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BMVg will Luftfahrtexpertise sicherstellen

Bei der Beschaffung eines Nachfolgemusters für den betagten Tornado-Kampfbomber legt die Bundesregierung offenbar großen Wert auf den Erhalt von flugzeugtechnischem Know-how in Deutschland. Aus diesem Grund präferiere das BMVg den bereits bei der Bundeswehr eingeführten Eurofighter, schreibt Staatssekretär Ralf Brauksiepe in seiner Antwort auf eine Frage des verteidigungspolitischen Sprechers der Grünen im Bundestag, Tobias Lindner. „Mit einer möglichen Beschaffung des Eurofighter würde der Erhalt der militärischen Luftfahrtexpertise in Deutschland und Europa weiter gesichert und eine Wertschöpfung im eigenen Land erfolgen können“, heißt es in der Antwort.

Neben dem Eurofighter betrachtet das Verteidigungsministerium auch die US-Flugzeugtypen F-35A, F-15E sowie F/A-18E/F. Eine umfassende und ausgewogene Bewertung könne erst auf der Grundlage der bei den Herstellern angefragten typenbezogenen Informationen im Gesamtkontext erfolgen, schreibt der Staatsekretär. Obwohl in der militärischen Luftfahrtstrategie der Parallelbetrieb von zwei unterschiedlichen Kampfflugzeugen empfohlen wird, handelt es sich dabei  laut Brauksiepe um keine bindende Vorgabe.

„Die prioritäre Betrachtung des Eurofighters führt vor, woran große Beschaffungsvorhaben allzu häufig kranken“, kritisiert der Grünen-Sprecher Lindner. Es gebe eine Tendenz, Eigenentwicklungen und Wertschöpfung im eigenen Land über marktverfügbare und somit wahrscheinlich risikoärmere Optionen zu stellen.  Die Einsatzfähigkeit der Bundeswehr werde der Wertschöpfung und einer vermeintlichen industriellen Unabhängigkeit untergeordnet. „Die derzeitig laufenden Großprojekte zeigen, dass eine zu starke Fokussierung auf industriepolitische Erwägungen eher zu schlechter laufenden Verträgen führen“, kommentiert der Grünen-Politiker.

Bei der Entscheidung für ein Nachfolgemuster des Tornados dürften auch politische Erwägungen eine Rolle spielen. So kann der Tornado im Ernstfall mit US-Nuklearwaffen ausgestattet werden. Diese Fähigkeit müsste für den Eurofighter erst exklusiv entwickelt werden. Andererseits könnte die Entscheidung für ein amerikanisches Flugzeugmuster einen Schatten auf die zukünftige Entwicklung eines französisch-deutschen Nachfolgers für Rafale und Eurofighter werfen.
lah/12/5.3.2018

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