Anzeige

Finnland beschafft 40 weitere Patria 6×6 

Waldemar Geiger

Anzeige

Die finnischen Streitkräfte werden 40 weitere 6×6-Radpanzer erhalten, wie das Logistikkommando der finnischen Streitkräfte heute mitgeteilt hat. Der Mitteilung zufolge wird dazu eine zusätzliche Beschaffungsreserve aus dem im Juni 2023 mit Patria unterzeichneten Beschaffungsvertrag in Anspruch genommen.

Der angesprochene Beschaffungsvertrag erfolge im Rahmen des internationalen CAVS-Projekts (Common Armoured Vehicle System), das von Finnland geleitet wird und an dem auch Lettland, Schweden und Deutschland beteiligt sind. Der Anfang Juni 2023 geschlossene Vertrag umfasste den Kauf von 91 gepanzerten 6×6-Radpanzern inklusive Ausrüstung und enthielt zudem eine Option über 70 weitere Fahrzeuge. Aus dieser Option sollen nun 40 weitere Radpanzer im Wert von 44 Millionen Euro abgerufen werden. Zudem teilte das Kommando mit, dass die „ersten Dutzend“ der im letzten Jahr bestellten Fahrzeuge bereits ausgeliefert seien und Anfang 2024 für die Ausbildung der Truppe zur Verfügung stehen sollen.

Anzeige

Aus der Meldung geht somit hervor, dass der Systempreis eines Patria-6×6-Radpanzers bei rund 1,1 Millionen Euro liegt. Eine Berechnung des Preises für ein einzelnes Fahrzeug war aus vorherigen Informationen nicht möglich, da im Gesamtpreis weitere Leistungen enthalten waren. Der Fahrzeugpreis dürfte auch für Deutschland von Interesse sein, da das Fahrzeug neben dem Fuchs Evolution von Rheinmetall und dem Pandur Evolution von General Dynamics European Land Systems ein Kandidat für die Fuchs-Nachfolge in der Bundeswehr ist. Der Bedarf der Bundeswehr für den „Transportpanzer Neue Generation“ liegt bei rund 1.000 Fahrzeugen.

Anzeige

Deutschland ist dem CAVS-Programm im April 2023 beigetreten und hat den Patria-6×6 mittlerweile einer Reifegradanalyse unterzogen, die das Fahrzeug erfolgreich abgeschlossen hat. Aus einer Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Thomas Hitschler vom 1. November 2023 auf eine Frage des CDU-Bundestagsabgeordneten Armin Schwarz – dessen Wahlkreis in unmittelbarer Nähe zu Kassel, dem Fuchs-Produktionsstandort, liegt – geht hervor, dass die Reifegradanalyse des Fahrzeuges im Juni und Juli 2023 erfolgte und „die Bestimmung der technologischen Reife und die Identifizierung und Bewertung von wesentlichen Projektrisiken“ das Ziel dieser Analyse war. „Insgesamt lag der Fokus der Untersuchungen auf den zulassungsrelevanten und fahrsicherheitsbestimmenden Aspekten. Im Ergebnis wurde ein hoher Reifegrad ermittelt und die damit einhergehende Marktverfügbarkeit mit der Möglichkeit einer risikoarmen Realisierung bestätigt“, so Hitschler. Weiterhin ist bekannt, dass auch der Fuchs Evolution und der Pandur Evolution mittlerweile einer Reifegradanalyse unterzogen wurden, das Ergebnis der Analyse ist jedoch noch nicht öffentlich.

Patria 6×6

Der Patria 6×6 leitet sich von einem dreiachsigen Radpanzer ab, den ursprünglich die finnische Firma Sisu produzierte. Dieses Fahrzeug wurde auch Patria XA genannt. Der neue Patria 6X6 weist den Angaben von Patria zufolge gegenüber seinem Vorgänger eine verbesserte Einzelradaufhängung, einen leistungsstärkeren Motor mit 294 kW sowie Verbesserungen des elektrischen Systems auf. Das deutsche Unternehmen ZF liefert laut Patria das Getriebe.

Der Patria 6X6 hat laut Hersteller ein maximales Gewicht von 24t und der Schutz entspricht STANAG 4569 Level 2, wobei auch ein höherer Schutz gemäß Level 4 bei Bedarf möglich sein soll.

Produktion in Deutschland 

Nach Aussage von Patria ist eine Lizenzfertigung des Transportpanzers in Deutschland denkbar, wenn dies gewünscht sein sollte. Wie Insider berichten, könnte eine solche Produktion womöglich zusammen mit der FFG Flensburger Fahrzeugbau Gesellschaft mbH sowie Krauss-Maffei Wegmann erfolgen. Dem Vernehmen nach sollen die Unternehmen bereits Gespräche dazu geführt haben.

Bei einer Produktion des Fahrzeugs hierzulande könnte könnte die Wertschöpfung überwiegend in Deutschland erfolgen. Für Patria ist die Lizenzfertigung im Ausland nichts Neues. So basiert der polnische 8X8-Radpanzer Rosomak auf dem Patria AMV. Der Vorteil für die Finnen wäre außerdem, dass sie ihre Produktionskapazitäten nicht ausbauen müssten und sich stattdessen der Erfüllung ihrer bestehenden Aufträge widmen könnten, schließlich sind ohne den deutschen Bedarf bereits 354 Fahrzeuge – wenn man die oben angesprochenen 40 6×6 mit einrechnet – bestellt worden. Überdies besteht eine Option für weitere 430 Radpanzer.

Waldemar Geiger