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MBDA will neun Anti-Drohnen-Flugkörper auf Skyranger integrieren

Lars Hoffmann

Das Rüstungsunternehmen MBDA Deutschland arbeitet gegenwärtig an einem kleinen Flugkörper zur Abwehr von Drohnen. Eine solche Anti Drone Missile könnte in Zukunft auch die Zweitbewaffnung des Flak-Panzers Skyranger von Rheinmetall darstellen. Basieren soll die neue Waffe auf dem Enforcer, einem leichten, schultergestützten Lenkflugkörpersystem, das als „Leichtes Wirkmittel 1800+“ in die Bundeswehr eingeführt ist.

Wie Guido Brendler, Mitglied der Geschäftsführung von MBDA Deutschland, am Dienstag auf dem Ground Based Air Defence Summit der CPM GmbH in Berlin sagte, plant sein Unternehmen, insgesamt neun der Flugkörper auf einen Skyranger-Turm zu bringen.

Nach Angeben des Skyranger-Herstellers Rheinmetall wurden bereits erste Untersuchungen zur Integration des MBDA-Flugkörpers unternommen. Demnach würde auf dem Turm, wo zunächst vier MANPADS montiert werden sollen, der Werfer mit den neun Anti Drone Missiles installiert. Der Platz dafür sei vorhanden.

Nach Aussage von MBDA-Manager Brendler geht es bei dem zukünftigen Anti-Drohnen-Flugkörper darum, eine möglichst große Kommunalität mit dem bereits von der Bundeswehr georderten Boden-Boden-Lenkflugkörper Enforcer herzustellen, um Kosten zu reduzieren. So betrachte man unter anderem die Nutzung der gleichen Kanister für beide Flugkörper, sagte Brendler.

Gegenwärtig ist allerdings noch keine Entscheidung gefallen, welcher Flugkörper zur Drohnenabwehr beschafft werden soll. Schließlich arbeitet auch Diehl an einer eigenen Anti Drone Missile. Das Unternehmen wollte sich lauf Nachfrage jedoch nicht zum augenblicklichen Entwicklungsstand äußern. Beobachter gehen davon aus, dass die Kosten der Abwehrflugkörper bei der Auswahlentscheidung eine wichtige Rolle spielen dürften. Schließlich gilt es, vergleichsweise günstige Drohnen zu bekämpfen, die allerdings großen Schaden anrichten könnten.

Im ersten Schritt werden die Skyranger 30 auf Boxer-Fahrgestell, von denen die Bundeswehr bislang 19 Exemplare bestellt hat, mit MANPADS des Typs Stinger ausgestattet. Diese sind bereits in der Bundeswehr eingeführt und kurzfristig verfügbar. So nutzt beispielsweise auch der Kampfhubschrauber Tiger das Waffensystem.

Um den akuten Sofortbedarf zu decken, will das Bundeswehr-Beschaffungsamt BAAINBw gut informierten Kreisen zufolge 500 zusätzliche Stinger-Flugkörper beschaffen.

Wie Thomas Krechel, Referatsleiter in der Rüstungsabteilung des BMVg, gestern auf dem Ground Based Air Defence Summit ausführte, wird eine 25-Millionen-Euro-Vorlage für den Kauf von Stinger-MANPADS voraussichtlich noch vor der Sommerpause dem Bundestag zugeleitet. Er dürfte sich dabei auf die 500 Fliegerfäuste des Sofortbedarfs bezogen haben.

Dem Vernehmen nach soll der Gesamtbedarf von Stinger-Flugkörpern für die deutschen Streitkräfte jedoch noch höher, nämlich bei rund 3.000 Exemplaren liegen. Eine Option dabei könnte sein, dass Hersteller Raytheon die Produktion der Waffen mit einem Partner in Deutschland aufzieht. Beobachtern zufolge bieten sich dafür die Unternehmen Diehl und MBDA an.

Als Blaupause dafür böte sich die Herstellung von 1.000 Patriot-Flugkörpern des Typs GEM-T in Deutschland an. Diese erfolgt im Joint Venture von Raytheon und MBDA Deutschland mit dem Namen Comlog.

Lars Hoffmann

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