Anzeige

Skyranger 30 – Rheinmetall und Bundeswehr schließen Vertrag für fast 600 Millionen Euro

Anzeige

Die Bundeswehr und der Düsseldorfer Rüstungs- und Automotive-Konzern Rheinmetall haben heute den Vertrag für die Lieferung von 19 Flakpanzern des Typs Skyranger 30 auf Boxer-Fahrgestell an das Heer unterzeichnet. Der Vertrag im Wert von 595 Millionen EUR brutto sehe die Lieferung eines Prototyps und weiterer 18 Serienfahrzeuge vor, schreibt Rheinmetall in einer Mitteilung. Zusätzlich bestehe die Option für 30 weitere Systeme. Die Lieferung des Prototyps soll demnach bereits Ende 2024 erfolgen. Die ersten Serienfahrzeuge werden den Planungen zufolge nach erfolgter Qualifikation ab Anfang 2026 zulaufen.

Erst in der vergangenen Woche hatte der Haushaltsausschuss des Bundestages grünes Licht für das Projekt gegeben. Laut Vorlage werden neben den 19 Flakpanzern, 8 Nachladefahrzeuge, 8 Werkstattausstattungen sowie 18 On-Board-Simulatoren beschafft. Wie aus gut informierten Kreisen zu vernehmen ist, soll das Nachladefahrzeug aus einem Lkw mit Wechselpritsche bestehen. Diese Pritsche wird neben der Reserve-Munition auch über einen Kran verfügen, mit dem das Munitionsmagazin in den Turm des Flakpanzers Skyranger gehoben wird. Die rund 300 Schuss pro Beladung machen diese Lösung offenbar erforderlich. Weiterhin werden die als Zweitbewaffnung vorgesehenen Flugkörper Stinger mitgeführt.

Anzeige

Neben der Vorrichtung zu Munitionsbeladung wird die Wechselpritsche auch eine containerisierte Werkstattausstattung erhalten. Die Trägerfahrzeuge werden ebenso wie die Stinger vom Bund als sogenannte Beistellung zur Verfügung gestellt. Die Kosten dafür sind in der in der vergangenen Woche gebilligten 25-Mio-Vorlage enthalten, die ein Volumen von rund 650 Millionen Euro aufweist. Beobachter vermuten, dass es sich bei der Beistellung um Lkw des Herstellers Iveco handeln könnte.

Anzeige

Erst im Januar 2024 sei Rheinmetall gemeinsam mit industriellen Partnern mit der Entwicklung des Luftverteidigungssystems Nah- und Nächstbereichsschutz (NNbS) für die Bundeswehr beauftragt worden, schreibt das Unternehmen in der Mitteilung. Darin werde der Skyranger 30 künftig als wichtige Komponente eingebunden sein. Im Rahmen von NNbS soll Rheinmetall überdies einen Flugabwehrraketenpanzer entwickeln der mit der Boden-Luft-Rakete Iris-T SLS ausgestattet wird. Beobachter gehen davon aus, dass in einem zweiten Schritt ein weiterentwickeltes Nachladefahrzeug für NNbS sowohl den Flak- als auch den FlaRak-Panzer mit Munition bestücken soll.

Als wesentlicher Bestandteil von NNbS bette sich Skyranger 30 in die European Sky Shield Initiative der Bundesregierung ein, mit der Deutschland innerhalb der NATO eine Rolle als Anlehnungsnation in der bodengebundenen Luftverteidigung Europas eingenommen habe, schreibt Rheinmetall.

Gleichzeitig schließe der Skyranger 30 die aktuelle Fähigkeitslücke der mobilen Flugabwehr und werde dabei herausfordernden Bedrohungsszenarien im Nah- und Nächstbereich gerecht. Als Hybrid-Lösung vereint sein Turm die wirkungsstarke Revolverkanone 30 x 173 mm KCE, Boden-Luft-Lenkflugkörper und die erforderliche Sensorik auf einer Plattform. Durch die Airburst-Munition mit programmierbarem Luftsprengpunkt eignet sich das System besonders zur Abwehr von Drohnen.

Während der deutsche Skyranger 30 mit dem Flugkörper Stinger ausgestattet wird, können je nach Kundenanforderung andere Lenkflugkörper integriert werden, z.B. auch Mistral oder spezielle C-UAS Flugkörper. Letztere befinden sich sowohl bei MBDA Deutschland als auch bei Diehl Defence in der Entwicklung. Dem Vernehmen nach werden die deutschen Skyranger sowohl die eingeführte als auch die projektierte Stinger-Variante mit Annäherungszünder verschießen können.

Als Erstkunde hat die Republik Österreich vor kurzem die Beschaffung von 36 Skyranger-30-Systemen in Auftrag gegeben. Auch weitere NATO- und EU-Mitglieder wollen sich Rheinmetall zufolge der Beschaffung anschließen oder haben dies bereits auf den Weg gebracht. Im Dezember 2023 hatte Ungarn Rheinmetall mit der konzeptionellen Entwicklung des Skyranger-30-Turms für die zukünftige Flugabwehrvariante des Kettenfahrzeugs Lynx KF41 beauftragt. Litauen prüfe, ebenfalls den Skyranger 30 auf Boxer-Basis einzuführen. Auch Dänemark hat eine entsprechende Beschaffung angekündigt.

Laut Hersteller wurde im Dezember 2023 mit dem Funktionsdemonstrator des Skyranger 30 auf dem Erprobungszentrum Ochsenboden in der Schweiz eine erfolgreiche Test- und Schießkampagne durchgeführt, bei der sich das System im Stand und in der Fahrt bewähren musste. Der Funktionsdemonstrator liefere wichtige Erkenntnisse, die die Herstellung und Integration des deutschen Nachweismusters erheblich risikoärmer und schneller machen.
lah