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Heer bekommt demnächst eine digitale Karte

Gegenwärtig müssen die Führer des Deutschen Heeres ihre Gefechtsplanung noch mit Filzstift auf einem Whiteboard – also einer abwischbaren Tafel    aufzeichnen. So auch der verantwortliche Kommandeur während des Gefechtsschießens bei der Informationslehrübung Landoperationen (ILÜ)  2019 am Freitag im niedersächsischen Bergen. Demnächst werde aber auch bei den deutschen Landstreitkräften die Digitalisierung beginnen, kündigte Heeresinspekteur Generalleutnant Jörg Vollmer nach Abschluss der Veranstaltung an. Dann soll ähnlich wie bei modernen Tablets auf einem Bildschirm gezeichnet werden.

Die Truppe habe verschiedene System-Lösungen getestet und sich für eine entschieden. „Wenn alles gut geht, wird dieses System dann auch beschafft“, sagte Vollmer.  Für die VJTF 2023 soll seinen Worten zufolge die 37. Panzergrenadierbrigade in Frankenberg mit dem neuen Battle Management System ausgestattet werden.

Bei dem traditionell den Besuchertag der ILÜ abschließenden Gefechtsschießen zeigte die Truppe ihre Fähigkeiten im mechanisierten Kampf. Dargestellt wurden die Verzögerung eines fiktiven Angriffs sowie der anschließende Gegenstoß. Eingebunden waren bei der Übung neben einer österreichischen Panzereinheit mit Leopard 2, die große Anteile an der Darstellung hatte, auch Panzergrenadiere aus den Niederlanden mit dem Schützenpanzer CV90.

Der Brückenleger Biber ermöglicht den Zugang zum „Heidedorf“ über ein  Gewässer. Foto: lah

Den Schwerpunkt bildeten bei der Vorführung die Operationen schwerer gepanzerter Kräfte, so dass infanteristischen Kräften  im Gegensatz zu den vorangegangenen ILÜs eine deutlich kleinere Rolle zukam. Neben Leoparden, Pumas und Boxern wurden erneut Panzermörser und Panzerhaubitzen 2000 im scharfen Schuss gezeigt, allerdings  keine MLRS-Systeme. 

Die Luftwaffe hatte zwei Eurofighter zur ILÜ beigesteuert, die den Angriff auf Bodenziele in niedriger Höhe mit ihren 27mm-Kanonen darstellten. Darüber hinaus demonstrierten zwei Tiger-Kampfhubschrauber den Einsatz von HOT, 70mm-Raketen sowie dem schweren MG. Aufgrund der Windverhältnisse mussten die Aufklärungsmittel   Luna und Aladin am Boden bleiben, wie ein Sprecher erläuterte. Während des gesamten Gefechtsschießens  war es windig und regnerisch, allerdings nicht stürmisch.

Bei der vorangegangenen dynamischen Waffenschau am Vormittag wurde die breite Palette von Fahrzeugen des Heeres und der Streitkräftebasis gezeigt, wobei wenig Neues zu sehen war –  wenn man von dem erstmals vorgeführten 8X8-Zugfahrzeug für den Minenpflug absieht. Die Panzerschnellbrücke wurde erneut vom Biber auf Leopard-1-Fahrgestell gelegt, obwohl Anfang des Jahres die ersten Leguan-Brückenleger der Pioniertruppe übergeben wurden.

Beim Besuchertag zeigten neben dem Heer auch der Sanitätsdienst, das Kommando Cyber- und Informationsraum und die Streitkräftebasis ihre Fähigkeiten. Letztere wird bei der im kommenden Jahr geplanten NATO-Verlegeübung Defender 2020, bei der mehrere zehntausend Soldaten durch Deutschland geschleust werden, eine Schlüsselrolle zukommen. Der Inspekteur der Streitkräftebasis, Generalleutnant Martin Schelleis, wies in diesem Zusammenhang darauf hin, dass Defender 2020 Belastungen  für die  Bevölkerung – unter anderem im Straßenverkehr – nach sich ziehen wird.
lah/12.10.2019