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Vorbereitungen zur Hardware-Standardisierung laufen bereits

Das Gemeinschaftsprojekt Tactical Edge Networking (TEN) zur Digitalisierung der Landstreitkräfte der Niederlande und Deutschlands muss bei der Beschaffung der notwendigen Hard- und Software  das Tempo im Vergleich zur  Vergangenheit massiv erhöhen. Nur so lassen sich die Entwicklungssprünge in der IT für die Streitkräfte nutzen. Wie Rob de Haan in seinem Vortrag während der Rüstungsmesse DSEI am Donnerstag in London erläuterte, wird für den Erfolg des Vorhabens ein neues Denken erforderlich sein. Er geht davon aus, dass neben der Industrie auch Wissenschaft und Forschung eingebunden werden. Lösungen müssten pragmatisch und auf die Bedürfnisse des Militärs zugeschnitten sein.

Der IT-Netzwerkspezialist des niederländischen Verteidigungsministeriums arbeitet gegenwärtig mit am Aufbau der deutsch-niederländischen TEN-Projektstruktur. Seiner Aussage zufolge geht es bei TEN nicht nur um die Definition gleicher Anforderungen für beide Armeen, sondern auch um die Veränderung der Militär-Doktrin.

Als eine Herausforderung bei der Digitalisierung des Heeres gilt der Einbau von moderner Funktechnik in die verschiedenen Fahrzeuge der Streitkraft. So müssen hierfür umfangreiche Tests für die Musterzulassungen erfolgen, die lange dauern und teuer sind. Als Problem dabei gelten die Platzanforderungen der  Geräte. Während beispielsweise Lastkraftwagen oder Transportpanzer mitunter über komfortable Raumreserven verfügen, sind Kampffahrzeuge wie der Puma oftmals bis auf den letzten Kubikzentimeter ausgeplant.

Angestrebt wird im Rahmen von TEN eine gewisse Standardisierung von IT-Geräten hinsichtlich Maßen und Schnittstellen, wie der deutsche TEN-Projektleiter  Christian Peters in der vergangenen Woche am Rande einer Veranstaltung in Koblenz erläuterte. Die Vorbereitungen für eine solche Harmonisierung sind offenbar bereits im vollen Gange: Wie es aus gut informierten Kreisen heißt, wurde eine Firma damit betraut, rund 100 unterschiedliche Fahrzeugtypen der Bundeswehr von innen zu vermessen. Bis Mitte kommenden Jahres sollen dadurch exakte Daten über Bauräume und Platzreserven ermittelt werden. Da moderne Laserscan-Technik zum  Einsatz kommt, sind sogar kleinste Details wie unterschiedliche Schraubengrößen darstellbar.

In einem weiteren Schritt werden die Maße aller am Markt verfügbaren und potenziell für das TEN-Projekt in Frage kommenden IT-Geräte aufgenommen und in einer Datenbank abgelegt. Im Anschluss sollen beide Datenbanken miteinander verknüpft werden, damit verlässliche Aussagen über die Kompatibilität von Fahrzeug und Hardware getroffen werden können.

Die gewonnenen Daten sollen darüber hinaus zur Entwicklung von wenigen Standard-Racks mit Steckschnittstellen dienen. Dem Vernehmen nach strebt die Bundeswehr im Idealfall ein Plug-and-Play-System an. Wie es weiter heißt, wurde mit der Vermessungsarbeit keines der beiden großen Landsystemhäuser, sondern ein mittelständisches Unternehmen betraut. Die Datenbanken gehen nach Abschluss der Arbeit in den Besitz des Bundes über.

Beobachter erwarten, dass danach ein Demonstrator-Fahrzeug als Relais-Station für TEN ausgestattet werden könnte. Offenbar steht der Fahrzeugtyp jedoch noch nicht fest. Der Transportpanzer Fuchs scheint aufgrund seines Alters nicht in Frage zu kommen. Dabei drängt die Zeit, da bereits 2023 die ersten Einheiten mit der neuen IT ausgestattet werden sollen.

Neben technischen Verzögerungen sind mittlerweile bei Beschaffungsvorhaben auch verstärkt juristische Prozesse einzukalkulieren. So soll das Bundeswehr-Beschaffungsamt BAAINBw beim Kauf der Battle Management Software für die VJTF 2023 Gerüchten zufolge mit dem präferierten Anbieter verhandeln, während gleichzeitig der unterlegene Bieter Einspruch bei der Vergabekammer des Bundes eingelegt haben soll.
lah/12.9.2019

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