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Zeichen stehen für Konzern auf Expansion

Der vor rund zwei Jahren vom deutschen Sensorhaus Hensoldt übernommene britische Radarspezialist Kelvin Hughes hat Anfang der Woche seinen Namen in Hensoldt UK geändert. Wie Rousell Gould, Geschäftsführer von Hensoldt UK am Dienstag auf der Rüstungsmesse DSEI in London weiter ausführte, wird der Markenname Kelvin Hughes für Produktlinien jedoch weiter bestehen bleiben – etwa für die SharpEye-Radare. Außer für das Flugzeugträger-Vorhaben biete Hensoldt UK seine Produkte für alle Schiffbau-Programme der Royal Navy an, betonte der Manager.

Hensoldt-CEO Thomas Müller verwies während der Pressekonferenz auf die starke Wachstumsrate des Unternehmens, die in den vergangenen Jahren bei etwa zehn Prozent Umsatzplus gelegen habe. In den kommenden vier bis sechs Wochen erwartet Müller das finale Closing für die Übernahme des Nexeya-Geschäftes in Frankreich. Dadurch würden 700 weitere Mitarbeiter zum Konzern kommen, so dass Hensoldt im laufenden Jahr auf etwa 5.000 Beschäftigte anwachse.

In den vergangenen anderthalb Jahren habe sein Unternehmen in 17 Ländern neue Niederlassungen aufgebaut, sagte Müller. 2019 werden seiner Aussage zufolge  für Forschung und Entwicklung mehr als 90 Mio EUR aus eigenen Mitteln ausgegeben. Das ermögliche die Entwicklung und Verbesserung von rund 80 Produkten. Der Hensoldt-CEO erwartet in den kommenden Wochen weiteres Neugeschäft durch die Ersatzbeschaffung von 36 Eurofightern der Tranche 1. Der Sensorhersteller liefert dabei wesentliche Anteile am Radar des Flugzeugs.

Auf einem guten Weg sieht Müller auch das eigene Drohnenabwehrsystem, das bereits zum Schutz der Feierlichkeiten zum 14. Juli und beim Gipfel von Biarritz in Frankreich eingesetzt worden sei. Kurz vor dem Abschluss stünden die Arbeiten für einen Drone Catcher, der in das System integriert werde. Und auch beim Passiv-Radar stehe man mit drei Kunden in fortgeschrittenen Verkaufsverhandlungen. In den USA laufe für das Produkt gegenwärtig eine Testkampagne.

Der Hensoldt-Manager verwies auf die Umsatzperspektiven aufgrund der  großen Rüstungsprogramme der kommenden Jahre wie Future Combat Air System (FCAS), Main Ground Combat System (MGCS) sowie das Maritime Airborne Warfare System (MAWS), an denen das Unternehmen beteiligt sei.

„Wir vergrößern vorsichtig unseren globalen industriellen Footprint“, sagte Müller. In nicht allzu ferner Zukunft gehöre dazu auch eine Präsenz in der Türkei. Presseberichten zufolge hat Hensoldt erst vor wenigen Tagen seine beiden südafrikanischen Töchter in einer Einheit zusammengeführt und plant eine Verdreifachung des Umsatzes in den kommenden Jahren. Gut informierten Kreisen zufolge wird überdies an der Übernahme eines südafrikanischen Radarherstellers gearbeitet. Es soll in diesem Zusammenhang bei Hensoldt Überlegungen geben, in Südafrika ein neues Marine-Schiffsradar für den internationalen Markt zu entwickeln.

Beim europäischen MAWS-Projekt arbeitet Hensoldt offenbar mit dem französischen Thales-Konzern zusammen. Hier wird die Vergabe einer Studie durch die französische Beschaffungsbehörde DGA in den kommenden Monaten erwartet. Durch den Übergang der Design-Authority für das zukünftige Eurofighter-Radar von BAE Systems auf Hensoldt dürfte in diesem Segment ebenfalls zusätzliche Arbeit anstehen. Womöglich kommt eine zugehörige Vorlage noch vor Weihnachten in den Bundestag. Dem Vernehmen nach wird Hensoldt bei diesem Vorhaben mit der spanischen Indra eng zusammenarbeiten. Spanien will – ähnlich wie Deutschland – seine Kampfflugzeug-Flotte mit neuen Eurofightern modernisieren. Die zu Teil in Staatsbesitz befindliche Indra und nicht Airbus wurde vor kurzem von der spanischen Regierung überdies als koordinierendes Unternahmen für FCAS benannt. Gut informierten Kreisen zufolge laufen die Gespräche über den spanischen Anteil an FCAS noch immer. Wie es heißt, sollen fünf Demonstrator-Studie für FCAS noch in diesem Jahr vergeben werden – darunter allerdings keine für Sensoren.

Für Hensoldt könnte sich positiv auswirken, falls sich das BMVg bei der Ersatzbeschaffung für den Tornado – ganz oder teilweise – für den Eurofighter entscheidet. Dabei stellt sich nach wie vor die Frage, ob Deutschland für Electronic Warfare auf die Beschaffung des F-18 Growler oder auf einen selbst entwickelten Escort Jammer auf Eurofighter-Basis setzt. Im letzteren Fall wäre vermutlich Hensoldt ein wichtiger Player. Dessen ungeachtet dürften allein die Lieferungen zur Obsoleszenzbeseitigung und Leistungssteigerung für Radare der bestehenden Eurofighter-Flotte sowie die Weiterentwicklung des Radars in den kommenden Jahren einen Milliardenbetrag in die Kassen des Ulmer Unternehmens spülen.
lah/11.9.2019

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