Der Kieler Werftkonzern thyssenkrupp Marine Systems (tkMS) wird in Zukunft auch am Standort Wismar Schiffe und U-Boote bauen können. Gut informierten Kreisen zufolge hat der Insolvenzverwalter der bislang auf den Kreuzfahrtschiffbau spezialisierten MV-Werften, die vor einigen Monaten in die Pleite gerutscht waren, dem Marineschiffbauer den Zuschlag für den Erwerb des Standorts Wismar erteilt. Morgen soll die Entscheidung offiziell bekanntgegeben werden. Über den Kaufpreis herrscht dem Vernehmen nach Stillschweigen.
An der Spitze von tkMS steht seit kurzem Oliver Burghard als CEO, der gleichzeitig im Mutterkonzern thyssenkrupp die Rolle als Personalvorstand ausfüllt. Letztendlich geht es bei dem Kauf neben dem Erwerb neuer Fertigungskapazitäten für tkMS auch um den Erhalt von qualifizierten Arbeitsplätzen an der Ostseeküste. Je mehr Aufträge das Unternehmen also vom Bund erhält, desto besser die Beschäftigungssituation in Wismar und Kiel.
Deshalb sollen auch die Gewerkschaften dem Vernehmen nach bei der Übernahme mit im Boot sein und eine Vereinbarung mit tkMS getroffen haben. Die IG Metall Küste hatte jüngst in einer Mitteilung begrüßt, dass es mit dem geplanten Marinearsenal in Rostock und dem Verkauf des MV-Standorts Wismar an tkMS konkrete Perspektiven für die Beschäftigten dort gebe.
Wie bereits berichtet, wird der Werftkonzern voraussichtlich bis Juli ein Angebot für fünf neue U-Boote der Klasse 212 CD an das BMVg übermitteln, die die im Bestand befindlichen U-Boote der Klasse 212 A ersetzen könnten. Wie aus Parlamentskreisen zu vernehmen ist, gibt es auch Wünsche, alle sechs U 212 A gegen neue Boote auszutauschen.
Abzuwarten bleibt, wie viele Mittel aus dem 100-Milliarden-Euro-Sondervermögen tatsächlich für den Marineschiffbau am Ende zur Verfügung stehen werden. Denn noch ist nicht klar, mit welchen Kosten für Projekte wie der Beschaffung der F-35 oder exoatmosphärischen Abfangraketen für die Luftwaffe zu rechnen ist. Denn während für die F-35 noch gar kein bindendes Angebot vorliegt, halten Insider den kolportierten Preis von zwei Milliarden Euro für das Arrow-3-System für viel zu optimistisch gerechnet.
lah/9.6.2022