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Internationales U-Boot-Ausbildungszentrum geplant

Die Deutsche Marine will zukünftig ihre Kompetenz in der Unterwasserkriegsführung befreundeten Marinestreitkräften in größerem Umfang zur Verfügung stellen. Dazu soll das U-Boot-Trainingszentrum in Eckernförde ausgebaut werden. Mit einem „begrenzten Aufwuchs an Personal“ wolle man dort ein internationales Ausbildungszentrum U-Boote schaffen, sagte der stellvertretende Inspekteur der Marine, Vizeadmiral Rainer Brinkmann, am Mittwoch auf einer Veranstaltung der Deutschen Atlantischen Gesellschaft in Lemwerder bei Bremen.

Schon in der Vergangenheit habe man Marinesoldaten anderer Staaten, die in Deutschland gebaute U-Boote nutzen, in Eckernförde trainiert.  „Die Ausbildung, die wir anderen Nationen angedeihen lassen, ist attraktiv und wird begehrt“, sagte Brinkmann. Er räumte jedoch ein, dass das Ausbildungszentrum stärker unterstützt werden muss, um den zusätzlichen Aufwand schultern zu können.

Kompetenzcluster in Deutschland

Hintergrund der Initiative ist offensichtlich die jüngst zustande gekommene deutsch-norwegische U-Boot-Kooperation. In der vergangenen Woche hatte das norwegische Verteidigungsministerium bekanntgegeben, dass die Marine des Landes im nächsten Jahrzehnt gemeinsam mit Deutschland sechs baugleiche Boote – basierend auf der Klasse 212A – beschaffen will. Davon sind vier für Norwegen vorgesehen, zwei für Deutschland. Diese Entscheidung dürfte zahlreiche Ansätze zum gemeinsamen Betrieb und Ausbildung bieten. Sowohl Norwegen als auch Deutschland sind bestrebt, weitere Partner für das Beschaffungsvorhaben zu gewinnen.

Nach Aussage des Vize-Marinechefs soll mit dem internationalen Ausbildungszentrum dazu beigetragen werden,  Deutschland hinsichtlich des Baus konventioneller Unterseeboote und der entsprechenden Operationsführung zu einem Kompetenzträger in der Region zu machen. Die Bundesregierung hat den Bau von U-Booten als nationale Schlüsseltechnologie definiert, die möglichst im Land gehalten werden soll.

U-Boot-Leasing in der Diskussion

Wie die gesamte Deutsche Marine kooperieren auch die deutschen U-Bootfahrer eng mit Partnernationen. So  würden komplexe, mehrmonatige U-Boot-Operationen mit Portugal und Italien umgesetzt, erläuterte Brinkmann. Polen hat sogar eigene Offiziere in der Operationszentrale in Glücksburg stationiert, von wo sowohl die deutschen als auch die polnischen Unterseeboote geführt werden, wie die Deutsche Marine bereits im vergangenen Jahr mitgeteilt hat. Wie es aus gut informierten Kreisen heißt, kann sich die Marine offenbar auch neuartige Nutzungslösungen für U-Boote vorstellen. So soll das Leasing eines deutschen U-Bootes an die polnische Marine diskutiert werden. Ob dies allerdings für die polnische Seite interessant sein könnte, ist ungewiss. Medienberichten zufolge tendiert Polen angeblich zur Beschaffung von U-Booten aus schwedischer Produktion, um seine veralteten Einheiten zu ersetzen.

Wie Brinkmann auf der Veranstaltung weiter ausführte, sieht er positive Zeichen hinsichtlich der Beschaffung neuer Schiffe: „Wir schaffen unter Hochdruck jetzt die Voraussetzung, um noch vor der Wahl zu einem Vertragsabschluss über ein zweites Los der K130 und die Beschaffung von Kampfbooten für das Seebataillon und Spezialkräfte zu kommen.“ Beginnend ab 2022 würden überdies neue Tanker zulaufen, „die mehr können als die nach Handelsschiffstandard gebauten Modelle, die wir heute haben“.

Außerdem sollen die Flottendienstboote ab 2023 ersetzt werden und die Minenabwehreinheiten ab Mitte der kommenden Dekade. „Und schließlich werden wir in 2018 spätestens die ersten Drohnen an Bord unserer Korvette haben, die dem Waffensystem dann einen enormen operativen Mehrwert geben werden“,  so der Vize-Marinechef.

Schweden und Finnen nutzen bereits Kampfboote

Wie Brinkmann erläuterte, handelt es sich bei den Kampfbooten um kleine Einsatzboote von vielleicht 17 Metern Länge und  einer Kapazität von etwa 15 Mann für Einsätze wie Kommandounternehmen und die Küstenüberwachung. Außerdem könne damit auch auf Flüssen operiert und ins Landesinnere gefahren werden. Ideal ist dieser Bootstyp auch als Transportmittel für amphibische Einheiten von dem gemeinsam mit den Niederlanden genutzten Transportschiff Karel Doorman.

Entsprechende Boote würden bereits in Schweden und Finnland genutzt, die man sich bereits angeschaut habe, sagte Brinkmann. Er schränkte jedoch ein, dass die Marine zwar die Forderung gestellt habe, der Planungsprozess allerdings noch nicht abgeschlossen sei. Sollte die Rüstungsabteilung zustimmen, geht der Vizeadmiral davon aus, dass zunächst sechs bis acht Einheiten beschafft werden, um damit Erfahrungen zu sammeln.

Während es sich bei den Kampfbooten um ein kurzfristiges und eher kleines Rüstungsprojekt handelt, wollte Brinkmann die Möglichkeit eines deutlich größeren Vorhabens nicht mehr völlig ausschließen. Nachdem man über die Kooperation des Seebataillons mit dem niederländischen Korps Mariniers und dem gemeinsamen Betrieb der Karel Doorman in den Bereich eines so genannten Joint-Support-Ships einsteige, könnte Deutschland „Mitte der 30er Jahre“ eventuell ein eigenes Schiff dieser Klasse beschaffen.
lah/9.2.2017

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