Das TLVS-Bieterkonsortium, ein Joint Venture von MBDA Deutschland und Lockheed Martin, hat heute beim Bundeswehr-Beschaffungsamt BAAINBw ein aktualisiertes Angebot für das zukünftige taktische Luftverteidigungssystem der Bundeswehr (TLVS) eingereicht. Nach Angaben von MBDA umfasst dieses die Entwicklung, Erprobung, Zertifizierung und Lieferung des TLVS.
Mehr als 80 Unterauftragnehmer sollen laut MBDA das TLVS-Programm unterstützen. „In der Spitze werden über 6.000 hoch qualifizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von der Realisierung des TLVS profitieren – der Großteil in Deutschland“, sagt Thomas Gottschild, Geschäftsführer MBDA Deutschland. Vorgesehen ist seinen Worten zufolge die Einbeziehung eines breiten Spektrums industrieller Fähigkeiten. „Dazu zählen Systems of Systems-Engineering, Cybersicherheit, Digitalisierung sowie neueste Radar-, Optik- und Elektrotechnik. Dabei sind an TLVS insbesondere auch kleine und mittlere Zulieferer beteiligt“, erläutert Gottschild. Mit seinen Fähigkeiten werde das TLVS-Programm die Abwehr aktueller und zukünftiger Bedrohungen aus der Luft sicherstellen.
„In den letzten Monaten haben wir Fortschritte bei der weiteren Detaillierung des integrierten Zeitplans, bei den relevanten Spezifikationen sowie den Systemleistungssimulationen erzielt. So konnten wir die Risiken mit Blick auf den späteren Vertrag reduzieren”, führt Gottschild weiter aus.
Das TLVS-Vorhaben liegt mittlerweile Jahre hinter dem ursprünglich vorgesehenen Zeitplan, weil der Auftraggeber zwei vorangegangene Angebote nicht akzeptiert hat. Beobachter gehen davon aus, dass eine parlamentarische Befassung des Projektes in diesem Jahr ausgeschlossen sein dürfte. Im kommenden Jahr bleiben wiederum nur wenige Monate, bis die allgemeine Entscheidungslähmung vor den Bundestagswahlen einsetzt. Sollte bis dahin keine parlamentarische Billigung erfolgen, dürfte die Zukunft des Projektes mehr als fraglich sein.
Das BAAINBw muss bis zum kommenden Jahr nicht nur das Angebot des TLVS-Konsortiums bewerten, sondern auch ein zweites Angebot von Diehl. Der Überlinger Konzern liefert die als Zweitflugkörper vorgesehene Iris-T SL im Rahmen einer Beistellung. MBDA hatte angekündigt, bis Ende der bayerischen Sommerferien seine Offerte einzureichen. Diese Ferien enden erst in einigen Wochen.
Mit dem zur 360-Grad-Verteidigung ausgelegten TLVS sollen laut MBDA die auf Sektoren beschränkten deutschen Patriot-Systeme ersetzt werden. Durch zwei missionsspezifische Effektoren biete TLVS Schutz vor einem breiten Bedrohungsspektrum. Es beinhalte wesentlich verbesserte Sensoreigenschaften für Langstreckeneinsätze und ein neues Kommunikations- und Gefechtsführungssystem zur Unterstützung einer verbesserten Interoperabilität sowie Data Fusion und Cyber-Resilienz.
lah/12/14.8.2020