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Hensoldt will Umsatz binnen fünf Jahren verdoppeln

Der vor kurzem gegründete Sensor- und Radarkonzern  Hensoldt plant eine Verdopplung seines Umsatzes in den kommenden fünf Jahren. Das Ziel des Mehrheitseigentümers KKR sei es, das Unternehmen danach an die Börse zu bringen, sagte Hensoldt-CEO Thomas Müller am Donnerstag auf einer Pressekonferenz seines Unternehmens in Berlin. Wie er weiter ausführte, sollen die Umsaterlöse von augenblicklich einer Mrd EUR langfristig auf rund zwei Mrd EUR steigen. Erreichen will  Hensoldt dieses Ziel mit einem Mix aus organischem Wachstum und Akquisitionen. Etwa ein Viertel – also rund eine halbe Milliarde EUR –  des angestrebten Umsatzes sollen die Neuerwerbungen beisteuern. Der bestehende Konzern werde den Rest generieren, erläuterte Müller.

Übernahme in Großbritannien

Einen Baustein in dieser Strategie bildet die Übernahme des britischen Radarherstellers Kelvin Hughes, die gestern bekannt gegeben wurde. Nach Aussage von Hensoldts Strategie-Chefin Celia Pelaz soll sich auch der Umsatz von Kelvin Hughes – der bei rund 30 Mio EUR liegt – in den kommenden Jahren verdoppeln. Sie betonte, dass es sich um die zweite Übernahme innerhalb von kurzer Zeit handelt. Weitere Käufe dürften folgen, wenn Hensoldt seine Strategie wie geplant fortsetzt.

Vor dem Hintergrund eines zersplitterten und unwirtschaftlichen Rüstungsmarktes sagte Müller: „Wir wollen ein Konsolidierer sein, kein Konsolidierter.“ Man strebe an,  eine tragende Rolle bei der Konsolidierung in Europa zu spielen.  Er kündigte überdies an, verstärkt in neue Märkte zu gehen – auch zivile.  Gegenwärtig liegt der Anteil des Zivilgeschäftes bei Hensoldt nach eigenen Angaben bei weniger als fünf Prozent.  Man wolle diesen Anteil auf 25 Prozent und mehr steigern, so Müller. Dabei denkt er unter anderem an Themen wie Grenzsicherung oder Pipeline-Überwachung.

Sicherung vor Cyber-Angriffen wichtig

Technisch will sich Hensoldt auf die Themen Automation und Robotik – sowohl für militärische als auch zivile Anwendungen – fokussieren. Ein weiterer Schwerpunkt soll auf dem Bereich „Big Data“ liegen. Wobei es hier um die passive Radare und Signalaufklärung geht, wie der CEO erläuterte. In beiden Anwendungen sollen durch die Auswertung von großen Datenmengen spezifische Lagebilder erstellt werden. Außerdem will Hensoldt seine Produkte und Sensoren gegen Cyber-Angriffe härten. „Es ist für uns eines der absoluten Kernthemen, dass ein Radargerät nicht umgedreht werden kann.“

Der Hensoldt-Manager sieht es als Vorteil, dass sein Unternehmen – ehemals ein integraler Bestandteil von Airbus Defence and Space – mit einem starken Investor im Rücken jetzt auch Konkurrenten des europäischen Luftfahrtkonzerns beliefern kann. So biete man eigene Produkte etwa den US-Konzernen Lockheed Martin oder Boeing an, auch für Flugzeuge wie die F-35. Mit Lockheed Martin als „Konvoipartner“ sei man bereits in Lateinamerika erfolgreich. Offenbar geht es dabei um den Bau von Schiffen für Chile, auf denen Hensoldt-Technik eingesetzt werden soll.

Durch die Gründung von Hensoldt als eigenständiges Unternehmen würden viele Kunden wahrnehmen, dass es eine Alternative zu Raytheon- und Thales-Radaren gebe, sagte Müller. Er räumte jedoch ein, dass es sich bei seinem Unternehmen noch um einen „David“ unter „Goliaths“ handele.

Sicherheitsabkommen in Frankreich

Er berichtete von positiven Entwicklungen der Hensoldt-Niederlassung in Frankreich, wo mit etwa 50 Mitarbeitern an Themen wie IFF und Data-Links gearbeitet wird. Laut Müller wird dort  ein Umsatz von rund 20 Mio EUR erzielt. KKR habe mit der französischen Beschaffungsbehörde DGA ein Sicherheitsabkommen geschlossen, was es Hensoldt ermögliche, auch Firmen wie Dassault oder MBDA zu beliefern. Dabei erfahre man auch eine starke Unterstützung durch die DGA, so Müller. In Frankreich sieht er auch Möglichkeiten für weitere Akquisitionen. Neben Deutschland und dem europäischen Markt seien die USA und Asien wichtige Wachstumsregionen für sein Unternehmen.

Nach Aussage des Hensoldt-Chefs schreibt  sein Unternehmen „nachhaltig schwarze Zahlen“ und weist eine Eigenkapitalquote von mehr als 50 Prozent auf. Das Potenzial von Hensoldt werde  auch an den Märkten gesehen. So habe man in den vergangenen Wochen langfristige Kredite im Volumen von mehr als 230 Mio EUR zu günstigen Konditionen platziert. Hensoldt dürfte damit über eine gefüllte Kriegskasse verfügen.
lah/30.6.2017

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