Norwegen und Deutschland haben sich mit der Hersteller-Werft thyssenkrupp Marine Systems (tkMS) auf einen Vertrag für die sechs identischen U-Boote geeinigt, die beide Länder beschaffen wollen. Wie das norwegische Verteidigungsministerium in einer heute veröffentlichten Mitteilung weiter schreibt, wurde zwischen beiden Staaten auch ein Übereinkommen im Bereich der Seezielflugkörper erreicht. Die deutsche Marine wird eine größere Anzahl der von Kongsberg entwickelten Naval Strike Missile (NSM) erhalten. Für die Qualifizierung können offenbar Ergebnisse der US-Navy genutzt werden, die die gleiche Waffe einführt und bereits die ersten Zertifizierungsschüsse erfolgreich durchgeführt hat.
Gleichzeitig wollen beide Nationen Geld in die Entwicklung einer Future Naval Strike Missile investieren. Dem Vernehmen nach sind die Vorarbeiten für die neue Lenkwaffe bereits angelaufen. Beobachter rechnen damit, dass in etwa zwei Jahren der Entwicklungsauftrag erfolgen könnte. In Deutschland besitzen Diehl und MBDA die notwendige Kompetenz bei Raketensystemen.
Die Vertragsparteien standen offenbar unter Druck, die Gespräche zum Abschluss zu bringen. Denn es bleiben nur wenige Tage, um den parlamentarischen Prozess in Deutschland zu starten, wenn die entsprechenden 25-Mio-Vorlagen noch vor der Sommerpause dem Verteidigungs- und dem Haushaltsausschuss vorgelegt werden sollen. Das norwegische Parlament hat die Mittel zur U-Boot-Beschaffung bereits freigegeben.
Nach Angaben des norwegischen Verteidigungsministers werden mit dem Vorhaben norwegische Arbeitsplätze bis weit in das nächste Jahrzehnt hinein gesichert. Das gleiche dürfte auch für Deutschland gelten. Vor dem Hintergrund der Werftenkrise hierzulande geht von der Vereinbarung deshalb ein wichtiges Signal für den Standort Kiel aus.
Das erste U-Boot für Norwegen wird der Meldung zufolge 2029 ausgeliefert. Der Zulauf der beiden deutschen Boote ist für 2031 und 2034 vorgesehen. Der Gesamtkostenrahmen für die vier norwegischen Boote beträgt 45 Milliarden NOK. Neben dem U-Boot-Vertrag sind in diesem Rahmen die Beschaffung von Waffen, Implementierungskosten und Rückstellungen für unvorhergesehene Ereignisse enthalten.
Dem Vernehmen nach werden die neuen Boote der Klasse 212 CD deutlich länger und verdrängen mehr als die Vorläufer der Klasse 212A. Geplant war ursprünglich, die Schiffe mit einer Stealth-Außenhaut, Lithium-Ionen-Batterien sowie einer verbesserten Brennstoffzellentechnik auszustatten. Offenbar könnte auch ein deutlich verbessertes Führungs- und Waffeneinsatzsystem eingesetzt werden.
lah/12/23.3.2021