponenten des Kampfpanzers zu zerstören und diesen zu blenden, bis die Besatzung des Kampfpanzers das Fahrzeug verließ und die Flucht ergriff. Da auf einem Video erkennbar ist, dass alle drei Besatzungsmitglieder ausgebotet sind, kann davon ausgegangen werden, dass keiner der zahlreichen Treffer die Panzerung des T-90 durchschlagen konnte. Ein technischer Ausfall inklusive eines sogenannten Mission-Kills konnte jedoch auf die kurze Distanz erreicht werden. Der aufgegebene Panzer wurde im Anschluss mittels Loitering Munition bekämpft.

Darüber hinaus wird der Korsak über zahlreiche Kommunikationsmittel verfügen, die eine Übertragung von Sprache und Daten auf unterschiedlichen Frequenzbändern erlauben. Damit wird die Besatzung in die Lage versetzt, bei Bedarf Aufklärungsergebnisse an die übergeordnete Führung zu funken oder weitreichende Feuerunterstützung abzurufen und diese ins Ziel zu lenken.

Mobilität

Insidern zufolge ist die Ausschreibung mobilitätsplattformunabhängig gestaltet. Das heißt, es ist der Industrie nicht vorgeschrieben, ob es mit einem Fahrzeug mit der Antriebsformel 4×4, 6×6 oder 8×8 in den Wettbewerb geht. Es gibt jedoch geforderte Parameter, die darauf hindeuten, dass es sich bei dem siegreichen Fahrzeug um eine 6×6- oder 8×8-Plattform handeln dürfte.

So ist dem Vernehmen nach eine Gesamtmasse von unter 30 Tonnen gefordert, wovon 20 Prozent für die Aufwuchsfähigkeit vorgesehen sind. Damit dies gelingt, dürfte das vollbeladene Serienfahrzeug inklusive Besatzung die 25 Tonnen Gewichtsgrenze nicht überschreiten.

Die Schwimmfähigkeit ist zwar gefordert, aber nicht als Muss- sondern Soll-Kriterium. Die recht hohe Bepunktung dieses Kriteriums lässt Insider jedoch davon ausgehen, dass die Industrie Fahrzeuge mit amphibischen Fähigkeiten anbieten wird, um sich den Sieg im Wettbewerb zu sichern. Als Muss-Kriterium ist dagegen ein Schleichfahrtmodus, welcher jedoch technologieoffen gestaltet ist. Die Lösung muss also keinen Hybridantrieb enthalten.

Weiterhin ist gefordert, dass der Korsak eine Höchstgeschwindigkeit von mindestens 100 km/h auf ebener Straße erreichen muss und eine Reichweite von mindestens 1.100 km bei einer Marschgeschwindigkeit von 60 km/h auf ebener Straße.

Sensorik

Das „Hauptwaffensystem“ eines jeden Spähfahrzeuges ist die leistungsfähige Sensorik und entsprechende Kommunikationsmittel. Der Korsak soll hartpunkt vorliegenden Informationen zufolge über einen leistungsfähigen Sensorik-Mix verfügen. Neben optischen und optronischen Beobachtungssystemen wird er auch über akustische sowie weitere Sensoren verfügeben, welche die Aufklärung im elektromagnetischen Spektrum ermöglichen. Auch eine Wirkfähigkeit zum Selbstschutz im elektromagnetischen Spektrum wird gefordert.

Waldemar Geiger

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