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Pandur Evolution – Österreich beschafft Radpanzer im Wert von 1,8 Milliarden Euro

Waldemar Geiger

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Das österreichische Bundesheer wird 225 weitere 6×6-Radpanzer des Typs Pandur Evolution im Wert von 1,8 Milliarden Euro erhalten. In dem Vertragsvolumen sind neben den Fahrzeugen auch Ersatzteile, Logistikdienstleistungen und Werkzeugsätze inkludiert. Ein entsprechender Beschaffungsvertrag wurde heute zwischen der österreichischen Verteidigungsministerin Klaudia Tanner und dem Geschäftsführer von General Dynamics European Land Systems-Steyr (GDELS-Steyr), Martin Reischer, im Beisein des österreichischen Bundeskanzlers Karl Nehammer unterzeichnet. 100 dieser in Österreich hergestellten Fahrzeuge sind bereits in vorangegangenen Bestellungen geordert worden. Rund zwei Drittel davon sind bereits ausgeliefert und der Rest soll bis 2025 folgen soll.

Die neuen Pandur Evolution dienen der Ausstattung der 3. Jägerbrigade. „Damit werden die Jägerbataillone 17, 19 und 33, das Miliz-Jägerbataillon Burgenland und das Pionierbataillon 3 ausgerüstet“, erklärt Oberst Michael Bauer, Sprecher des Verteidigungsministeriums, auf der Plattform X. Neben der Transportpanzervariante, welche mittels flexibler Umrüstsätze auch für Sanitäts-, Führungs- und Panzerabwehr-Missionen angepasst werden kann, wird das Bundesheer den Pandur in acht weiteren Varianten einführen. Dazu zählen die Variante Funkaufklärung, Funkstörer, Beobachtung (Joint Fire Support), Aufklärung, Mörser, Pionier und Flugabwehr.

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Einer veröffentlichten Übersichtsfolie von GDELS zufolge wird die Flugabwehrvariante des Pandur Evolution auf Basis des Skyranger 30 von Rheinmetall realisiert. Als Bewaffnung dient eine KCE-Revolverkanone im Kaliber 30 x 173 mm mit einer Reichweite von ca. 3.000 m und eine Feuerrate von 1.200 Schuss pro Minute. Das System ist in der Lage, sogenannte AHEAD-Munition (Advanced Hit Efficiency And Destruction) zu verschießen. Dabei handelt es sich um zeitgesteuerte Airburst-Munition. Jedes 30-mm-Geschoss enthält 160 zylindrische Wolfram-Subprojektile mit einem Gewicht von je 1,25 g. Der Zeitzünder der AHEAD-Munition wird vor dem Abschuss vom Feuerleitsystem so programmiert, dass die Detonation des Geschosses und die Freisetzung der Splitter zum richtigen Zeitpunkt und in der richtigen Position erfolgt, um eine kegelförmige Splitterwolke auf das Ziel zu lenken. Dadurch ist es dem Skyranger möglich, ein breites Bedrohungsspektrum – vom Starr- und Drehflügler, Loitering Munition, Marschflugkörper, bis hin zu Kleinstdrohnen – zu bekämpfen. Auch die Bekämpfung von Bodenzielen ist möglich.

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Zudem ist aus der GDELS-Übersicht erkennbar, dass der 120-mm-Mörserträger – im österreichischen Sprachgebrauch als „Granatwerfer“ bezeichnet – auf Basis einer Turmlösung des israelischen Rüstungskonzerns Elbit Systems vom Typ Crossbow realisiert werden soll. Der Turm ist um 360 Grad stufenlos schwenkbar und kann bis zur maximalen Rohrerhöhung von 87 Grad gerichtet werden. Der Crossbow ist auch fürs Feuern im direkten Richten geeignet. Auch Feuern während der Fahrt soll mit dem System möglich sein, da das Waffensystem voll stabilisiert ist.

Das Ladesystem des Crossbow ist voll automatisiert und ermöglicht den ersten Schuss in weniger als 30 Sekunden nach Auftragseingang. Die durchschnittliche Kadenz wird mit sechs Schuss pro Minute angegeben, welche bei Bedarf kurzzeitig auf zehn Schuss pro Minute gesteigert werden kann. Das Feuern im sogenannten MRSI-Verfahren (Multiple Round Simultaneous Impact) – bei dem mehrere Schuss nacheinander abgefeuert und zum selben Zeitpunkt im Ziel aufschlagen – ist Elbits Angaben nach auch möglich.

Pandur Evolution

Der Pandur Evolution ist eine kampfwertgesteigerte Version des „Ur-Pandur“, welche von GDELS 2019 vorgestellt wurde. Das Fahrzeug ist im Vergleich zu anderen 6×6-Radpanzern besonders stark motorisiert, was sowohl der Mobilität als auch der Aufwuchsfähigkeit dienlich ist. Die Mannschaftstransportvariante bietet Platz für Fahrer, Richtschützen und Kommandanten sowie bis zu acht voll ausgerüstete Infanteristen. Die Panzerung des Fahrzeuges bietet der Besatzung Schutz vor Splittern, vor Beschuss durch Infanteriewaffen sowie vor Minen. Inklusive der Zusatzpanzerung von Rheinmetall Protection Systems verfügt der Pandur Evolution über die Schutzklasse gemäß STANAG 4569 Level 3 ballistisch. Eine Explosionsunterdrückungsanlage, ein entkoppelter Fußboden – als Teil des Minenschutzes – sowie eine ABC-Schutzbelüftung komplettieren den Fahrzeugschutz.

Das Fahrzeug wiegt etwa 18,6 Tonnen, wovon bis zu 4,5 Tonnen für die Nutzlast zur Verfügung stehen. Der Antrieb erfolgt über einen 8,9 Liter 6-Zylinder-Dieselmotor Cummins ISLe 450 mit 335 kW Leistung samt einem 6-Gang-Getriebeautomaten von ZF. Die Höchstgeschwindigkeit wird vom Hersteller mit 82 km/h im Gelände bzw. 118 km/h auf der Straße angegeben. Einzelradaufhängung samt des sogenannten Automatic Drivetrain Management mit 100 Prozent Sperrwirkungsgrad in Verbindung mit dem Leistungsgewicht (17,6 kW/t) sorgen für hohe Agilität im Gelände und auf der Straße.

Waldemar Geiger