Polen und Deutschland werden in Zukunft bei der Führung ihrer Unterseeboote eng zusammenarbeiten. Die Marinen beider Länder haben am Dienstag eine Grundsatzvereinbarung zum Aufbau einer gemeinsamen so genannten Submarine Operating Authority geschlossen. Diese „DEU-POL SubOpAuth“ solle die operative Kontrolle sowohl über
deutsche als auch polnische U-Boote ausüben. Das Kommando verbleibe jedoch prinzipiell in nationaler Hand, teilte die Deutsche Marine am Dienstag mit.
Durch die DEU-POL SubOpAuth werden künftig regelmäßig zwei
polnische Marineoffiziere im deutschen „Maritime Operations Centre“ (MOC), das sich noch in Glücksburg befindet und nach Rostock verlegt wird, vertreten sein. Einer der wichtigsten Vorteile
der Kooperation für die polnische Marine werde es sein, dass sie ihre
U-Boote an deutsche Führungssysteme – die „Submarine Broadcast Control Authority“ – ankoppeln kann.
„Es ist schon ein ganz besonderer Schritt, die Kontrolle über
einen so wichtigen nationalen, strategischen Aktivposten wie ein
U-Boot in gemeinschaftliche Hände zu übergeben“, erklärte Vizeadmiral Andreas Krause , Inspekteur der Deutschen Marine, bei der Unterzeichnung der Vereinbarung mit seinem polnischen Amtskollegen Konteradmiral Miroslaw Mordel.
Nach Aussage eines Marine-Sprechers wurde die Führung von U-Booten, die einmal abgetaucht sehr schwer zu orten sind, immer restriktiv gehandhabt und als nationale Angelegenheit erachtet. Durch die binationale Kooperation haben die Offiziere der beiden Marinen jeweils Kenntnis über den Standort der Boote beider Länder. Darüber hinaus würden einige polnische Marineoffiziere in Zukunft auch in Deutschland ausgebildet und auf deutschen U-Booten mitfahren, sagte der Sprecher.
Die Deutsche Marine verfügt über sechs U-Boote der Klasse 212A, während die polnische Marine derzeit fünf U-Boote im Bestand hat: eines der sowjetischen Kilo-Klasse und vier der ursprünglich von den Nordseewerken in Emden für die norwegische Marine gebauten „Kobben“-Klasse, die 2002 und 2003 von Polen erworben wurden.
Dass sich noch weiter Länder an einer derartigen Kooperation beteiligen, hält der Sprecher für denkbar. So hat Deutschland den Norwegern ein gemeinsames U-Boot-Kommando angeboten. Gleichzeitig hofft das Verteidigungsministerium, dass die norwegische Marine ihre sechs U-Boote der Ula-Klasse im kommenden Jahrzehnt mit Booten aus deutscher Fertigung ersetzt. Deutschland ist im Gegenzug bereit, Boote des gleichen Designs zu beschaffen und gemeinsam mit den Skandinaviern zu betreiben, um Kosten zu sparen. Auch Polen will seine Unterseebootflotte erneuern und hat mit Norwegen bereits offizielle Kooperations-Gespräche aufgenommen. Auf der Shortlist der Norweger stehen im Augenblick als Anbieter nur noch DCNS aus Frankreich sowie die deutsche TKMS.
Die polnisch-deutsche U-Boot-Kooperation könnte auch als Blaupause für eine Zusammenarbeit der Marinen im Ostseebereich sein. So soll bis 2022 ein neues Operationszentrum der Marine in Rostock gebaut werden, das nach Aussage des Marine-Sprechers ein so genanntes Multinational Baltic Maritime Component Command der NATO beherbergen könnte, in dem idealerweise sämtliche Ostseeanrainer außer Russland sowie Norwegen vertreten wären.
Es gebe bislang positive Signale aus den Ostsee-Staaten, sagte der Sprecher. Er rechnet damit, dass der Vorschlag auf dem NATO-Gipfel in Warschau diskutiert wird.
lah/12/28.6.2016
Die englische Version des Beitrags ist auf www.defensenews.com erschienen