Nachdem sich Norwegen für die strategische Partnerschaft mit Deutschland bei der Entwicklung und dem Kauf von U-Booten entschieden hat, will die Deutsche Marine im Gegenzug mit den Norwegern Seezielflugkörper weiterentwickeln, beschaffen und betreiben.
Wie das BMVg weiter mitteilte, müssen die derzeit genutzten Schiff-Schiff-Flugkörper des Typs Harpoon im kommenden Jahrzehnt ersetzt werden. Norwegen habe eine anerkannte Expertise in der Schlüsseltechnologie Flugkörper. Aus diesem Grund beabsichtige Deutschland unter norwegischer Führung die Naval Strike Missile von Kongsberg weiterzuentwickeln.
Die angestrebte Zusammenarbeit basiert nach Angaben des BMVg auf miteinander abgestimmten Forderungen beider Marinen. Der Bedarf zum Ersatz beziehungsweise zur Modernisierung älterer Lenkflugkörper liege in beiden Ländern zeitlich eng beieinander. Der gemeinsame künftige Lenkflugkörper bilde die Basis für eine enge Zusammenarbeit bei Wartung, Ausbildung und Logistik und sei Teil der langfristigen Zusammenarbeit beider Länder.
Bei dieser Entscheidung dürfte die Forderung der Norweger nach industriellen Kompensationen für den Kauf der U-Boote in Deutschland eine wichtige Rolle gespielt haben. Wie das norwegische Verteidigungsministerium mitteile, könnten allein die Lieferungen der NSM nach Deutschland einen Wert von mehr als zehn Mrd NOK erreichen. Gut informierten Kreisen zufolge wird auch die Weiterentwicklung des Flugkörpers zum Start aus Unterseebooten zumindest erwogen.
Als erstes Schiff der Deutschen Marine solle die zukünftige Fregatte MKS 180 mit dem gemeinsamen Flugkörper ausgerüstet werden, teilte das BMVg weiter mit. Langfristig würden alle Fregatten der Deutschen und Norwegischen Marine den Flugkörper als Standardsystem erhalten.
Norwegens Verteidigungsministerium sieht überdies weitere Geschäftschancen für Kongsberg als Lieferant von Führungs- und Waffeneinsatzsysteme für U-Boote. Mit derartigen Systemen hatte Kongsberg bereits die ersten vier deutschen sowie die italienischen Boote der Klasse 212A ausgestattet. Die Kooperation mit Deutschland werde Kongsbergs Expertise auf diesem Gebiet weiter stärken, heißt es dazu aus dem Verteidigungsministerium in Oslo. Gut informierten Kreisen zufolge haben tkMS, Kongsberg und Atlas bereits ein entsprechendes Teaming-Agreement vorverhandelt, wonach zukünftig alle U-Boote der deutschen Werft mit den Führungssystem der Norweger ausgerüstet werden sollen – vorausgesetzt dem stehen nicht die Wünsche von Kunden entgegen.
Die Verhandlungen über die Zusammenarbeit bei den Flugkörpern sollen laut BMVg in Kürze beginnen und noch in diesem Sommer zu einem Abkommen mit Norwegen führen. Die Teilnahme an der deutsch-norwegischen Kooperation stehe grundsätzlich auch weiteren Partnerländern offen.
lah/13.2.2017