Gewerkschaft sieht keinen Fortschritt bei Verselbständigung von tkMS

Die angestrebte Herauslösung von thyssenkrupp Marinesystems (tkMS) aus dem Mutterkonzern thyssenkrupp und die Verselbständigung scheint noch keine großen Fortschritte gemacht zu haben. Wie Achim Hass, Gesamtbetriebsratsvorsitzender von tkMS, heute auf einer Pressekonferenz der IG Metall sagte, steht weiterhin aus, dass die staatliche KfW Bankengruppe mit der Prüfung eines Staatseinstiegs bei tkMS beginnt. Es fehle noch ein entsprechendes Schreiben. Offenbar bezieht es sich damit auf eine ausstehende Anweisung an die KfW, mit der Arbeit zu beginnen. Verteidigungsminister Boris Pistorius hatte vor einigen Wochen eine solche Prüfung angekündigt.

Die Gewerkschaft IG Metall befürwortet eine Beteiligung der Bundesrepublik an dem Werftkonzern, ähnlich wie es beim Rüstungsunternehmen Hensoldt der Fall ist. Dort hält der Bund eine Sperrminorität von 25,1 Prozent und ist offenbar bereit, über 100 Millionen Euro für eine Kapitalaufstockung von Hensoldt im Rahmen der angestrebten Übernahme Rüstungsunternehmens ESG aufzubringen.

Nach Aussage von Stephanie Schmoliner, Geschäftsführerin der IG Metall Kiel-Neumünster, fokussieren sich die Gewerkschaftsvertreter auf den Einstieg des Staates zum einen wegen der veränderten Sicherheitslage und zum anderen wegen der langfristigen Absicherung des Know-hows für Werften und Zulieferer.

Die IG Metall Küste und industriAll Europe fordern Politik und Unternehmen außerdem auf, sich stärker für gute Industriearbeitsplätze im europäischen Schiffbau einzusetzen. „Wir brauchen nicht weniger, sondern mehr Schiffbau in Europa. Die Werften mit dem erstklassigen Know-how der Beschäftigten und ihren innovativen und immer klimafreundlicheren Schiffen und anderen Produkten sind von strategischer Bedeutung für die Energieversorgung, den Transport und die Sicherheit in Europa“, sagte Isabelle Barthès, amtierende Ko-Generalsekretärin von industriAll Europe, nach einem zweitägigen Treffen von Gewerkschaftern aus Spanien, Belgien, Großbritannien, den Niederlanden, Frankreich, Italien, Polen, Finnland, Dänemark und Deutschland in Kiel. Die mehr als 30 Teilnehmenden des Netzwerkes Schiffbau von industriAll Europe tagten auf Einladung der IG Metall Küste in der Oceanworld von thyssenkrupp Marine Systems. IndustriAll European Trade Union vertritt nach eigenen Angaben 7 Millionen Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen in den Lieferketten des verarbeitenden Gewerbes, des Bergbaus und der Energiebranche in ganz Europa. Dem Verband gehören 200 Mitgliedsorganisationen in 39 europäischen Ländern an.

Barthès verwies auf die in der vergangenen Woche von den europäischen Gewerkschaften gestarteten Kampagne zur Stärkung der Industrie: „Jetzt müssen die europäischen Staats- und Regierungschefs aktiv werden und einen zukunftsorientierten Plan für industrielle Investitionen verabschieden, der eine widerstandsfähige, faire und nachhaltige Zukunft für die europäische Industrie und unsere Arbeitsplätze fördert. Wenn wir dies nicht tun, wird nicht nur unser industrielles Gefüge untergraben, sondern auch der europäische Zusammenhalt, was verheerende Folgen haben kann.“
lah/29.11.2023

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