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Kommt Verselbständigung von tkMS schneller als erwartet?

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Die Herauslösung von Deutschlands größter Marinewerft thyssenkrupp Marine Systems (tkMS) aus dem Essener Mutterkonzern könnte unmittelbar bevorstehen. Bereits vor einigen Wochen hatte tkMS-CEO Oliver Burkhard vor Journalisten in Hamburg gesagt, dass das Angebot eines Finanzinvestors für den Einstieg in den Werftenkonzern vorliege. Er erwarte jedoch, dass dies nachgebessert werde.

Beobachter gehen jetzt davon aus, dass sich der Mutterkonzern thyssenkrupp bereits mit dem Interessenten geeinigt hat. Wie es heißt, könnte bereits morgen die Verselbständigung von tkMS offiziell bekanntgegeben werden. Insider halten den angelsächsischen Private-Equity-Investor Carlyle für den wahrscheinlichsten Kandidaten für eine Beteiligung an der Werft.

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Der US-Investor war bereits vor einigen Jahren bei der Herauslösung von Hensoldt aus dem Airbus-Konzern neben KKR als möglicher Interessent gehandelt worden. Ob dies tatsächlich zutraf, ist allerdings nicht bekannt, denn KKR machte seinerzeit das Rennen. Der Fall Hensoldt gilt für viele als Blaupause für tkMS, da sich der Bund später mit einer Sperrminorität bei dem Sensor-Konzern mit seinen Schlüsseltechnologien einkaufte. Die Beteiligung im Rahmen eines Börsengangs erfolgte damals über die bundeseigene Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW), die kürzlich beauftragt wurde, auch bei tkMS einen Staatseinstieg zu prüfen.

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Dass der Mutterkonzern thyssenkrupp bereits seit langer Zeit die Ausgliederung des Marine-Geschäftes vorantreibt, ist kein Geheimnis. „Wegen der spezifischen Markt- und Branchensituation verfolgen wir parallel zu den weiteren Maßnahmen zur Steigerung der Leistungskraft weiterhin den eingeschlagenen Pfad der Verselbstständigung. Wir sind davon überzeugt, dass die geplante Dekonsolidierung der Sparte die bestmöglichen Chancen für die Weiterentwicklung bietet“, heißt es im aktuellen Geschäftsbericht von thyssenkrupp zur Zukunft von tkMS.

Die Geschäftschancen für tkMS sind aufgrund der angespannten internationalen Sicherheitslage und der hohen Nachfrage nach Rüstungsgütern gegenwärtig günstig. So deutete Verteidigungsminister Boris Pistorius vor wenigen Tagen bei seinem Besuch in Norwegen an, dass sich beide Länder in Gesprächen zur gemeinsamen Beschaffung von weiteren U-Booten des Typs 212CD und womöglich auch Fregatten befinden. Norwegische Spitzenmilitärs sehen einen Bedarf von zwei weiteren U-Booten für die eigene Marine. Sollte sich dieser Bedarf in Aufträge übersetzen, würde tkMS zum Zuge kommen. Auch bei den Fregatten, gilt der Entwurf für die F127 als maßgeblich und wird offenbar in veränderter Konfiguration Norwegen präsentiert. Auch andere NATO-Länder wie Kanada müssen ihre U-Boote ersetzen – tkMS gilt als möglicher Lieferant.  

Eine Verselbständigung von tkMS würde der Marinewerft vermutlich den nötigen finanziellen Spielraum geben, um weiter expandieren und neue Projekte anstoßen zu können, zumal sich die Muttergesellschaft bereits seit Jahren in schwerem Fahrwasser befindet. tkMS hätte dann auch die Möglichkeit, sich mit Unternehmen im In- oder Ausland zusammenzutun und damit einen Beitrag zur Konsolidierung der europäischen Rüstungsindustrie zu leisten. Zunächst aber muss tkMS aus dem Mutterkonzern herausgelöst werden.

lah