Anzeige

Deutschland beteiligt sich an TWISTER

Deutschland beteiligt sich seit Ende vergangenen Monats als gleichgestellter Partner am europäischen PESCO-Vorhaben zur Abwehr von Raketenangriffen. Bislang hatte die Bundesrepublik lediglich einen Beobachterstatus beim Projekt Timely Warnung and Interception with Space-based TheatER surveillance (TWISTER), mit dem unter anderem Frühwarnkapazitäten im Weltraum gegen Hyperschallwaffen aufgebaut werden sollen. Seit der Statusänderung vom Beobachter zum Teilnehmer am 24. Oktober könne Deutschland das Projekt nun aktiv mitgestalten, teilte ein Sprecher des Verteidigungsministeriums auf Anfrage mit. Er begründete die aktive Teilnahme mit dem Wunsch Frankreichs nach einer stärkeren deutschen Rolle sowie mit einem gewachsenen deutschen Interesse.

Ende vergangenen Jahres hatten sich die fünf europäischen Staaten Italien, Spanien, die Niederlande, Finnland sowie Frankreich als Führungsnation bei TWISTER zusammengefunden. Neben den Frühwarnkapazitäten wollen die Partnerländer auch einen auf die Bekämpfung von Hyperschall-Raketen sowie manövrierfähiger ballistischer Raketen optimierten Flugkörper entwickeln, der endo-atmosphärisch wirkt. TWISTER soll den Plänen zufolge im Jahr 2030 eingeführt werden.

Auch in Deutschland wird das Thema Raketenabwehr diskutiert: Anfang des Jahres stellten Diehl und MBDA Deutschland dazu auf einer Konferenz das Konzept für einen deutschen Abfangflugkörper vorgestellt. Auch dieser Flugkörper ist für den Einsatz innerhalb der Atmosphäre vorgesehen und soll nach den Vorstellungen der beiden Unternehmen eine hohe Reichweite von 200 Kilometern aufweisen und in Höhen bis 40 Kilometer wirken können.  Dem Vernehmen nach ist dieses Konzept vom deutschen Beitritt zu TWISTER nicht betroffen. Wie es heißt, laufen die Arbeiten daran weiter.  Beobachter könnten sich allerdings vorstellen, dass die deutschen Firmen ihre Erkenntnisse zu einem späteren Zeitpunkt in einen zu entwickelnden TWISTER-Flugkörper einbringen könnten.

Offenbar wird in Deutschland schon seit längerem die Möglichkeit der Flugkörper-Abwehr und Frühwarnung untersucht, wie aus dem Rüstungsbericht des Verteidigungsministeriums herauszulesen ist. In einer Papier-Studie sollen dem Vernehmen nach auch die Möglichkeiten eines exo-atmosphärisch wirkenden Abfangflugkörpers untersucht werden.

Fachkreise rechnen damit, dass im Rahmen von TWISTER langfristig ein europäisches Firmenkonsortium gegründet wird, das die Umsetzung des Vorhabens vorantreiben soll. Daran dürften dann vermutlich auch hiesige Hersteller wie die MBDA Deutschland GmbH oder Diehl partizipieren.

Die Beteiligung mehrerer Staaten an TWISTER und die Teilfinanzierung durch den European Defence Fund dürfte dabei mehr Gestaltungsmöglichkeiten für den Aufbau eines umfassenden Netzes von Frühwarn-Satelliten geben, als sie nur ein Staat – wie etwa Deutschland –  alleine hätte.  Technisch scheinen bei einem solchen Netzwerk Satelliten in niedrigen Erdlaufbahnen gegenüber geostationären Satelliten an Attraktivität zu gewinnen. So arbeitet die amerikanische Defense Advanced Research Projects Agency (DARPA) im Rahmen des Blackjack-Programms an einer Architekturdemonstration, die die militärische Nutzbarkeit von Satellitenkonstellationen in niedrigen Erdumlaufbahnen zeigen soll. Im vergangen Jahr hatte auch Airbus Defence and Space einen Auftrag Rahmen des US-Programms erhalten.
lah/1.12.2020

.i.td-icon-menu-up { display: none; }