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Bundeswehr zeigt Interesse an Patria-Radpanzer

In den kommenden Jahren muss die Bundeswehr ihren seit Ende der 70er Jahre genutzten Radpanzer Fuchs modernisieren oder durch ein anderes Fahrzeug ersetzen. Im Sondervermögen von 100 Milliarden Euro für die deutschen Streitkräfte ist bereits eine eigene Position für die Fuchs-Nachfolge vorhanden.

Neben der Modernisierung der vorhanden Fuchs-Fahrzeuge oder der Beschaffung des Transportpanzers Boxer als Nachfolger, zieht die Bundeswehr offenbar auch den finnischen Patria 6X6 als Nachfolgelösung in Betracht, wie es aus Industriekreisen und der Bundeswehr heißt. Am heutigen Montag ließ sich auch der Inspekteur des Heeres, General Alfons Mais, auf der Rüstungsmesse Eurosatory in Paris das Fahrzeug von einem Patria-Firmenvertreter erläutern.

Ob überhaupt, und wenn, wie viele Fahrzeuge die Bundeswehr beschaffen möchte, scheint im Augenblick unklar. Insider gehen davon aus, dass sich gegenwärtig mehr als 800 Füchse noch im Bestand befinden, die womöglich zum Teil durch das finnische Radfahrzeug ersetzt werden könnten. Zumindest können der Besuch deutscher Delegationen bei Patria sowie die Stippvisite des Heeresinspekteurs als Zeichen gedeutet weden, dass es der Bundeswehr Ernst sein könnte. Wie Patria auf Nachfrage bestätigte, gibt es aus mehreren Saaten Interesse an dem Fahrzeug, darunter auch aus Deutschland. Sollte sich die Bundeswehr für den finnischen Transportpanzer entscheiden, ist auch eine Lizenzproduktion in Deutschland denkbar, wie ein Patria-Manager ausführte. Es sei aber noch zu früh, um über Details zu sprechen. Patria habe auch in der Vergangenheit Lizenzen an Partner vergeben, dies sei die Strategie des Unternehmens. So wird der 8X8-Radpanzer AMV des Unternehmens in Polen als Rosomak gebaut. Womöglich könnte der Start einer Serienfertigung in rund anderthalb Jahre nach Vertragsschluss erfolgen, heißt es aus Fachkreisen.

Der Patria 6X6 basiert auf einem Fahrzeug mit gleicher Antriebsformel, dass seinerzeit noch von Sisu für die finnischen Streitkräfte gebaut wurde – auch als Patria XA bezeichnet. Dabei handelte es sich um etwa die gleiche Generation von Radpanzern wie den Fuchs. Ein wesentlicher Unterschied des neuen Patria 6X6 zum Sisu-Fahrzeug ist laut Hersteller die Einzelradaufhängung, ein leistungsstärkerer Motor sowie moderne Elektrik. Die einzige größere Komponente aus Deutschland ist das Getriebe von ZF.   Die Finnen gehen davon aus, dass die Einzelradaufhängung ihres Panzers die Geländegängigkeit gegenüber dem Fuchs deutlich erhöht. Da der 6X6 in einem finnisch-lettischen Projekt, an dem sich auch Schweden beteiligen will, weiterentwickelt wird, könnte eine Beteiligung Deutschland auch finanziell interessant sein. Politisch würde mit einer Beteiligung das Interesse Deutschlands an den nördlichen europäischen Partnern gezeigt.

Nach Angaben von Patria handelt sich bei dem 6X6 um ein sehr kosteneffizientes Fahrzeug mit niedrigen Lebenszykluskosten. Das Maximalgewicht wird mit 24 Tonnen angegeben, wovon 8,5 Tonnen auf die Nutzlast entfallen. Der Schutz erreicht STANAG Level 2, optional sei auch Level 4 realisierbar. Insider gehen davon, dass das Interesse der Bundeswehr an dem Fahrzeug an einem möglicherweise günstigen Preis in Kombination mit einer hohen Zuverlässigkeit herrühren könnte. Gleichzeitig wird damit der Wettbewerb um die Nachfolge des Fuchs mit einem ernstzunehmenden Kandidaten erweitert.
lah/13.6.2022

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