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Beschaffungsprozess für Naval Strike Missile kommt voran

Das Projekt zur Beschaffung eines neuen Seezielflugkörpers für Norwegen und Deutschland nimmt Fahrt auf. Wie es aus gut informierten Kreisen heißt, hat der norwegische Hersteller Kongsberg vor Kurzem eine verbindliche Angebotsaufforderung für die Lieferung einer weiterentwickelten Version seines Flugkörpers Naval Strike Missle (NSM) erhalten. Offenbar soll das Angebot noch vor Jahresende abgegeben werden.

Die  Beschaffung einer NSM Block 2 für Norwegen und Deutschland war zwischen den Verteidigungsministerien beider Länder im Rahmen des Abkommens zum Bau von sechs identischen U-Booten des Typs 212 CD für die norwegische und deutsche Marine beschlossen worden. Beide Vorhaben sind aneinander gekoppelt und werden parallel vorangetrieben.

Bei dem vom Finanzvolumen  größeren U-Boot-Projekt liegt bereits ein Angebot des Hauptauftragnehmers thyssenkrupp Marine Systems vor, das gegenwärtig mit den beiden Auftraggebern verhandelt wird. Insider rechnen damit, dass womöglich schon im November eine finale Einigung erzielt werden könnte. Wie das norwegische Verteidigungsministerium im Sommer mitteilte, wird der Vertragsschluss für die erste Hälfte kommenden Jahres erwartet. Das dürfte implizit auch für die Unterschrift unter das NSM-Geschäft gelten.

Wie bereits bekannt wurde, soll die NSM Block 2 einen skalierbaren Gefechtskopf des MBDA-Tochterunternehmens TDW erhalten. Womöglich könnte MBDA Deutschland noch weitere Komponenten wie den Launcher und die Transportbehälter für die neue Rakete liefern. Schließlich sollen deutsche Unternehmen laut Regierungsvereinbarung an der NSM-Weiterentwicklung beteiligt werden.

Gerüchten zufolge könnte die NSM Block 2 von ihrer für den Luft-Boden-Einsatz konzipierten Schwester Joint Strike Missile (JSM) abgeleitet werden.  Die JSM soll unter anderem mit dem modernsten US-Kampfflugzeug, der F-35, eingesetzt werden. Dieses Vorgehen würde ein paar Vorteile mit sich bringen. Unter anderem eine höhere Reichweite und aufgrund der schlankeren Form der JSM als die bisherige NSM die leichtere Einrüstung in ein Torpedorohr. Denn offenbar besteht sowohl bei der deutschen als auch der norwegischen Marine langfristig der Bedarf für einen vom U-Boot zu startenden Seezielflugkörper. Auch die deutsche U-Boot-Werft tkMS zeigt großes Interesse an einer solchen Lösung. Denn damit könnte sie ihren Kunden neben der amerikanischen Harpoon eine sehr leistungsfähige Alternative anbieten. Kongsberg und tkMS arbeiten bereits eng zusammen und haben das Joint Venture kta gegründet, das die Battle Management Systeme für alle zukünftigen tkMS-Boote entwickeln soll.

Gut informierten Kreisen zufolge wird darüber nachgedacht, die Block-2-Version der NSM neben dem eingeführten IR- mit einem zusätzlichen passiven Zielsuchkopf – einen so genannten  Radio Frequency Seeker – auszustatten. Da BAE Australia mit finanzieller Unterstützung der australischen Regierung einen solchen Seeker für die JSM bereits entwickelt, sehen Beobachter hier mögliche Synergieeffekte.

Der norwegische Kongsberg-Konzern scheint im Augenblick mit der NSM/JSM in vielen Ländern erhebliches Interesse hervorzurufen. Dabei wird der Flugkörper auf immer mehr Plattformen eingesetzt. So will Indien seine in den USA zu beschaffenden Hubschrauber des Typs MH-60R Sea Hawk mit der NSM ausrüsten. Damit wäre das Land der erste Nutzer des Flugkörpers auf einem Helikopter. Ist die Einsatzreife der NSM für den Hubschraubereinsatz einmal nachgewiesen, könnten weitere Kunden an dieser Lösung Interesse finden. Nicht zuletzt besaß auch die Deutsche Marine einmal die Fähigkeit, Flugkörper des Typs Sea Skua von ihren Hubschraubern aus einzusetzen.
lah/20.9.2019

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