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AGF 2 – Defenture übergibt Nachweismuster an die Bundeswehr

Waldemar Geiger

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Defenture, ein niederländischer Spezialist für Spezialkräftefahrzeuge, hat nach Angaben des Bundeswehrbeschaffungsamtes BAAINBw die vier Nachweismuster für die Fahrzeugfamilie des zukünftigen Aufklärungs- und Gefechtsfahrzeugs 2 des Kommandos Spezialkräfte für Tests an die WTD41 in Trier übergeben. Dort sollen die Fahrzeuge nachweisen, dass sie die gestellten Anforderungen der Bundeswehr erfüllen. Im Anschluss sollen diese zusammen mit dem Kommando Spezialkräfte einer vorgezogenen Einsatzprüfung in unterschiedlichen Klimazonen unterzogen werden. Wie das BAAINBw auf einer internen Informationsplattform der Bundeswehr schreibt, wurden die Fahrzeuge am 4. April 2024 übergeben.

„Mit den Teilaspekten Mobilitätsuntersuchung, Waffenqualifikation, IT-Integration und technisch-logistische Einsatzprüfung erhält jedes der vier Nachweismuster dazu aber einen andren Untersuchungsschwerpunkt“, heißt es in dem BAAINBw-Beitrag. Die Fahrzeuge werden dazu parallel an unterschiedlichen jeweils spezialisierten Wehrtechnischen Dienststellen getestet, so dass die Erprobung insgesamt schneller erfolgen soll.

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Nachdem die jeweiligen Ausschüsse des Bundestages im Juni 2021 entsprechende 25-Mio-Vorlagen für die Beschaffung der Spezialkräftefahrzeugfamilie gebilligt haben, wurde ein Entwicklungsvertrag zur Herstellung und Lieferung von vier Nachweismustern im Gegenwert von rund 50 Millionen Euro mit Defenture geschlossen. Die Lieferung der Systeme sollte gut informierten Kreisen zufolge innerhalb von zwölf Monaten nach Vertragsschluss erfolgen, hat sich aber aus unterschiedlichen Gründen verzögert.

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Im Falle einer erfolgreichen Nachweisführung wurde zudem ein Abschluss eines Rahmenvertrages für die Herstellung und Lieferung von bis zu 80 Fahrzeugen der Fahrzeugfamilie in Aussicht gestellt. In einem ersten Schritt wurde zum Zeitpunkt der Vertragsschließung mit einer Beschaffung von insgesamt 49 Fahrzeugen in drei unterschiedlichen Versionen gerechnet:

  • 26 Systeme in der Variante Mittleres Aufklärungs- und Gefechtsfahrzeug Spezialkräfte (AGF 2),
  • acht Feuerunterstützungsfahrzeuge mit einer 20-mm-Maschinenkanone sowie
  • 15 Mittleres taktisches Unterstützungsfahrzeug Kommando Spezialkräfte (UFK).

Die neue Fahrzeugfamilie soll in zwei unterschiedlichen Varianten die beim Kommando Spezialkräfte seit 2003 in Nutzung befindlichen Fahrzeuge des Typs Aufklärungs- und Gefechtsfahrzeug Serval ersetzen. Das AGF 2 wird dabei die Mobilitäts- und Feuerunterstützungsplattform für die Kommandosoldaten bilden, während die leicht abgewandelte UFK-Variante des Mammoth, so der Firmeneigene Name für die Plattform, für den Material-, Personal- und Munitionstransport – und somit die Versorgung der Kommandos – genutzt werden soll. Durch

Abnahme des hinteren Überrollbügels können sogar Motorräder auf der Ladefläche des UFK mitgeführt werden. Die Zuladungskapazität der 9-Tonnen-Plattform beträgt dem BAAINBw zufolge rund 3,5 Tonnen.

„Der modulare Aufbau der allradgetriebenen, hochmobilen Fahrzeuge ermöglicht eine optimale Vorbereitung für den jeweiligen Einsatzzweck. Dies bezieht sich insbesondere auf den ballistischen Schutz der Fahrzeuginsassen sowie die Wahl der Bewaffnung. Die Fahrzeuge der Variante AGF 2 können eine Vielzahl verschiedener Waffen auf der Hauptlafette und den Sekundärlafetten mitführen“, schrieb das BAAINBw im Anschluss an die Vertragsvergabe in einer Pressemitteilung im August 2021. „Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, einen Aufklärungs- und Beobachtungssensor mitzuführen, der Ziele über große Distanzen aufklärt, identifiziert und deren genaue Position bestimmt. Die Fahrzeugvariante UFK dient primär dem Material- und Personentransport. Die Fähigkeit zur Selbstverteidigung ist durch die Bewaffnungsmöglichkeiten analog zum AGF 2 weiterhin gegeben“, so Bundeswehrbeschaffungsamt weiter.

In dem jüngsten bundeswehrinternen Newsbeitrag des BAAINBw erklären die Autoren die Gründe für die Agilität, hohe Mobilität und Geländegängigkeit der Fahrzeugfamilie. Ursächlich dafür seien „der kraftvolle Antriebsstrang“ und die Vierradlenkung. Auf seiner Unternehmenswebseite schreibt Defenture, dass der Mammoth über einen 200-kW Antrieb mit 8-Gang-Automatik verfügt, der bis zu 610 Nm Drehmoment bietet. Ähnlich wie die weniger als halb so schwere ATTV-Plattform wird das Fahrzeug über einen Allradantrieb mit Vorderachs-, Mittel- und Hinterachsdifferential sowie eine Allradlenkung verfügen, was bei dem rund 5,6 Meter langen Fahrzeug zu einem Wendekreis von nur 12,5 Metern führt.

Mit seinen Außenabmessungen von 5,65 m x 1,99 m x 2,26 m (L/B/H) passt das Fahrzeug zwar nicht als Innenlast in einem Hubschrauber (z.B. CH-47 Chinook), dafür kann es jedoch als Außenlast transportiert werden. Die Lufttransportfähigkeit mittels der C-130J sowie A400M ist hingegen gegeben.

Technische Daten des Mammoth
Länge5,6 Meter
Breite1,99 Meter
Höhe2,3 Meter
Steigfähigkeitmehr als 60 Prozent
Kletterfähigkeit0,425 Meter
Bodenfreiheit0,42 Meter
Nutzlast3,5 Tonnen
zulässiges Gesamtgewicht8,8 Tonnen
Leistung200 Kilowatt
Maximales Drehmoment610 Nm
Antriebsstrangpermanenter 4×4-Allradantrieb
Getriebe8-Gang-Automatik mit manuellem Wählhebel
Max. Geschwindigkeit120 km/h
Fassungsvermögen des Kraftstofftanksmehr als 150 Liter
Reichweite800 Kilometer (Straße)

Eine elektrisch angetriebene Drehringlafette soll als Bewaffnung vier unterschiedliche Waffensysteme aufnehmen können. Abgebildet sind ein schweres Maschinengewehr im Kaliber .50 sowie eine 40-mm-Granatmaschinenwaffe. Bei den zwei weiteren Waffensystemen wird es sich vermutlich um das MG6 sowie die 20-mm-Maschienenkanonen vom Typ 20M621 handeln. Die Bundeswehr hat bereit 2020 mehrere dieser Kanonen im Kaliber 20 x 102 mm von KNDS Frankreich, ehemals Nexter, erworben. Der 2.207 mm lange Gasdrucklader wiegt rund 45 Kilo, hat eine Kadenz von rund 800 Schuss/Minute und erreicht je nach Munitionssorte eine Anfangsgeschwindigkeit von knapp über oder unter 1.000 m/s. Neben Spreng-Brand- stehen auch panzerbrechende Geschosse sowie Trainingsmunition zur Verfügung.

Neben der am Dach des Fahrzeuges angebrachten Drehringlafette können mehrere weitere Sekundärlafetten mit weiteren Maschinengewehren bestückt werden. Zudem werden die Fahrzeuge über modulare Schutzelemente gegen ballistische Bedrohungen sowie Minen verfügen. Rosy-Nebelmittelwerfer stellen ein weiteres Schutzelement des Fahrzeuges dar.

Waldemar Geiger