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Erster Multi-Millionen-Auftrag für Iris-T SL aus dem Ausland

Der deutsche Technologiekonzern Diehl hat nach eigenen Angaben einen Großauftrag zur Lieferung seiner Boden-Luft-Rakete vom Typ Iris-T SL aus dem Ausland erhalten. Man habe mehrere Systeme „im höheren Hundert-Millionen-Bereich“ verkauft, sagte der Chef der Defence-Sparte von Diehl, Claus Günther, am Donnerstag auf einer Pressekonferenz seines Unternehmens während der Luftfahrtmesse ILA in Berlin.

Die Konfiguration einer Einheit sieht nach Angaben des Diehl-Managers so aus, dass drei Flugkörper-Launcher mit einem Radar von Hensoldt – es handelt sich dabei um das TRM-4D – und einer Führungszelle von Airbus  kombiniert werden. „Das heißt, es ist ein rein deutsches System“, betonte Günther. Man habe mehrere Systeme verkauft, die Exportgenehmigungen dafür seien erteilt. Gut informierten Kreisen zufolge,  soll der Gesamtauftrag für alle drei beteiligten Partner bei über einer Milliarde EUR liegen.

Es kursieren Gerüchte, dass dem  Kundenland – das Rüstungsprodukte in der Vergangenheit  in erster Linie in Russland und später in den USA eingekauft hat –  eine Schlüsselrolle bei der Stabilisierung des östlichen Mittelmeerraumes und weit darüber hinaus zukommt.  Kontakte zwischen Deutschland und dem Kundenland bestehen demnach bereits im Bereich des Marineschiffbaus, wobei hier neue Projekte  in der Diskussion sind. Politische Unterstützung aus Deutschland erfolgt – wie bereits berichtet – offenbar auch bei der Sicherung der Grenzen,  nicht zuletzt, um die illegale Migration Richtung EU einzudämmen.

Wie es weiter heißt, wurde der Vertrag in knapp zwei Jahren unter Dach und Fach gebracht. Interessant ist auch der Umstand, dass der Kunde offenbar an der Lieferung rein deutscher Technologie interessiert war. Denn in den vom Bund geförderten Projekten Iris-T SL sowie IBMS von Airbus dürften keinen ITAR-gelisteten Komponenten enthalten sein. Das gleiche gilt vermutlich auch für das Hensoldt-Radar.

Und eine weiterer Punkt fällt ins Auge: Die gewählte Konfiguration der drei Anbieter würde offensichtlich auch für das anstehende NNbS-Vorhaben der Bundeswehr ein gutes Angebotspaket darstellen, wenn noch Flugkörper kürzerer Reichweite integriert werden. Denn selbst MBDA nutzt in seinem NNbS-Vorschlag  den Battle-Manager von Airbus und nicht das  eigene für TLVS entwickelte System.

Laut Günther verzeichnete die Defence-Sparte seines Unternehmens 2017„ein Rekordjahr im Auftragseingang“.  Dieser lag seinen Worten zufolge bei etwa zwei Milliarden EUR –  mehr als doppelt so viel wie im Vorjahr. Neben der Bundeswehr seien insbesondere NATO-Staaten – etwa in Osteuropa – wichtige Abnehmer. „Der Spike ist ein Verkaufsschlager“, kommentierte Günther die Nachfrage nach Waffen für die Panzerabwehr. Von den über 4.000 produzierten Spike-Flugkörpern seien rund 1.600 an die Bundeswehr verkauft worden, der Rest an NATO-Partner.

Neben der Beteiligung am TLVS-Vorhaben zur  Luftverteidigung sieht Günther sein Unternehmen auch beim Nah- und Nächstbereichsschutz (NNbS) im Rennen. Hier würden die Flugkörper Iris-T SL sowie Iris-T SLS angeboten. Dazu laufen seinen Worten zufolge Kooperationsgespräche mit Rheinmetall und Raytheon.

Im Bereich der Luft-Boden-Bewaffnung für Kampfflugzeuge  erweitert Diehl sein Portfolio um den gelenkten Flugkörper GBU-54. Dazu hat das Unternehmen auf der ILA eine Kooperation mit dem GBU-Hersteller Boeing geschlossen. Die GBU-54 wird bereits für den Tornado eingesetzt und soll in Zukunft auch vom Eurofighter genutzt werden. Dazu sind nach Aussage von Günther erhebliche Neubeschaffungen erforderlich.

Bei den von Diehl für den Angriff von Bodenzielen umgerüsteten Sidewinder-Flugkörpern rechnet der Manager mit einem baldigen Beschaffungsprogramm. Bei der Endwicklung der gelenkten Artilleriemunition Vulcano befinde man sich in der „Endphase der Qualifizierung“, so dass diese bald sowohl der Marine als auch dem Heer zur Verfügung gestellt werden könnten.

Diehl habe bei der Weiterentwicklung des Marine-Flugkörpers RAM zum Block 2 die Design-Authority für den Suchkopf übernommen, erläuterte Günther. Die Waffe werde in Zukunft auch über so genannte Schwarmabwehrfähigkeiten verfügen, kündigte er an. Fortschritte sind nach seinen Worten auch beim Flugkörper Idas erzielt worden, mit dem sich U-Boote gegen Hubschrauber verteidigen können. So habe der mittlerweile ausgeschiedene Generalinspekteur Volker Wieker noch im Februar die so genannte FFF unterschrieben. Idas solle in die zukünftigen norwegisch-deutschen Unterseeboote eingerüstet werden.
lah/26.4.2018

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